Eine Bürgerinitiative kämpfte in Kramsach in Tirol 15 Jahre lang für die Verlegung einer 110-kV-Leitung aus dem Siedlungsgebiet. Mit Erfolg! Die alten Leiterseile wurden jetzt abmontiert.
Eine Hochspannungsleitung weiterhin über der Volksschule, dem Seniorenheim und unzähligen Privathäusern? „Das geht nicht“, dachte sich vor über 15 Jahren Christian Mück, als eine große Sanierung im Raum stand. Er gründete in Kramsach die Bürgerinitiative „Leben ohne Hochspannung“, die seitdem für eine Verlegung der 110-kV-Leitung aus dem Ort kämpfte.
Dass das Thema aufgrund von geschätzt 2000 Betroffenen durchaus Zündstoff barg, wurde bereits drei Jahre nach der Gründung der Bürgerinitiative vor der anstehenden Landtagswahl 2013 erkannt. „In diesem Jahr stellte Tinetz-Vorstand Franz Hairer mündlich erstmals ein Abrücken von der alten Trasse in Aussicht“, erinnert sich Mück. Ein paar Jahre zuvor wollte man ihm und seinen Mitstreitern noch weismachen, dass man keine Trassenalternative sehe.
2015 gab es dann die ersten Pläne, doch mehrmals wurde das Projekt verschoben. „Es gab harte Verhandlungen mit den Bauern, durch deren Wälder die neue Trasse führen sollte“, weiß Mück.
Im Jahr 2010 wurde uns noch gesagt, dass es keine Möglichkeit für eine andere Trasse in Kramsach gäbe.
Christian Mück von der Bürgerinitiative „Leben ohne Hochspannung“
„Historisches Ereignis“ nach jahrelangem Kampf
Die Mühen haben sich aber gelohnt. Nach dem Machtwechsel 2022 und mit BM Andreas Gang kam Bewegung ins Spiel, und plötzlich ging alles relativ schnell. Mitte Mai floss heuer erstmals Strom durch die neue 110-kV-Leitung, die nun nördlich von Kramsach am Berg verläuft. Vor wenigen Tagen wurden dann die alten Leiterseile in Kramsach abgenommen. „Ein historisches Ereignis“, freut sich Mück, „erstmals seit fast 100 Jahren hängen keine Starkstromkabel mehr über unseren Köpfen.“ Wäre es nicht gelungen, die Trasse aus dem Siedlungsgebiet hinaus zu verlegen, stünde womöglich für weitere 100 Jahre eine neue 110-kV-Leitung mitten im Ort. „Die alte Stromtrasse erlebte schließlich auch vier Währungen“, sagt Mück.
44 Millionen Euro investiert
Im Herbst sollen die Arbeiten endgültig abgeschlossen sein. „Sind alle Leitungen ausgezogen, werden die Maste im Siedlungsraum abgebaut und recycelt. Danach werden die alten Fundamente bis auf einen Meter Tiefe geschliffen“, erklärt Tinetz-Geschäftsführer Thomas Rieder. Die Gesamtkosten für die neue Trasse betragen für die vier Bauabschnitte Kirchbichl-Angerberg, Breitenbach, Kundl und Kramsach übrigens 44 Millionen Euro.
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