In Vorarlberg wurden zwei Leichen entdeckt, wie die Polizei berichtete. In einer Unterführung in Hörbranz im Bezirk Bregenz wurde ein 55-jähriger Mann in 20 Zentimeter tiefem Wasser liegend aufgefunden. Die Unterführung war in den vergangenen Tagen überschwemmt. Wie die gerichtsmedizinische Obduktion am Donnerstag ergab, war der Mann allerdings stark alkoholisiert. In nüchternem Zustand wäre der 55-Jährige wahrscheinlich nicht zu Tode gekommen, hieß es seitens der Polizei. Er dürfte schon vor zwei oder drei Tagen gestürzt und ums Leben gekommen sein. Da er alleinstehend war, wurde sein Fehlen nicht eher bemerkt.
Am Bodensee vor Gaißau stieß zudem ein Holzfischer etwa 30 Meter vom Ufer entfernt auf eine Leiche, die im Wasser trieb. Die Identität des Mannes steht noch nicht fest, auch in diesem Fall wurde eine gerichtsmedizinische Obduktion angeordnet.
Feuerwehrmann in Hochwasser ertrunken
Auch in Gutau in Oberösterreich gibt es mittlerweile ein Todesopfer zu beklagen. Der 33-jährige Landwirt und Feuerwehrmann Johann A. war mit dem Auto in der Nacht auf Mittwoch auf dem Weg nach Hause gewesen, ins Schleudern geraten und in die neben der Straße fließende Waldaist gestürzt. Der angeschwollene Fluss riss den Wagen samt Lenker mit, der Pkw blieb mit den Rädern nach oben unter einer Brücke stecken (kleines Bild rechts) - der Mann konnte sich nicht befreien und ertrank im Hochwasser. "Wir wissen nicht, ob die Fahrt im Rahmen eines Einsatzes passiert ist", erklärte Feuerwehrsprecher Hermann Kollinger.
Damit sind im Zuge der Hochwasserkatastrophe insgesamt mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen: Am Sonntag war ein Arbeiter bei einem Murenabgang in St. Johann im Salzburger Pongau gestorben. Am Montag wurde in Vorarlberg ein Mann tot aufgefunden, der 59-Jährige dürfte während des Hochwassers am Nachhauseweg ertrunken sein. Zudem gelten in Taxenbach im Salzburger Pinzgau zwei Menschen als vermisst. Evelyn K. wurde mitsamt ihrem Wagen von einer Schlammlawine erfasst und mitgerissen. Den Bauern Meinrad H. aus demselben Ort ereilte ein ähnliches Schicksal: Beim Kampf gegen die Fluten stürzte der vierfache Familienvater samt Fahrzeug in einen reißenden Fluss. Für beide Vermissten gibt es kaum noch Hoffnung.
Donaupegel sinken nun auch im Osten
Nach den ersten Hochwassereinsätzen am Freitag im niederösterreichischen Bezirk Amstetten ist die Lage eine knappe Woche später weiterhin angespannt. Dennoch konnte der Hydrografische Dienst in Niederösterreich am Donnerstagnachmittag leichte Entwarnung geben: "Die Donau beruhigt sich, die Pegel sind im Sinken begriffen - auch östlich von Wien an der Messstelle Wildungsmauer."
Derzeit gibt es laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger keine gröberen Probleme, auch der aufgeweichte Damm in Stopfenreuth im Bezirk Gänserndorf haben gehalten. Beim Damm am Kremsfluss in Theiß ist die Lage nach Angaben des Bezirksfeuerwehrkommandos stabil. Insgesamt wurden dort 6.000 Tonnen Schotter und 10.000 Quadratmeter Vlies verarbeitet, weil auch der Begleitweg komplett aufgeweicht war. Ein weiteres Problem in diesem Bereich bildete das steigende Grundwasser, mithilfe von drei Großpumpen wurden 600.000 Liter pro Stunde zurückgepumpt.
In Wien wurde der Höchststand bereits erreicht, hier ist die Situation zunehmend entspannter. Die Häfen Lobau und Albern sind zwar weiter überschwemmt, aber das Wasser geht langsam zurück.
Trinkwasser droht Verunreinigung durch Keime
Indes stehen die Einsatzkräfte vor einer zusätzlichen Herausforderung: "Ein Problem kann vor allem für Brunnen und bei Kläranlagen entstehen, in die Oberflächenwasser eindringt. Bei privaten Brunnen, die für Trinkwasserversorgung genutzt werden, sollte nach einem Hochwasser auf jeden Fall eine mikrobiologische Untersuchung erfolgen", erklärte der Mikrobiologe und Hygieniker Michael Sturm.
Das Problem: Wenn Oberflächenwasser in Brunnen etc. eindringt, ergibt sich praktisch automatisch eine Belastung mit Schmutz und Keimen: "Bei Keimen stehen da vor allem in Fäkalien vorkommende Bakterien im Vordergrund. Das sind E. coli-Bakterien und Enterokokken."
Die wichtigste Vorsorgemaßnahme: "Die Feuerwehren stellen im Bedarfsfall die Trinkwasserversorgung mit ihren Tankwagen sicher. Man kann auch auf Flaschenwasser umsteigen. Ansonsten sollte Brunnenwasser für Trinkwasserzwecke unbedingt einige Minuten sprudelnd abgekocht werden."
220 Schienenkilometer wieder freigegeben
Die ÖBB konnten dank rascher Instandsetzungsarbeiten am Donnerstag 220 Schienenkilometer wieder freigeben. Einige Hundert Mitarbeiter waren an den vergangenen Tagen dafür abgestellt, berichtete Konzernsprecher Michael Braun am Donnerstagnachmittag. Züge verkehren wieder auf der Weststrecke zwischen Wien und Salzburg, der Brennerstrecke, der Tauernbahn im Abschnitt Salzburg-Bischofshofen und im Abschnitt Kufstein-Kiefersfelden.
Auf der Weststrecke bleibt die Korridorstrecke zwischen Kufstein und Salzburg dagegen nach Angaben der Deutschen Bahn bis einschließlich kommenden Montag gesperrt. Auf dem ersatzweise eingerichteten Schienenersatzverkehr sind 30 Busse im Einsatz. Nach wie vor gibt es aber durch das Hochwasser bzw. dadurch verursachte Schäden noch etliche Beeinträchtigungen auf österreichischen Bahnverbindungen.
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