Boston-Anschlag

USA: FBI erschießt Bekannten von Attentäter Tsarnaev

Ausland
22.05.2013 17:04
Ein FBI-Agent hat in Orlando im US-Bundesstaat Florida einen gebürtigen Tschetschenen erschossen, der zuvor wegen möglicher Verbindungen zum getöteten Boston-Bomber Tamerlan Tsarnaev ins Visier der Bundespolizei geraten war. Der 27-Jährige sei nur wenige Stunden vor seinem Tod zum letzten Mal von Ermittlern befragt worden, wie US-Medien berichteten. Dem Nachrichtensender NBC News zufolge habe der Verdächtige versucht, einen Beamten anzugreifen - woraufhin dieser den Tschetschenen, der sich laut einem Freund von den Behörden verfolgt fühlte, erschoss.

In einer kurzen Erklärung des FBI hieß es am Mittwochmorgen (Ortszeit) lediglich: "Der Agent hat während der Ausübung seiner dienstlichen Pflichten auf den Verdächtigen geschossen und ihn getötet." Der Mann, laut unbestätigten Medienberichten handelt es sich um den 27-jährigen Ibragim Todashev (re. im Bild), sei verstorben und "wir haben zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Einzelheiten über den Vorfall", sagte FBI-Sprecher Dave Couvertier.

Zu dem tödlichen Schuss kam es in der Nacht auf Mittwoch in einem Apartment-Komplex rund 20 Kilometer von Walt Disney World entfernt. NBC News zitierte in einem Bericht anonyme Quellen, wonach der Mann versucht habe, einen FBI-Agenten anzugreifen - nur wenige Stunden nach seiner letzten Einvernahme im Zusammenhang mit dem Doppelanschlag beim Bostoner Marathon. Offenbar wollte der Beamte den Mann erneut befragen, als es zu dem tödlichen Zwischenfall kam. Der Tschetschene sei plötzlich gewalttätig geworden, der FBI-Agent wurde dabei verletzt, teilte die Bundespolizei mit.

Tschetschene kannte Tsarnaev durch Kampfsport
Ein Freund identifizierte den Toten als den 27-jährigen Ibragim Todashev aus Orlando. Todashev und der getötete Attentäter Tamerlan Tsarnaev hätten sich gekannt, weil beide Kampfsport betrieben hätten - Tsarnaev war Boxer, Todashev Mixed-Martial-Arts-Kämpfer -, sagte Khusn Taramiv dem lokalen Nachrichtensender WESH Channel 2. Wie Tsarnaev war der 27-Jährige ein in Tschetschenien geborener Moslem. Den Boston-Attentäter habe er aber laut Angaben seines Freundes erst nach dem Umzug in die USA kennengelernt.

Todashevs Freund sagte, er und der 27-Jährige seien zuletzt am Dienstag rund drei Stunden lang vom FBI einvernommen worden. Die Ermittler hätten sich unter anderem dafür interessiert, was sie über Tamerlan Tsarnaev wussten. Zudem hätten sie Auskunft über ihre politischen Ansichten und ihr Empfinden über den Boston-Anschlag geben müssen, so Taramiv.

"Er glaubte, FBI wolle ihm etwas anhängen"
Taramiv erklärte zudem, Todashev sei von dem Gefühl geplagt worden, man wolle ihm eine Falle stellen - offenbar um ihm im Zusammenhang mit dem Boston-Terror etwas "anzuhängen", so der Tschetschene. Der 27-Jährige habe ihm gegenüber die Sorge zum Ausdruck gebracht, dass "etwas Schlimmes" mit ihnen geschehen werde.

Er und Todashev seien nach dem Anschlag mehrmals vom FBI observiert worden, kritisierte Taramiv gegenüber WESH Channel 2. Zum ersten Mal sei sein Freund am Tag nach der Identifizierung der beiden Boston-Attentäter, Tamerlan und Dhzokhar Tsarnaev, von den Behörden kontaktiert worden. Taramiv betonte zudem, er und Todashev seien zwar beide Moslems, aber nicht radikal. Außerdem hätte der getötete 27-Jährige keine Waffe besessen, beteuerte der Tschetschene.

US-Tschetschenen sehen Moskaus Hand im Spiel
Die "New York Times" berichtete indessen, mehrere Mitglieder der tschetschenischen Gemeinschaft in den USA hätten in den Wochen nach dem Boston-Anschlag in zunehmendem Maße die Sorge geäußert, russische Geheimdienstmitarbeiter würden die Aufmerksamkeit des FBI gezielt auf in den Vereinigten Staaten lebende Tschetschenen lenken. Demnach hetzte Moskau US-Tschetschenen, die feindselig gegenüber Russland eingestellt seien, aber nichts mit Terrorismus zu tun hätten, die Behörden auf den Hals.

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