Nach Troika-Einigung

Zypriotischer Finanzminister Sarris tritt zurück

Wirtschaft
02.04.2013 16:28
Der zypriotische Finanzminister Michalis Sarris verlässt überraschend die Regierung. Nach dem Abschluss der Gespräche mit den internationalen Geldgebern über das milliardenschwere Hilfspaket für das Euro-Land erklärte Sarris am Dienstag seinen Rücktritt. Neuer Finanzminister wird der bisherige Arbeitsminister Charis Georgiades, teilte die Regierung in der Hauptstadt Nikosia mit. Georgiades soll am Mittwoch angelobt werden.

Sarris begründete seinen Schritt am Dienstagnachmittag damit, dass er den Ermittlungen zur Ursache des Bankendebakels nicht im Wege stehen wolle. Die Untersuchungen betreffen neben Sarris' Tätigkeit als Finanzminister (von 2005 bis 2008 sowie seit 28. Februar 2013) auch seine Zeit bei der schwer ins Trudeln geratenen Popular Bank. Dort war er zwischen den beiden Amtszeiten als Minister im Vorstand tätig. Die Pleitebank soll im Zuge der Umstrukturierung des zypriotischen Bankensektors abgewickelt werden. Die prekäre Lage der zweitgrößten Bank des Landes gilt als eine der Ursachen für die Beinahe-Pleite Zyperns.

Als Finanzminister hatte Sarris in den Verhandlungen mit der Euro-Zone und Russland eine unglückliche Figur abgegeben. Im März war er etwa mit leeren Händen aus Moskau zurückgekehrt, wo er für einen Einstieg russischer Investoren bei zypriotischen Banken geworben hatte. Laut Medienberichten soll Staatspräsident Nikos Anastasiades mit Sarris' Krisenmanagement nicht zufrieden gewesen sein. In einer ersten Reaktion dankte Anastasiades Sarris freilich für dessen Einsatz.

Geld ins Ausland geschafft? Präsident geht in die Offensive
Unterdessen ist Anastasiades selbst schwer in die Kritik geraten. Vor dem Beschluss drastischer Zwangsabgaben sollen ausgewählte Bankkunden und Unternehmen gewarnt worden sein, ihr Geld rechtzeitig ins Ausland zu schaffen. Darunter sollen auch Familienmitglieder des Präsidenten sein. Anastasiades vereidigte Dienstagmittag eine vom Parlament eingesetze Kommission aus drei ehemaligen Richtern, die den Vorwürfen nachgehen soll.

"Ich bitte Sie, mit Vorrang und besonderer Strenge zu prüfen, was mir direkt oder indirekt vorgeworfen wird", sagte Anastasiades bei der Vereidigung. So sollen nicht nur die Geldflüsse überprüft werden, die seine Verwandten in den vergangenen Tagen getätigt haben, auch seine frühere Anwaltskanzlei soll durchleuchtet werden.

Insgesamt sollen unmittelbar vor Inkrafttreten der drakonischen Maßnahmen rund 700 Millionen Euro aus Zypern ins Ausland geflossen sein. Laut griechischen Medien seien 136 Firmen daran beteiligt gewesen.

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