Terminkalender voll

Papst Franziskus geht mit Schwung an die Arbeit

Ausland
14.03.2013 17:21
Einen Tag nach der historischen Wahl des ersten Lateinamerikaners zum Papst hat sich Franziskus in Rom der Öffentlichkeit gezeigt. Mit einem ungewöhnlichen ersten Ausflug nur Stunden nach der Wahl raus aus dem Vatikan zeigte er Spontaneität. Es gebe bei diesem Papst eine neue Art, die Dinge zu tun, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Eines ist bereits fix: Schon jetzt hat der 266. Papst einen vollen Terminkalender.

Auf Franziskus warten gewaltige Aufgaben. Die katholische Kirche leidet nach Ansicht von Kritikern unter einem Reformstau. Auch die Kurie und die Vatikanbank gerieten in Verruf. Anders als Vorgänger Benedikt XVI., der seine Wahl 2005 durch die Kardinäle drastisch als "Fallbeil" bezeichnete und sich im Amt zunächst berappeln musste, will Franziskus seine Aufgabe direkt mit Schwung anpacken. Er hat sich die ersten Tage seines Pontifikats schon mit Terminen bepackt und sucht den Kontakt mit den Gläubigen.

Der erste Weg aus dem Vatikan führte Franziskus – begleitet von scharfen Sicherheitsvorkehrungen - am Donnerstag zur Mutter Gottes. Etwa 20 Minuten betete er in der zu Rom gehörenden Basilika Santa Maria Maggiore vor einer Marienikone. Einen schlichten Blumenstrauß legte er dort ab. Danach sprach der Papst spontan mit ein paar Schülern und betete vor einem Seitenaltar, an dem im 16. Jahrhundert Jesuiten-Gründer Ignatius von Loyola gebetet hatte.

Franziskus beendet Konklave
Am späten Nachmittag feierte Franziskus dann in der Sixtinischen Kapelle mit allen in Rom anwesenden Kardinälen, darunter auch Christoph Schönborn, eine Messe. Der Gottesdienst "Per la Chiesa" ("Für die Kirche") beendete offiziell das Konklave. Bei seiner Messe forderte der neue Pontifex die Papstwähler auf, Christus zu verkünden. "Wir können vieles aufbauen. Wenn wir aber Jesus Christus nicht verkünden, sind wir vielleicht eine barmherzige NGO, nicht aber die Kirche", sagte Franziskus in seiner Predigt, die er auf italienisch hielt.

Die Kirche sollte eine Verweltlichung vermeiden, sagte Franziskus in seiner sieben Minuten langen und frei gehaltenen Ansprache. Das Kreuz müsse stets im Mittelpunkt des christlichen Lebens stehen, "ansonsten sind wir verweltlicht". "Wer nicht den Herrn anbetet, betet den Teufel an, denn wer sich nicht zu Jesus Christus bekennt, bekennt sich zur Weltlichkeit des Dämonen", so der neue Papst laut Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Feierliche Amtseinführung am Dienstag
Am Samstag wird der neue Papst in der Aula Nervi Journalisten treffen. Sein erstes Angelus-Gebet wird der 76-Jährige am Sonntag sprechen - dazu werden erneut zahlreiche Menschen auf dem Platz vor dem Petersdom erwartet. Am Dienstag wird Franziskus dann mit einem feierlichen Gottesdienst um 9.30 Uhr in sein neues Amt eingeführt.

Bei der Messe werden Delegationen aus der ganzen Welt und viele Staats- und Regierungschefs anwesend sein. Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Außenminister Michael Spindelegger haben ihre Teilnahme bereits zugesagt. Wie Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag in Rom bei einer Pressekonferenz sagte, werden auch einige österreichische Bischöfe erwartet.

Bei dem Gottesdienst erhält Franziskus die Insignien der päpstlichen Macht, unter anderem das Pallium, eine Art Stola, und den Fischerring. Anders als zunächst von italienischen Medien angekündigt, wird Franziskus am kommenden Mittwoch aber doch noch keine Generalaudienz auf dem Petersplatz abhalten. Stattdessen will der neue Papst Vertreter anderer Kirchen und Religionen empfangen, wie Radio Vatikan am Donnerstag meldete.

Baldiges Treffen mit Vorgänger geplant
Während sich der Terminkalender des neuen Papstes nun zu füllen beginnt, plant der Argentinier auch bereits eine Begegnung mit Benedikt XVI.: Demnächst will Franziskus sich mit seinem Vorgänger treffen, wie Vatikansprecher Federico Lombardi ankündigte. Der feinsinnige deutsche Theologe und der bodenständige südamerikanische Anwalt der Armen, das ist schon ein großer Unterschied. Der emeritierte Benedikt XVI., der später mit Franziskus auf dem Vatikangelände leben wird, will zwar für seine Kirche beten, allerdings nicht die Rolle des "Gegenpapstes" spielen.

Erste Reise geht nach Brasilien
Kirchenrepräsentanten aus aller Welt haben den neuen Papst bereits in ihre jeweiligen Länder eingeladen. Fix dürfte dabei allerdings vorerst nur ein Brasilien-Besuch aus Anlass des Weltjugendtags im Juli sein, meldete Kathpress. Medien berichten in diesem Zusammenhang, dass der frühere Erzbischof von Buenos Aires nicht als besonders begeisterter Reisender gilt.

Papst statt Pension: Kein Zeit für Doktorarbeit
Keine Zeit wird dem neuen Papst in den kommenden Jahren für sein Studium bleiben: Nach Ansuchen um seine Emeritierung wollte sich der frühere Primas der argentinischen Bischöfe eigentlich seiner - noch unvollendeten - Doktorarbeit widmen. Das geht aus Zitaten Jorge Mario Bergoglios in der argentinischen Zeitung "El Observador" hervor.

In dem ausführlichen Artikel über Bergoglio aus dem Juli 2012 wird der jetzige Papst mit den Worten zitiert: "Ich bin mir selbst klar über meine Zukunftspläne: Ich möchte die Doktorarbeit zu Ende bringen, die bisher noch unvollendet geblieben ist, in Gemeinschaft mit den anderen Priestern wohnen und im Stadtviertel Flores weiter tätig sein." Klar sei ihm aber, "dass man nie weiß, was die Rolle ist, die Gott einem gibt", heißt es in dem Beitrag, der Bergoglio als einen der offensten Kirchenvertreter im argentinischen Katholizismus beschreibt, mit fast schon prophetischer Weitsicht weiter.

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