Pilgern zur Grotte

Tausende Christen feiern Weihnachten in Bethlehem

Ausland
24.12.2012 23:42
Tausende Christen aus aller Welt haben am Montag an den traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten im Heiligen Land teilgenommen. In Bethlehem kam am Nachmittag eine Prozession unter Leitung des Lateinischen Patriarchen Fouad Twal (Bilder 2 und 3) an und wurde dort feierlich von christlichen Würdenträgern in Empfang genommen. Auch im Vatikan wurde das Weihnachtsfest am Abend feierlich begangen.

Die Wagenkolonne des Patriarchen mit etwa 40 Fahrzeugen war aus der Jerusalemer Altstadt in das wenige Kilometer entfernte Bethlehem gefahren. Fouad Twal, der in Schwarz und Purpur gekleidet war, ist der höchste Repräsentant des Vatikans im Heiligen Land.

Auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche in Bethlehem feierten gläubige Christen die Ankunft der Prozession. Mit Dudelsäcken und Trommeln zogen palästinensische Pfadfinder durch die Straßen der historischen Stadt, bevor Chöre aus aller Welt Weihnachtslieder sangen.

15.000 Pilger in Bethlehem
Nach christlicher Überlieferung ist Jesus in der Grotte geboren worden, die sich unter dem Altar der Kirche aus dem 6. Jahrhundert befindet. Nach Angaben der palästinensischen Tourismusministerin Rula Maaya sind in diesem Jahr etwa 15.000 Pilger aus aller Welt zu Weihnachten nach Bethlehem gekommen.

Zum Höhepunkt der Feierlichkeiten zelebriert Twal am Heiligen Abend in der Katharinenkirche die traditionelle Mitternachtsmesse. In seiner Weihnachtsbotschaft hatte der Patriarch seine Erschütterung über die jüngste Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden, radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas geäußert. "Die Situation im Nahen Osten macht uns ratlos", sagte er. Mit Blick auf den Bürgerkrieg in Syrien fügte er hinzu: "Die Freude an Weihnachten wird von der unglaublichen Gewalt in Syrien überschattet."

Anerkennung Palästinas "erster Schritt in Richtung Frieden"
Die Anerkennung Palästinas als Beobachterstaat bei der UNO sei "ein erster Schritt in Richtung Frieden und Stabilität in der Region", sagte Twal weiter. "Israel wird auf Augenhöhe mit einem anderen Staat zum Wohle aller verhandeln können." Die zweite und damit letzte Amtszeit von US-Präsident Barack Obama müsse zu einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten führen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wünschte unterdessen den Christen in aller Welt frohe Weihnachten. "Die christlichen Gemeinden im Nahen Osten schrumpfen heute, und viele von ihnen sind in Gefahr", sagte der Regierungschef am Montag in einer Videobotschaft. In Israel gebe es hingegen eine "starke und wachsende christliche Gemeinschaft", deren Rechte man weiter tolerieren und schützen wolle.

Nach Angaben des Statistikbüros leben in Israel etwa 158.000 Christen. Sie machen etwa zwei Prozent der Bevölkerung aus. Mehr als 80 Prozent der israelischen Christen sind demnach Araber. Bei den übrigen 20 Prozent handle es sich um Menschen, die mit ihren jüdischen Angehörigen nach Israel eingewandert seien. Die meisten Christen, etwa 22.400, leben laut Statistik in Nazareth.

Papst feierte die Weihnachtsmesse
Auch in Rom haben die Weihnachtsfeierlichkeiten begonnen. Die Krippe auf dem Petersplatz ist ein Geschenk der süditalienischen Region Basilikata und ist den Höhlen von Matera, einer zum Weltkulturerbe zählenden Felsenlandschaft, nachempfunden. Der danebenstehende 24 Meter hohe Christbaum wurde dem Papst von der Gemeinde Pescopennataro in der süditalienischen Region Molise gestiftet. Er war bereits am 14. Dezember in einer bunten Zeremonie illuminiert worden.

Die Christmette, die normalerweise um Mitternacht beginnt, startete heuer bereits um 22 Uhr, um dem 85-jährigen Papst eine längere Ruhepause vor dem nächsten großen Termin zu ermöglichen (Berich siehe Infobox). Am Dienstag zu Mittag verliest Benedikt XVI. nämlich von der Mittelloggia des Petersdoms aus seine Weihnachtsbotschaft und spendet den Segen "Urbi et orbi" - an die Stadt und den Erdkreis. Vor dem Segen wird der Papst wieder Weihnachtswünsche in mehreren Dutzend Sprachen an alle Welt richten. Wie in jedem Jahr sind auch diesmal zu den Feiertag viele Tausend Pilger und Besucher aus aller Welt in Rom eingetroffen, um an den Festtagszeremonien mit dem Papst im Vatikan teilzunehmen.

Besuch für den Papst aus Bayern
Nach den anstrengenden Weihnachtsfeierlichkeiten bekommt Papst Benedikt Besuch aus seiner bayerischen Heimat. Bei Keksen, Punsch und gemeinsamem Singen wolle er mit seinem päpstlichen Bruder im Vatikan die Weihnachtszeit genießen, sagte der 88-jährige Georg Ratzinger in einem am Montag ausgestrahlten Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Er selbst werde Klavier spielen, sein Bruder singe dazu.

"Das ist kein großes Kunstwerk, aber sehr herzlich", verriet Georg Ratzinger. Der Papst sei seinen Aufgaben trotz seiner 85 Jahre noch gewachsen, sagte Georg Ratzinger. Der Bruder sei "relativ frisch", schließlich halte ihn das hohe Amt "dauernd in der Übung". Das helfe, geistig nicht "zu verdämmern". Ganz spurlos gehe das Alter aber auch am Papst nicht vorbei: "Es geht mühsamer als früher. Alles wird halt a bisserl mühsamer im Alter. Aber eigentlich fühlt er sich noch frisch."

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