Spitäler am Abgrund

Athen: Kein Geld für Kranke – Angst vor Infektionen wächst

Ausland
05.12.2012 16:50
In Griechenland nehmen die Missstände in den Spitälern immer dramatischere Ausmaße an. Weil einfachste Ausstattung, wie Handschuhe, Kittel und Alkoholtücher, fehlt, befürchten Experten einen Anstieg schwer zu behandelnder Infektionen. "Wir wussten zwar, dass in Griechenland Infektionskeime, bei denen Antibiotika nicht mehr wirken, ein sehr großes Problem sind", sagte Marc Sprenger, Direktor des Europäischen Zentrums für Prävention und Krankheitskontrolle. Nach einem Besuch in Athen sei ihm aber klar: "Es ist fünf vor Zwölf".

In kaum einem Land in Europa kann ein Krankenhaus-Patient sich so leicht eine Infektion einfangen wie in Griechenland. Experten fürchten eine Verschärfung der Lage wegen des enormen Spardrucks der Regierung, durch den es im Gesundheitssystem an allen Ecken und Enden mangelt. Mit weniger Ärzten und Krankenschwestern sowie leeren Kassen für den Kauf von Medikamenten würden bei der Hygiene Risiken eingegangen, warnte Sprenger. Es könnte passieren, dass hochinfektiöse Krankheiten wie Tuberkulose nicht ausreichend behandelt würden - und sich die Krankheit so stärker ausbreitet.

Auch Roberto Bertollini, Chef-Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation, warnte, die krankenhausbedingten Infektionen seien besorgniserregend.

Patienten werden oftmals gar nicht behandelt
Wegen des fehlenden Personals sei es an der Tagesordnung, dass zahlreiche Patienten in den Krankenhauskorridoren lange auf Behandlung warten müssten, sagte ein Mitglied des Ärzteverbandes. Viele von ihnen müssten sogar ohne Behandlung wieder nach Hause gehen.

Einige Pharmakonzerne haben zudem ihre Lieferungen nach Griechenland bereits eingeschränkt. Das hessische Pharmaunternehmen Biotest hatte im Juni wegen unbezahlter Rechnungen in Millionenhöhe entschieden, die Lieferungen nach Griechenland einzustellen. Nur die Versorgung von Notfallpatienten wollte Biotest noch sicherstellen. Auch der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck liefert inzwischen sein Krebsmedikament Erbitux nicht mehr an griechische Kliniken.

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