Farbenfrohes Kanada

Indian Summer de luxe: Kreuzfahrt mit Outdoor-Urlaub

Reisen & Urlaub
27.10.2012 17:11
Die Wälder Kanadas und Nordamerikas taucht der Herbst in eine schier unvergleichliche Farbenpracht. Die Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Kombiniert mit einer Kreuzfahrt auf dem St.-Lorenz-Strom wird der "Indian Summer" zu einem unvergesslichen Erlebnis.

"Von 'Indian Summer' spricht man nur, wenn sich die Blätter der Misch- und Laubwälder nach ausreichend Regen, Nachtfrost und einer anschließenden trockenen und warmen Wetterperiode im späten Herbst in intensiven, bunten Farben zeigen", erklärt uns Führerin Andreé, die bereits in elfter Generation in Quebec lebt. "Das ist nicht in jedem Jahr so." Wir haben Glück, rund um uns Wälder wie gemalt! Wir, das sind die Passagiere der französischen Super-Jacht "Le Boreal". Es ist unser erster Landausflug, seit wir am Vortag in der Kanadischen Metropole Montreal an Bord gegangen sind.

Insgesamt elf Tage wird unsere Reise dauern und uns auf dem St.-Lorenz-Strom und dem Atlantik bis nach Boston führen. Ziel ist eine Ahornsirup-Produktion in der Nähe von Quebec. 75 Jahre müssen die Bäume alt sein, um den begehrten Saft aus ihnen gewinnen zu können, der dann so lange eingekocht wird, bis die gewünschte Konsistenz (Zucker, Toffee oder der bei uns bekanntere Sirup) erreicht ist.

Auf dem Rückweg nach Quebec machen wir halt bei den spektakulären Montmorency Falls. Eineinhalbmal höher als die Niagara-Fälle stürzen die Wassermassen aus über achtzig Meter in die Tiefe. Quebec, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, bezaubert durch ihr frankophiles Flair. Straßenmusiker, kleine Cafés, enge Gassen und das Chateau Frontenac prägen das Bild dieser im Jahr 1534 gegründeten Stadt, die als einzige in ganz Nordamerika über einen historischen Stadtkern und intakte Festungsanlagen verfügt.

Hundert Kilometer lang ist der Saguenay-Fjord. Naturschutzgebiet für Beluga- und andere Walarten, ist er Teil des Meeresparks Saguenay-Saint-Laurent. Von einem Felsen aus grüßt eine überdimensionale Marien-Statue die vorüberfahrenden Schiffe – untermalt vom Ave-Maria, das aus den Bord-Lautsprechern tönt. Man weiß sich eben zu inszenieren! Mit dem Tender gelangen wir an Land, wo uns bereits ein alter Schulbus erwartet und in den nahe gelegenen Saguenay-Nationalpark bringt. Mit Führer Gregorias brechen wir zu einer ausgedehnten Wanderung auf, bei der sich phantastische Blicke auf den Fjord und die farbenprächtigen Wälder offenbaren.

Sie tauchen auf, blasen Fontänen und verschwinden wieder
An der Mündung des Saguenay-Fjords in den St.-Lorenz-Strom liegt Tadoussac. Das kleine pittoreske Fischerdorf mit der ältesten Holzkirche Kanadas ist bekannt als einer der besten Walbeobachtungsplätze weltweit. Auch wir haben eine solche Tour gebucht und werden fürs Erste einmal in "wasserdichte" Kleidung gesteckt. Mit dem Zodiac geht es in rasanter Fahrt hinaus auf den Strom. Und dann heißt es warten, warten, warten. Der Fluss ist ziemlich unruhig, und es schaukelt – nichts für empfindliche Zeitgenossen.

Plötzlich tauchen vor uns zwei Minkwale aus dem Nichts auf – und sind ebenso schnell auch wieder weg. Mehrere Tiere sind rund um das Boot, tauchen auf, blasen Wasserfontänen in die Luft und verschwinden wieder unter der Wasseroberfläche. Obwohl uns Nässe, Kälte und Seegang ziemlich zusetzen, ist die Begeisterung über diese Begegnung mit den Meeressäugern grenzenlos und wird uns beim abendlichen Captains-Dinner ausreichend Gesprächsstoff bieten.

Patrick Marchesseau ist Kapitän der 2010 gebauten "Le Boreal". Der Franzose gilt als Nationalheld. Bei der Entführung des Kreuzfahrtseglers "Le Ponant" im April 2008 wurden er und seine Mannschaft von somalischen Piraten festgehalten. Durch sein umsichtiges Verhalten brachte er die Angelegenheit ohne Blutvergießen zu einem glücklichen Ende und erhielt dafür einen der höchsten französischen Orden.

Unsere nächsten Ziele Havre Saint-Pierre und der Mingan-Archipelago-Nationalpark, eine Ansammlung von rund 30 kleinen Inseln mit bizarren Kalksteinformationen, die im Laufe von Jahrmillionen durch Erosion entstanden. Und auch in Percée, einem kleinen Hafenort im Osten der Halbinsel Gaspésie am St.-Lorenz-Golf, ziehen wir wieder unsere Wanderschuhe an, bevor es mit dem Tender zu Bonventura Island geht.

Vom Boot bietet sich ein atemberaubender Blick auf das Wahrzeichen des Ortes, einen bei Ebbe zu Fuß erreichbaren Kalksteinfelsen, den Roche Percée, der hoch aus dem Wasser aufragt. Angekommen auf der Insel, erwartet uns ein Fußmarsch zur weltweit größten Tölpel-Kolonie. Circa 250.000 Vögel bevölkern das Eiland, deren lautes Geschrei schon von der Ferne vernehmbar ist.

Aufgrund des schlechter werdenden Wetters entscheidet sich der Kapitän, statt der Magdalenen-Inseln Schutz im Hafen von Baddeck (Nova Scotia) zu suchen. Das gibt uns Gelegenheit, die "Le Boreal" zu erkunden: Mit einer Länge von 134 Metern ist die schnittige Jacht gut überschaubar und gehört mit ihrer Vier-Sterne-Plus-Hotellerie zu den Boutique-Schiffen im oberen Segment. Jede der exklusiv ausgestatteten 132 Kabinen verfügt über einen eigenen Balkon. Zwei Restaurants, mehrere Bars, ein geheizter Außenpool sowie ein großzügiger Beauty- und Spa-Bereich tragen zum Wohlbefinden an Bord bei. Für Kurzweil sorgen unter anderem Filmvorführungen, Vorträge, das Bordtheater oder die Bibliothek – und nicht zu vergessen, ein vielfältiges und abwechslungsreiches Angebot an Landausflügen.

Zurückversetzt in eine längst vergangene Epoche
So führt uns der nächste Landgang zurück ins frühe 18. Jahrhundert. Louisbourg, von den Franzosen errichtete Festungs- und Hafenstadt, bildete mit dem Chateau Saint-Louis den wichtigsten militärischen Stützpunkt Frankreichs in der Neuen Welt. Nach mehreren Auseinandersetzungen mit den Engländern wurde die Stadt von diesen im Jahr 1760 bis auf die Grundmauern geschliffen. 1961 als Arbeitsbeschaffungsprogramm gedacht, begann die kanadische Regierung mit dem Wiederaufbau der historischen Anlage, die sich mittlerweile zu einem touristischen Anziehungspunkt gemausert hat. Wenn Soldaten in bunten Uniformen mit Mägden einen Schwatz halten, Bauern ihre Waren zum Kauf feilbieten oder in der Taverne ein Seemann sein Lied anstimmt, dann glaubt man sich tatsächlich zurückversetzt in eine längst vergangene Epoche.

Auf lange Geschichte kann auch das Hafenstädtchen Lunenburg zurückblicken. Im 18. Jahrhundert fanden hier viele deutsche Auswanderer aus Lüneburg eine neue Heimat. Verspielte Häuser in strahlend bunten Farben, Kunstgalerien, Restaurants und Museen säumen die schmalen schachbrettartig angelegten Straßen. Der gesamte Ortskern wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Am vorletzten Tag unserer Seereise erreichen wir Maine. Noch einmal lassen wir uns mit dem Tender an Land bringen. Mehrere Kreuzfahrtschiffe liegen vor Bar Habor, dem größten Ort auf Mt. Desert Island, vor Anker, und der Ort ist überlaufen von Touristen. Wir jedoch haben ein anderes Ziel: Der Acadia National Park ist der einzige Nationalpark im Nordosten der USA. Bei einer Wanderung durch den Park wollen wir noch ein letztes Mal eintauchen in die Farbenvielfalt des "Indian Summer". Hier wechseln sich verschlafene Buchten mit zerklüfteten Felsküsten ab. Vom Gipfel des 460 Meter hohen Mount Cadillac eröffnet sich der Blick auf die ganze Pracht dieses Flecken Erde.

In Boston, der letzten Station dieser Reise, kehrt ein wenig Wehmut darüber ein, dass diese überaus gelungene Kombination aus Vier-Sterne-Kreuzfahrt und Outdoor-Urlaub viel zu schnell zu Ende ging.

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