Thriller-König
In Wien lässt es sich herrlich leben und morden
Eine Lesung wie ein Rockkonzert: Sebastian Fitzek, Deutschlands erfolgreichster Thriller-Export, lädt zu einem Buchfest der Sonderklasse in die Wiener Stadthalle. Im Interview verrät der Bestseller-Autor mehr über seine Arbeit und die Tour.
Er ist ein Meister des Bösen. Mit seinen nervenzerfetzenden Thrillern ist Sebastian Fitzek zum erfolgreichsten Autor Deutschlands aufgestiegen. Das Böse brachte ihn diese Woche auch nach Wien. Am Mittwoch sinnierte er beim Gamechanger-Festival über die Frage „Was macht das Hirn böse?“. „Beantworten kann ich das natürlich nicht, sondern nur der Fragestellung annähern und Impulse zum Nachdenken setzen.“
Der Nationalsozialismus sprengte jede Dimension des Bösen
Richtig böse geht es auch in seinen zum Teil äußerst blutrünstigen Büchern zu. „Wahrscheinlich ist bei mir etwas in der Kindheit schiefgelaufen“, lacht er im „Krone“-Interview. „Mein Vater hat mir schon sehr früh Schauergeschichten erzählt. Das wirklich Böse begegnete mir aber dann in Form des Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht – das hat jede vorstellbare Dimension gesprengt“, so Fitzek.
Zu schreiben begann der Jurist erst, als er Vater wurde. „Damals habe ich gemerkt, wie wichtig es mir ist, die Familie zu schützen. Meine Arbeit hilft mir dabei, meine eigenen Ängste von der Seele zu schreiben“, gesteht der sympathische Autor.
Seit dem Erfolg seines Debüts „Therapie“ im Jahr 2006 erobert er regelmäßig die Bestsellerlisten. Einer der Gründe, warum gerade Thriller so erfolgreich sind, ist für ihn unsere komplizierte Welt. „Wir wollen wissen, warum Böses passiert, aber verkürzte Schlagzeilen geben da oft nur kleine Einblicke. In einem Buch kann man sich diesen Antworten widmen“, erklärt er. Wobei ihm die Sicht der Opfer stets am wichtigsten ist. „Und der Gedanke: Wie würde ich mich in so einer Ausnahmesituation verhalten?“
In guten Thrillern wird nichts dem Zufall überlassen
Und noch eines seiner Erfolgsrezepte verrät er: „Gute Thriller eliminieren immer den Zufall. Sie handeln nicht von Flugzeugabstürzen oder Terror, sondern führen uns ein in die Welt und Motivation des Täters. Es gibt einen Plan – und der betrifft den Leser meistens nicht. Das empfinden wir erstaunlicherweise als beruhigend. Der Zufall ist in der Fiktion verpönt, weil die Realität zufällig genug ist.“
Die größte Thriller-Tour der Welt
Für sein nächstes Buch „Kalendermädchen“ geht er auf „die größte Thriller-Tour der Welt“. Statt in kleinen Buchhandlungen zu lesen, rockt er die größten Bühnen im deutschsprachigen Raum. „Es soll ein großes Fest des Buches an sich werden, eine Mischung aus Konzert und Lesung“, verrät er. Präsentiert auf einer opulenten 360-Grad-Bühne, die u. a. einen ungewöhnlichen „Adventkalender“ enthalten wird – gefüllt mit „wahren Geschichten, die ich in den vergangenen Jahren recherchiert habe - und die so unglaublich, so viel stranger als Fitzek sind, dass ich sie nie schreiben könnte.“ Am 24. 11. macht er in der Stadthalle in Wien Station. Einer Stadt, die er für ihren morbid-schönen Charme liebt. „Viele Thriller-Autoren siedeln ihre Geschichte in Wien an. Und ich habe eine Ahnung, dass im Roman zu meinem 20-Jahre-Jubiläum 2026 Berlin und Wien eine Hauptrolle spielen werden. In Wien lässt es sich herrlich morden – aber noch herrlicher leben“, lacht er.
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