Im "Krone"-Interview

Kurt Scheuch: “Nach der Wahl ist alles möglich”

Österreich
15.10.2012 08:03
Der Chef als Stellvertreter - FPK-Obmann und Landes-Vize Kurt Scheuch (45) hat schon als Klubchef gern im Hintergrund die Fäden gezogen. Daran hat sich nach der Übernahme der Ämter seines Bruders Uwe nichts geändert. Bis auf eines: Der "Halstuch-Kurti" mit dem Hirschfänger im Köcher gibt nun den betont seriösen Politiker.

"Krone": Was hat Sie so verändert?
Kurt Scheuch: Einen Krawattenknopf binden habe ich früher auch schon gekonnt.

"Krone": Es ist nicht nur die Krawatte. Sie wirken zehn Jahre älter und Sie reden auch ganz anders als früher.
Scheuch: Als Landes-Vize bekleide ich eine neue Rolle. Da gibt es natürlich einen Unterschied zum angriffigen und streitbaren Klubobmann.

"Krone": Wie viel Kreide schlucken Sie jeden Morgen, um den sanften Ton durchzuhalten?
Scheuch:(lacht) Ich habe nur dazugelernt, dass man in seinem Gegenüber nicht unbedingt den Gegner sehen muss. Dann hat man weniger Aggressionen. Als Klubobmann kann man das so nicht machen. Das ist eine andere Welt.

"Krone": Welcher ist nun der echte Kurt Scheuch?
Scheuch: Ach, der echte Kurt Scheuch - es wäre doch schade, wenn dieser Kurt Scheuch eine eindimensionale Person wäre.

"Krone": Üben Sie schon für den Landeshauptmann-Job?
Scheuch: Landeshauptmann ist Gerhard Dörfler. Er hat meine 100-prozentige Unterstützung und ich glaube, er ist ein guter Landesvater.

"Krone": Ist der Landesvater derzeit nicht eher ein Problemkind? Es gab und gibt keinen anderen Landeshauptmann in Österreich, gegen den in drei Fällen - Wahlbroschüre, Bauvergaben, Asylantenheim Saualm - die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt.
Scheuch: Schon allein das ist ein Fingerzeig, dass die linke Einheitspartei aus SP, Grüne und VP erkannt hat, wie beliebt Dörfler ist. Und deswegen ist er zur Zielscheibe geworden. Aber die Vorwürfe werden sich in Luft auflösen. Außerdem sind das alles alte Kamellen.

"Krone": Die Saualm-Geschichte ist höchst aktuell.
Scheuch: Das ist auch so eine "Never Ending Story". Die ganze Diskussion ist ein Ablenkungsmanöver.

"Krone": Wieso Ablenkung? Man hat den Eindruck, SP, Grüne und VP wollen das System Kärnten aufzeigen.
Scheuch: Natürlich hat die SP auch etwas davon. Ihr Obmann Peter Kaiser weiß, dass er als Person nie in die Herzen der Menschen vordringen wird, und versucht jetzt über die Skandalisierungswelle zu punkten. Und die VP schiebt die Verantwortung für den Birnbacher-Skandal weit von sich, indem sie alles Josef Martinz umhängt. Was ich übrigens höchst fragwürdig finde.

"Krone": Dafür hat die FPK die Ausrede, dass man Jörg Haider zu den Birnbacher-Millionen nicht mehr befragen kann.
Scheuch: Das ist keine Ausrede, das ist eine andere Ebene. Ich habe Birnbacher nicht ein einziges Mal die Hand gereicht.

"Krone": Als Parteichef sind Sie trotzdem mitverantwortlich. Glauben Sie, Haider wäre im Birnbacher-Prozess nicht mit Martinz auf der Anklagebank gesessen?
Scheuch: Davon gehe ich persönlich einmal aus.

"Krone": Aber für die Freiheitlichen ist es doch praktisch, dass man nicht mehr herausfinden kann, wie Haider in die Geschichte verwickelt wäre.
Scheuch: Die Diskussion, was wäre wenn, ist nicht zielführend. Der Jörg ist tragisch verunglückt. Was Schlimmeres kann einem Menschen eh nicht passieren. Was immer geschehen ist: Das kann und wird niemand mehr beurteilen. Ich werde mich auch nie von Jörg Haider distanzieren. Er ist in meinem Herzen drinnen.

"Krone": Bei den Freiheitlichen hat man allerdings den Eindruck, dass sie die Vergangenheit gerne abstreifen. Da werden Name und Parteifarbe gewechselt - und schon ist keiner mehr zuständig.
Scheuch: Das ist so nicht richtig. Wenn ich das tun würde, könnte ich alles auf das BZÖ schieben. Dass der Birnbacher-Skandal nicht der Skandal des Kurt Scheuch oder des Gerhard Dörfler ist, wissen die Menschen.

"Krone": Und der Connect-Skandal? Die Firma war zu 100 Prozent im Eigentum der Freiheitlichen.
Scheuch: Damals war Jörg Haider Parteiobmann, Stefan Petzner geschäftsführender Parteiobmann und Manfred Stromberger Landesgeschäftsführer. Wenn man die Connect mit mir oder meinem Bruder in Verbindung bringen will, ist das ein untauglicher Versuch, um abzulenken.

"Krone": Aber Dörfler war Parteikassier. Laut Parteistatut hätte er es wissen müssen, wenn Geld in die Partei geflossen ist.
Scheuch: Faktum ist, dass Dörfler als Parteikassier gewählt war, aber nichts gewusst hat. Das bestätigen alle. Er hat seine Rolle sicher ordnungsgemäß abgehandelt, aber nicht jedes Konto durchgeblattelt. Im Übrigen ist der "Top Team"-Skandal der SP ein ganz anderes Kaliber.

"Krone": Kaiser sagt, dabei gehe es nur um 840,40 Euro.
Scheuch: Da täuscht sich Kaiser und lügt: Es geht um 1,2 Millionen Steuergeld, die SP-Regierungsmitglieder in die eigene Parteikasse gespült haben.

"Krone": Jetzt heißt es: Jeder gegen jeden. Mit wem könnten Sie sich eine Zusammenarbeit nach der Wahl vorstellen?
Scheuch: Ich schließe niemanden aus. Ich habe schon viele Wahlen geschlagen. Und daher weiß ich: Nach der Wahl ist alles möglich.

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