Fort-Hood-Massaker

Streit um Vollbart blockiert Prozess gegen Amokläufer

Ausland
12.10.2012 10:38
Ein Streit um die Gesichtsbehaarung des Amokläufers von Fort Hood blockiert die gerichtliche Aufarbeitung des Massakers auf einer US-Militärbasis im Jahr 2009. Die Anklage forderte im August, dass sich der Ex-Major Nidal Hasan für den Prozess rasiert. Das Verfahren wurde zur Klärung der Frage ausgesetzt, jetzt landete die Bart-Causa vor einem Berufungssenat mit sieben Militär-Richtern – der abermals zu keiner Entscheidung kam.

Offiziell wird der Rasierbefehl mit den Uniformregeln der Armee begründet. Hintergründig will das US-Militär um jeden Preis vermeiden, dass sich ein Ex-Offizier mit "Islamisten-Bart" im Gerichtssaal der Tötung seiner Kameraden rühmt.

Militärstaatsanwalt Kenneth Borgnino sagte am Donnerstag bei der Anhörung vor dem Berufungssenat im Militärgericht Virgina, bei dem Hasans Anwälte gegen den Rasierbefehl Beschwerde eingelegt hatten, der "zerzauste" Bart Hasans sei ein "flagranter Verstoß" gegen die Uniformregeln der Armee. "Das ist wie ein Schild zu tragen, auf dem 'F... dich, Richter' steht", sagte Borgnino.

"Euer Ehren, ich bin ein Muslim"
Die Verteidiger des mutmaßlichen Al-Kaida-Sympathisanten argumentierten dagegen, die Armee habe kein Recht, die Gesichtsbehaarung zwangsweise entfernen zu lassen, und beruft sich auf die gesetzlich garantierte Religionsfreiheit. Hasans Anwalt Kris Poppe erklärte, die Militärjustiz habe mit der angeordneten Zwangsrasur ihre Befugnisse überschritten. Der Bart des Angeklagten beeinträchtige das Verfahren in keiner Weise.

Hasan hat sich den Vollbart nach eigenen Angaben als Ausdruck seines islamischen Glaubens wachsen lassen. Beim Prozessauftakt im August erklärte er auf die Frage des Richters, warum er unrasiert zur Verhandlung erschienen sei: "Euer Ehren, im Namen Allahs, des Allmächtigen, ich bin ein Muslim. Ich bin der Überzeugung, dass meine Religion es verlangt, dass ich einen Bart trage."

Hasan hätte weitere Berufungsmöglichkeit
Der Militärstaatsanwalt versuchte den Rasurbefehl auch damit zu argumentieren, dass die zu befragenden Zeugen angesichts des Vollbarts Schwierigkeiten damit haben könnten, Hasan als den Amokläufer zu identifizieren. Die sieben Richter konnten sich aber trotzdem nicht auf eine Entscheidung festlegen und vertagten.

Mit einem Spruch des Berufungssenats in Virgina wäre die Diskussion um den Vollbart aber ohnehin noch nicht erledigt. Hasan stünde der Gang zu einem weiteren Berufungsgericht, dem "U.S. Court of Appeals for the Armed Forces", einer Art Höchstgericht, zu.

13 Menschen getötet, 32 verletzt
Der ehemalige Major und Armeepsychiater Nidal Hasan wird beschuldigt, im November 2009 auf der Militärbasis Fort Hood im Bundesstaat Texas zwölf Kameraden und einen Zivilisten erschossen sowie 32 weitere Menschen verletzt zu haben. Der palästinensischstämmige Soldat wurde nach dem Massaker von der Polizei angeschossen und ist seitdem vom Hals abwärts gelähmt. Kurz nach der Tat wurde bekannt, dass Hasan mit dem vor einem Jahr bei einem Drohnenangriff im Jemen getöteten radikalislamischen Prediger Anwar al-Aulaqi in Kontakt gestanden hatte.

Der Beginn des Hauptverfahrens gegen ihn war bereits vor der Debatte um den Vollbart mehrfach verschoben worden. Bei einer Verurteilung droht Hasan die Todesstrafe.

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