Das Wiener Böhler-Spital, wie man es kannte, ist Geschichte. Wie die Ärzte ab heute weiter arbeiten sollen, weiß niemand. Statt Lösungen für den medizinischen Alltag gibt es Chaos, Konflikte und Fragezeichen wegen der Containerspital-Idee. Die Ärzte kämpfen unterdessen auf eigene Faust weiter.
Ab 26. März sei er nur ein „besser ausgebildeter Notfallsanitäter“, meint Heinz Brenner sarkastisch. Der Unfallchirurg am Lorenz-Böhler-Spital hat am ersten Tag nach der Schließung des regulären Spitalsbetriebs dort einen 24-Stunden-Dienst – aber er hat ab Schlag Mitternacht keinen OP, keine Betten, keine Narkoseärzte und keine Pflegekräfte mehr.
Böhler-Teams und Patienten auf sich gestellt
Was Brenner und seine Kollegen dann mit Notfallpatienten tun werden, die selbst das Spital aufsuchen, wissen sie noch nicht. Weiterhin gibt es keine Dienstanweisungen der AUVA dazu, wie der medizinische Alltag ab dem Tag der Spitalssperre funktionieren soll.
Und selbst wenn um 23:59 Uhr noch ein Notfall zur Tür hereinkommt: Wir operieren! Denn in Wahrheit gibt es nur einen, der einem Arzt etwas anschaffen kann – sein Patient.

Dr. Heinz Brenner, Notfallchirurg am Lorenz-Böhler-Spital
Bild: Zwefo
Damit müssen die Böhler-Teams nicht nur die Verantwortung für die Patienten alleine schultern, sie haben noch dazu ständig wachsende Mehrarbeit: Pausenlos melden sich Patienten am Telefon. Sie haben Briefe der AUVA bekommen, mit denen sie über die Verschiebung ihrer Operation informiert wurden. Wann, wo und von wem sie operiert werden, steht darin nicht.
Jeden Tag mehr Chaos
Für die Ärzte ist das nur eine der vielen Facetten der chaotischen Spitalsschließung. In den letzten Tagen hatten sie etwa mit plötzlich verhängten Sperren für lebenswichtige Teile des Spitals zu kämpfen – und setzten sich über die Anordnungen hinweg. Seine Chefs seien die Patienten, meint Brenner knurrig.
Noch immer wissen die Ärzte nicht, wo sie in einer Woche im Dienst sein werden – wahrscheinlich die ganze Zeit rotierend zwischen dem AKH, Ambulanzbetrieb in den Böhler-Resten und Dienst im Unfallkrankenhaus Meidling. Detail dazu: Die AUVA stellt sich vor, dass sich dort künftig 40 Böhler-Ärzte drei Dienstzimmer teilen sollen.
Das mit den Dienstzimmern sei ihm relativ egal, meint Brenner, es gehe um die Patienten – etwa darum, dass die Böhler-Ärzte künftig mit den Meidlingern um Platz in den Operationssälen rangeln müssen. Willkommen sind sie dort jedenfalls nicht. Es gibt aus Meidling Wortmeldungen, wonach die Böhlerianer nur „Vorteile herausschlagen“ wollten. Ordnungsruf durch die AUVA? Fehlanzeige.
Ärzte rätseln, warum AUVA keine Mietcontainer will
Die Böhler-Teams bestärkt das darin, dass es so schnell wie möglich eine Containerlösung für den Spitalsbetrieb in der Brigittenau braucht. Die AUVA steht auf der Bremse und erklärt das mit EU-Vergabeverfahren, wo man es zum Unterschied von Dienstanweisungen für Ärzte auf einmal ganz genau nimmt.
Im Spital will man das so nicht akzeptieren. Denn ein Containerspital kann auch gemietet werden. Dann wäre es in wenigen Wochen betriebsbereit – und die Ärzte könnten arbeiten, während sich die AUVA dem EU-Vergabeverfahren widmen kann.
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