Am 12. August 2024 ist mit Richard Lugner eines der größten Wiener Originale verstorben. So laut das Leben des Baumeisters auch war, den ersten Todestag verbringt die Familie ohne mediales Aufsehen.
„Die Familie trauert in Stille“, wurde nun wenige Tage vor dem Trauertag bekannt. In Döbling könnte es dafür bald einen – öffentlichen – Richard-Lugner-Platz oder -Weg geben. In der Lugner City sind am Todestag die Wachsfigur Lugners aus dem Madame Tussauds Wien und ein Film-Porträt zu sehen.
Der Döblinger Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) ist für die Benennung eines Platzes oder Wegs in Gesprächen mit anderen Fraktionen und der Familie. „Wir versuchen das in der Nähe seines Wohnortes im Bereich Grinzing zu organisieren“, sagte Resch im Gespräch mit der APA. Er hoffte, bereits in der nächsten Bezirksvertretungssitzung Mitte September einen dementsprechenden Antrag an die für Straßennamen zuständige Kulturabteilung der Stadt Wien (Magistratsabteilung 7) einbringen zu können.
Gedenken in Lugner City und Marchfelderhof
Am Montag wird die Wachsfigur von Lugner von Madame Tussauds von 9.00 bis 21.00 Uhr am Hauptplatz der Lugner City aufgestellt, um an ihn zu erinnern. Das Lugner Kino zeigt um 20.00 Uhr das Porträt „Richard Lugner – Die unbekannte Seite“, das der ORF mit Richard Lugner kurz vor dessen Tod produziert hatte – der Eintritt ist frei.
In Zusammenarbeit mit der Lugner City eröffnet das Promi-Wirtshaus Marchfelderhof in Deutsch-Wagram in Niederösterreich die sogenannte Lugner-Loge, einen Bereich, in dem dauerhaft persönliche Erinnerungsstücke und Fotos aus Lugners Leben ausgestellt werden. Die Familie will jedoch still gedenken und den Todestag „nicht für eine persönliche Inszenierung nutzen“, wurde betont.
Bilder der Lugner-Loge im Marchfelderhof: Wo andernorts ein „Himmel voller Geigen“ erklingt, funkelt hier ein „Himmel voller Zylinder“:
Auch Weggefährten trauern zum Jahrestag um den Verlust des umtriebigen Baumeisters. „Richard Lugner war nicht nur ein Stück Österreich, er repräsentierte das, was wir sind: ein liebevolles Land, manchmal auch ein bisschen grantig, lebenslustig – und hie und da auch einem Fettnäpfchen nicht abgeneigt. Richard fehlt mir“, sagte etwa der ehemalige Dritte Nationalratspräsident, Norbert Hofer (FPÖ), der Lugner über viele Jahre hinweg freundschaftlich verbunden war und bei der öffentlichen Verabschiedung des Verstorbenen vor einem Jahr eine Trauerrede gehalten hatte.
„Es gefiel mir, in der Zeitung zu stehen“
Richard Lugner wurde am 11. Oktober 1932 in Wien geboren und stieg nach seiner Matura rasch in die Baubranche ein. 1975 gelang ihm mit dem Bau der prunkvollen Wiener Moschee ein international beachteter Coup. Dieser prestigeträchtige Auftrag war auch der Beginn seines öffentlichen Wirkens – und seiner Beziehung zur Presse: „Es gefiel mir, in der Zeitung zu stehen“, sagte Lugner einmal rückblickend. Mit dem Bau der „Lugner City“ am Wiener Gürtel schuf er außerdem eines der erfolgreichsten Einkaufszentren Österreichs – pragmatisch zusammengestellt. „Ich fuhr in Einkaufszentren in anderen Städten und sah mir an, welche Geschäfte voll waren.“
Bekannt wurde „Mörtel“ aber vor allem durch seine schrillen Opernball-Auftritte mit Stargästen wie Sophia Loren, Paris Hilton oder Pamela Anderson – spektakuläre Inszenierungen, die ihm enorme Medienpräsenz verschafften. Auch privat ließ er sich gerne begleiten: Kameras dokumentierten Urlaube, Botox-Spritzen und seine Lieblingsspeise Austern mit Ketchup.
Politisch hingegen blieb ihm der große Durchbruch versagt – seine Kandidaturen bei der Bundespräsidentenwahl 1998 und 2016 blieben erfolglos. Privat war er sechsmal verheiratet und hinterließ vier Kinder.
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