"Damit kommt eine lange Geschichte zu einem guten Ende", freute sich der Kulturstadtrat. Mailath-Pokorny wies einmal mehr darauf hin, dass der frühere Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1844-1910) zwar wichtige kommunalpolitische Verdienste erreicht, aber gleichzeitig den "populistischen Antisemitismus" eingeführt habe. Man wolle mit der Umbenennung ein Zeichen für ein differenziertes Lueger-Bild setzen.
Ausschlaggebend für die Entscheidung sei der ausdrückliche Wunsch der Universität gewesen, bis zu ihrem 650-Jahr-Jubiläum 2015 nicht mehr an dieser "unwürdigen" Adresse liegen zu wollen.
Adressen vorerst parallel gültig
Unter Rücksichtnahme auf die ansässigen Büros und Institutionen hat die Stadt mit der Post ausverhandelt, dass die alten und neuen Adressen für einen gewissen Zeitraum parallel gültig sind. Der Kulturstadtrat betonte, dass man die anfallenden Kosten für neue Meldezettel bzw. Hausnummern übernehme. Damit bleibe für die Betroffenen nur die Änderung von Visitenkarten oder Briefpapier.
Keine weiteren Namensänderungen geplant
Mailath-Pokorny betonte am Mittwoch erneut, dass keine weiteren Namensänderungen in Wien angedacht seien. Ob dies in Einzelfällen doch passieren könnte, werde man nach Vorliegen des Berichts der von der Stadt eingesetzten Historikerkommission wissen. Diese prüft derzeit sämtliche namensbezogenen Bezeichnungen der Bundeshauptstadt auf etwaige geschichtliche Belastungen. Ein Ergebnis soll im Lauf des nächsten Jahres vorliegen. Für das umstrittene Lueger-Denkmal beim Stubentor könne er sich eine "Kontextualisierung" mit künstlerischen Mitteln bzw. Hinweistafeln vorstellen, betonte Mailath-Pokorny einmal mehr.
Bereits vierte Umbenennung des Ring-Abschnittes
Die nun erfolgte Umbenennung ist nicht die erste für den betroffenen Ring-Abschnitt. Das Teilstück wurde 1870 eröffnet und hieß zunächst Franzensring. Nach dem Ende der Monarchie wurde es 1919 in Ring des 12. November umbenannt, um an den Tag der Ausrufung der Republik zu erinnern. Als sich die politischen Verhältnisse in Österreich erneut änderten, wurde 1934 - in der Zeit des Ständestaates - die Straße in zwei Abschnitte geteilt. Der Bereich zwischen Burgtheater und Schottengasse hieß seitdem Dr.-Karl-Lueger-Ring. Und nun ist auch dieser Name Geschichte.
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