Putin verstehen. Wladimir Putin spricht perfekt Deutsch, war er doch jahrelang KGB-Agent in der DDR. Ja, die DDR, das war - kleine Info für jüngere Semester - jener deutsche Unrechts-Staat, in dem Kritik am System das Leben kosten konnte. Dieser Wladimir Putin konnte als Präsident Russlands offenbar nicht zuletzt aufgrund seines Sprachtalents österreichische Entscheidungsträger erfolgreich umgarnen. Jene, die ihm erlegen sind - und das wohl nicht nur, weil sie ihn sprachlich, also im Wortsinn, verstanden haben -, werden gerne als Putin-Versteher tituliert. Sie sitzen in allen Parteien, in Institutionen, in Redaktionen. Manche von ihnen waren, seit Putin seine mordenden Horden in einen Angriffskrieg gegen die Ukraine hetzte, etwas leiser. Vor allem weil dieser fürchterlichen Blutzoll fordernde Krieg die längste Zeit den Kreml-Zaren nicht gerade als Sieger dastehen ließ. In letzter Zeit schwächeln allerdings die verteidigenden Ukrainer - und schon werden die Putin-Spezis auch hierzulande wieder mutiger, teils übermütiger. Nun hat der fürchterliche Kreml-Herr, wie es aussieht, seinen mutigsten und gefährlichsten Widersacher endgültig zur Strecke gebracht. Alexej Nawalnij, der einen Giftanschlag vor Jahren knapp überlebt hat, ist tot, gestorben in einem Putin-Gulag.Liebe österreichische Putin-Freunde: Verstehen Sie Ihren Spezi immer noch? Möchten Sie Ihm wieder die Hand schütteln, obwohl an seinen Fingern Hektoliter Blut kleben?
Zündend, verglühend. Zündende Reden halten, das kann Andreas Babler, das hat er auf zwei Parteitagen im vergangenen Jahr eindrucksvoll bewiesen. Im Juni in Linz gelang ihm damit das Kunststück, den favorisierten Parteichef-Kandidaten Hans Peter Doskozil zu schlagen (auch wenn das Ergebnis wegen eines Rechenfehlers bekanntlich erst zwei Tage später feststand). Beim ordentlichen Parteitag fünf Monate später in Graz schaffte es der neue SPÖ-Chef von seiner zerstrittenen Partei mit fast 90 Prozent gewählt zu werden. Jetzt, nur drei Monate später, wird in der Partei schon heftig am Chef gezweifelt, werden kritische Stimmen lauter, die guten Ratschläge drängender. Der Angezweifelte versucht cool zu bleiben. Im Bischofberger-Interview für die Sonntags-„Krone“ versichert er, Rückhalt zu spüren, spricht freilich auch von den „gekränkten Männern und ihre Egos“. Ja, es sind auch gekränkte Männer, die Babler kritisieren, solche, die er mit zündenden Reden von Anfang an nicht erreichen konnte, die von Anfang an „heiß“ auf ihn waren. Doch, und die sollte er nicht übersehen: Da sind auch viele - innerhalb und außerhalb der Partei -, die Sympathie zeigten. Jetzt aber angesichts des sturen Linkskurses, den Babler auch im Interview bestätigt, und angesichts stagnierender schwacher Umfragewerte die Hoffnung schwinden sehen, mit Babler könnte die SPÖ auf die Erfolgsstraße zurückkehren. Und Verlierer, auch wenn es nur vermeintliche „Looser“ sind - sie verglühen trotz zündender Reden rasch.
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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