Muss ich für meinen Chef immer erreichbar sein? Technisch möglich wäre das. Aber ist es auch erlaubt? "Die ständige Erreichbarkeit eines Arbeitnehmers wird immer mehr zum Thema. Das größte Problem ist, dass sich Beschäftigte freiwillig dazu verpflichten, rund um die Uhr für den Chef da zu sein. Da sollten Firmen ihre Mitarbeiter schützen", reagiert ÖGB-Generalsekretär Bernhard Achitz auf den jüngsten Vorstoß der deutschen Arbeitsministerin.
Ministerin: "Keine Mails mehr nach Feierabend"
Sie fordert "Keine Mails mehr nach Feierabend" und appelliert an Top-Unternehmen, "glasklare Regeln aufzustellen, zu welchen Uhrzeiten Arbeitnehmer erreichbar sein müssen". Von der Leyen kündigte an, nun zunächst mit einer Informationskampagne gezielt auf Firmen zuzugehen. Den Betrieben müsse dabei klar werden, dass das Arbeitsschutz-Gesetz "ein sehr scharfes Gesetz" ist, so die Ministerin. Was nach einer guten Idee klingt, hat der deutsche VW-Konzern bereits umgesetzt. 30 Minuten nach Arbeitsende werden keine E-Mails mehr auf die Smartphones der Mitarbeiter weitergeleitet.
Österreichs Sozialminister Rudolf Hundstorfer begrüßt den Vorschlag seiner deutschen Amtskollegin jedenfalls: "Es ist ein Appell an Firmen, die Unternehmenskultur so zu gestalten, dass Mitarbeiter ab einer gewissen Zeit nicht mehr belastet werden."
Österreichs Firmen bleiben realistisch
Die "Krone" befragte vier heimische Top-Unternehmen nach ihrem Umgang mit der Erreichbarkeit von Mitarbeitern in deren Freizeit. Hierzulande bleibt man realistisch: Die "Work-Life-Balance" sei zwar wichtig, bei internationalen Unternehmen aber nicht immer einzuhalten.
So gibt es bei der Rewe-Group (Billa, Merkur, Penny, Bipa, Adeg) keine betriebsinterne Regelung zur Beantwortung von E-Mails und Telefonaten nach der Arbeit. Im Vorjahr wurde jedoch ein Projekt "Neue Medien" gestartet, in dem der Umgang mit der E-Mail-Flut thematisiert wird. "Wir sind ein Telekommunikationsunternehmen und setzen beim Einsatz von E-Mail und Handy auf die Selbstverantwortung unserer Mitarbeiter", hieß es bei der Telekom Austria auf Anfrage.
Eigenverantwortung beim Einsatz von Ressourcen wie E-Mail und Handy ist auch bei der OMV gefragt, das ihr Geschäft in vielen Zeitzonen betreibt. Im Konzern gelte demnach eine Gleitzeitregelung. Und "Moderne Kommunikationstechnologien ermöglichen Flexibilität", lautet das Motto bei Siemens. Der Konzern operiert in 19 Ländern mit unterschiedlichen Zeitzonen. Da könne es vorkommen, dass ein Monteur mitten in der Nacht erreichbar sein muss. Auf "Work-Life-Balance" werde jedoch großer Wert gelegt.
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