Mit erhabener Ruhe und selbstverständlichem Luxus erwartet ein Refugium der ganz schön Wohlhabenden auf seinen Besitzer und/oder Fahrer. Fast 6,10 Meter misst die Spitzenversion, der Phantom mit verlängertem Radstand. Das sind 25 Zentimeter mehr als die Normalausführung. Zugute kommt der Raumgewinn den Fahrgästen im Fond. Und um die geht es im Grunde ausschließlich bei dieser Version. Gewaltige Leichtmetallräder im 21-Zoll-Format müssen mindestens 2.670 Kilogramm tragen, so viel wiegt die britische Sänfte ohne Zusatzausstattung, Passagiere und Gepäck. 460 Liter passen in den Kofferraum, das ist weniger als in manch einer Limousine der Mittelklasse, aber Lord und Lady, Star und Sternchen reisen ohnehin gerne mit leichtem Gepäck.
Keine verstörenden Änderungen
Der Phantom der Neuauflage fällt dem Kenner auf den ersten Blick auf. Markanter ist der wuchtige Kühlergrill geworden. Wie ein Fries griechischer Tempel spannt sich das matt schimmernde Metall über die säulenhaften Gitter, links und rechts davon haben die Scheinwerfer zu einer noch rechteckigeren Form gefunden, jetzt strahlen sie mit einem zarten Band als Tagfahrlicht und kräftig weiß des Nachts grundsätzlich mit LED-Technik nach vorne. Das Heck wirkt höher, leichter. Der Stoßfänger setzt weiter oben an, die beiden Auspuff-Endrohre der V12-Maschine haben an Format gewonnen. Wirklich neu ist die Phantom Series II damit nicht geworden, Rolls Royce befolgt artig den eindringlichen Wunsch der höchst geschätzten Klientel, das Luxusauto auf den Stand der Zeit zu bringen, aber keinesfalls die liebgewonnenen Formen zu verändern.
Änderungen finden sich eher im Innenraum und unter dem Blech. „Wir haben die komplette Fahrzeugelektronik erneuert“, sagt Torsten Müller-Ötvös, Chef der BMW-Tochtermarke Rolls-Royce im südenglischen Goodwood. So findet sich im Fahrerzugriff und natürlich auch unter der Kontrolle der Fondpassagiere das komplette Infotainment-Programm der großen BMW-Limousinen. Anders als bei diesen verschwinden Monitor und Bedienungseinheit im Phantom auf einen Fingerschnipp hinter feinsten Holzvertäfelungen, wie sie sich die Familie Buddenbrook nicht schöner hätte vorstelle können. Kaum weniger erfinderisch versteckt finden sich natürlich Anschlüsse für externe elektronische Speichermedien, ohne die kommt man auch in einem Klassiker nicht mehr aus.
Hightech nun beim Getriebe
Die wichtigste technische Änderung betrifft jedoch das Getriebe. Statt eines Sechsgangautomaten wie bisher spendiert Rolls Royce das Achtganggetriebe, das die Übersetzungen mit dem zartesten Schmelz einer Brüsseler Trüffelpraline wechselt. Kein Ruckeln oder Wippen quittiert den Schaltvorgang, ob der vorzüglichen Geräuschdämmung und des Fehlens eines Drehzahlmessers bleibt der Vorgang meist unbemerkt. Nur wer ein Fenster öffnet, mag am sich ändernden sanften Säuseln des V12 bemerken, dass die Automatik aktiv wurde.
Das hocheffiziente Getriebe ist auch der wesentliche Grund für die leicht gezügelten Konsumgewohnheiten des 6,7-Liter-Motors. Rund zehn Prozent sparsamer als die gleiche Maschine im Vorgänger liefert er seine 460 PS und satte 720 Nm Drehmoment. 14,9 Liter Benzin (349 g/km CO2) auf 100 Kilometer bieten im Kundenkreis des Phantom gewiss keine Grundlage für irgendeine Diskussion.
Die Fahrleistungen aber auch nicht. Zwar hat sich die Marke vom früheren Verzicht auf genauere Leistungsnennung abgewandt (die PS-Zahl wurde noch bis in die Siebziger hinein mit "ausreichend" angegeben), doch sind 5,8 Sekunden für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h für die wenigsten Käufer Anlass, sich für einen Rolls Royce zu entscheiden. Die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch auf 250 km/h begrenzt, was nur am Rande erwähnt sei. Denn die Einzigartigkeit des netto über 400.000 Euro teuren Phantom liegt in seiner Souveränität und dem Anspruch, die komfortabelste und wohl auch exklusivste Limousine der Welt zu sein.
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