Vierbergelauf 2025

Die „Krone“ bei einer der ältesten Fußwallfahrten

Kärnten
02.05.2025 13:54

Eine der ältesten Fußwallfahrten Österreichs führt über vier Heilige Berge in Kärnten und findet jedes Jahr am zweiten Freitag nach Ostern statt. Die „Krone“ geht die rund 50 Kilometer lange Strecke in diesem Jahr mit.

Wie eine Autobahn sieht die Straße auf dem Magdalensberg aus — so viele Lichter leuchten kurz vor Mitternacht. An diesem 1. Mai sind es aber nicht nur Autos, die sich den Weg nach oben bahnen.

Viel heller scheinen die Stirnlampen der Tausenden Wanderer. Genau zu Mitternacht am Dreinageltag — der zweite Freitag nach Ostern — beginnen sie ihre Fußwallfahrt über vier Berge hier, am Magdalensberg. Wer den Vierbergelauf dreimal zu Ende geht, so heißt es, der kommt in den Himmel

Bis zu 7000 Menschen wandern mit
Nach der Mitternachtsmesse geht es los, Schuhe werden geschnürt, Nasen geputzt, Wasserflaschen aufgefüllt. Über Wanderwege, Wiesenpfade und Straßen strömen wir aus, zwischen den Sportlern Gläubige, Landjugenden, Schulen. Die Gesellschaft ist abgebildet: Kinder, Pärchen, Senioren, Freundesgruppen, Familien, mit oder ohne Hund; alle sind beim Vierbergelauf, der längst keine rein religiöse Veranstaltung mehr ist, willkommen. Jedes Jahr wandern bis zu 7000 Menschen vom Magdalensberg über den Ulrichs- und Veitsberg bis zum Lorenziberg.

„Keine Ahnung, was der richtige Weg ist“, sagt eine Wanderin beim Abstieg. Ist auch egal: Weiter geht‘s den Massen hinterher, wir können die Richtung gar nicht verfehlen und lassen uns treiben, es geht schwungvoll dahin.

Auch Süßes wird während dem Wandern genascht. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Auch Süßes wird während dem Wandern genascht.
Viele Wanderer stärken sich zwischen den Bergen (Bild: Clara-Milena Steiner)
Viele Wanderer stärken sich zwischen den Bergen
Der Wald wird von den vielen Lichtquellen hell erleuchtet. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Der Wald wird von den vielen Lichtquellen hell erleuchtet.
Die Puste geht neben den verblühten Löwenzähnen nicht aus.  (Bild: Clara-Milena Steiner)
Die Puste geht neben den verblühten Löwenzähnen nicht aus. 
Zwischendurch auch in die „Krone“ schaun. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Zwischendurch auch in die „Krone“ schaun.
Der Sternenklare Himmel widr durch Industrielichter gebrochen (Bild: Clara-Milena Steiner)
Der Sternenklare Himmel widr durch Industrielichter gebrochen
Das freut das Wanderer-Herz! (Bild: Clara-Milena Steiner)
Das freut das Wanderer-Herz!
Zusammen wird sich gestärkt, bevor es weitergeht.  (Bild: Clara-Milena Steiner)
Zusammen wird sich gestärkt, bevor es weitergeht. 

Gegen 1.30 Uhr ist es schon gedrängt bei der ersten Pausenstation — dem Gasthof Fleißer am Zollfeld. Da werden Brote ausgepackt, Bananen verspeist, Blasenpflaster ausgeteilt. Erste Biere gehen über die Theke, an manchen Tischen wird mit Schnaps angestoßen. Wer nicht im Wald war, stellt sich hier vor dem WC an.

Mit Berglerlaub von Berg zu Berg
Die nächste Hürde: der Ulrichsberg! Wegen seines steilen Anstiegs von vielen Vierbergeläufern gefürchtet, zeigt er sich heute besonders hartnäckig. Der Weg nach oben zieht sich, das Schnaufen der Leidensgenossen macht es nicht leichter. Doch die Jause — hartgekochte Eier, Brot, Käse und Schinken — lockt nach oben und schmeckt dann hervorragend. In der Kirchenruine ein Holz aus Birkenstämmen, darum herum Efeublätter.

Der Kärntner Vierbergelauf

  • Die Fußwallfahrt über den Magdalensberg, Ulrichsberg, Veitsberg und Lorenziberg rund um St. Veit an der Glan in Kärnten wurde um 1500 erstmals beschrieben.
  • Historiker setzen den Ursprung des Vierbergelaufes manchmal im Mittelalter, manchmal in prähistorischer Zeit, meist aber im Altertum an.
  • Er findet am „Dreinagelfreitag“ — benannt nach den drei Nägeln, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen wurde —, also dem zweiten Freitag nach Ostern statt. Die Strecke beträgt rund 50 Kilometer.
  • Der Vierbergelauf beginnt mit einer Mitternachtsmesse am Magdalensberg, weitere Andachten folgen, und endet mit einer Andacht am Lorenziberg (16.30 Uhr).
  • Tausende Wanderer und Gläubige aus ganz Österreich und dem benachbarten Ausland nehmen jährlich teil.

Einer der Bräuche auf der Fußwallfahrt ist es, auf dem Weg Berglerlaub zu sammeln, das zu Hause seinen Schutz entfalten soll: Vom Magdalensberg wird Bärlapp („Krahfuaß“), vom Ulrichsberg Efeu, vom Veitsberg Fichte und vom Lorenziberg Wacholder mitgenommen.

Vierbergelauf 2025: Halbzeit
Wie zur Belohnung für die bisherige Anstrengung beginnt die Sonne aufzugehen, als wir den Ulrichsberg hinter uns lassen. Begleitet von immer lauterem Vogelgezwitscher färbt sich der Nachthimmel zuerst tiefrot, dann orange, immer gelber und wird hellblau. Die umliegenden Felder dampfen, Tautropfen lassen die Idylle fast kitschig wirken. Fast! 

Was den Kitsch durchbricht, passiert in Zweikirchen und St. Leonhard: Bei der gut gelaunten Freiwilligen Feuerwehr Zweikirchen und wenig später beim Geflügelbetrieb Wech warten die berühmt-berüchtigten Leberkässemmeln. Ein motivierter Wallfahrer erzählt gar, er hätte einmal vier davon gegessen!

Von großem Glück und erfüllten Wünschen
Ohne Leberkässemmel, dafür umso motivierter starten wir die Etappe auf den dritten Berg. Der Voitsberg ist sehr steil, doch die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und spornt uns an. So schnell es auf den Wegen und Wiesen beim Wandern heiß wird, so angenehm kühl ist es im Wald. Entlang des Trampelpfades blitzen Vergissmeinnicht blau zwischen dem satten Grün und auf der letzten Wiese vor der Filialkirche rasten fleißige Wanderer aus. Sie liegen in Grüppchen auf der Weide, jausnen, ratschen, bewundern das Panorama. Wir legen keine Pause ein, denn wir hören schon das Glockenläuten.

Die aufgehende Sonne motiviert. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Die aufgehende Sonne motiviert.
Wunderbare Aussichten lassen die Füße lockerer Wandern (Bild: Clara-Milena Steiner)
Wunderbare Aussichten lassen die Füße lockerer Wandern
Der Schatten verspricht kurze Abkühlung. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Der Schatten verspricht kurze Abkühlung.
Das saftige Grün leuchtet beim Wandern entgegen. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Das saftige Grün leuchtet beim Wandern entgegen.
Im Gänsemarsch geht`s vorran. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Im Gänsemarsch geht`s vorran.

Die Kirche, die mitten im Wald steht, ist seit 500 Jahren urkundlich bekannt. Dreimal im Uhrzeigersinn um die Kirche zu gehen, bringt Glück – und bei so vielen, die das machen, muss heuer ein besonders glückliches Jahr sein. Wer das Seelenglöcklein läutet, dem soll außerdem ein Wunsch erfüllt werden!

Rettungshubschrauber im Einsatz
Laut ersten Informationen gab es einen medizinischen Notfall. Wie die Landespolizeidirektion bestätigte, flog der C11 Rettungshubschrauber los. Zwischen Zweikirchen und dem Veitsberg (dritter Berg) musste der Hubschrauber in der Nähe des Haidensees einen Einsatz durchführen. Nähere Details sind noch nicht bekannt.

Unser Wunsch nach einer relativ beschwerdefreien Wanderung geht in Erfüllung. Bei der ersten Labestation nach dem Veitsberg gönnen wir uns ein Stück Reindling und ein Stück Marmorkuchen — eine verdiente Belohnung. Ruckzuck sind wir von dort am letzten Berg, dem Lorenziberg. Vorbei gelb-weißen Wiesen, bereits gemähten Weiden, über kleine Bäche, vorbei an Schafen, Kühen, Pferden, Hühnern.

Redakteurin Clara-Milena Steiner erleichtert im Ziel. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Redakteurin Clara-Milena Steiner erleichtert im Ziel.
Während der Wanderung begegnet man immer wieder tierischen Begleitern. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Während der Wanderung begegnet man immer wieder tierischen Begleitern.
Fast geschafft: Der Lorenziberg ist die letzte Station, (Bild: Clara-Milena Steiner)
Fast geschafft: Der Lorenziberg ist die letzte Station,
Am Ziel wird sich erholt und geschmaust.  (Bild: Clara-Milena Steiner)
Am Ziel wird sich erholt und geschmaust. 
Ein typischer Wanderrucksack mit dem gesammelten Berglerlaub. (Bild: Clara-Milena Steiner)
Ein typischer Wanderrucksack mit dem gesammelten Berglerlaub.

Unterwegs am Wegesrand immer mehr Kinder, die mit ihren geflochtenen Körben auf Süßigkeiten warten.

Große Gefühle nach der Wanderung
Dann, um 11.45 Uhr der „Zieleinlauf“: Schon von weitem hörten wir die Glocke der Lorenzibergkirche läuten, dann endlich erspähten wir sie und kurz vor 12 Uhr stehen wir davor. Rund 50 Kilometer liegen hinter uns. Die Wanderer fallen sich hier gegenseitig in die Arme, stoßen auf ihren Erfolg an, lachen — ganz egal, welcher Beweggrund sie über den Magdalensberg, Ulrichsberg und Veitsberg auf den Lorenziberg brachte; ganz gleich, wie langsam oder schnell sie dabei waren und wie viele Messen und Andachten sie unterwegs besuchten; diese alte Fußwallfahrt birgt auch heute noch die gleich starken Emotionen in sich, wie sie es vermutlich vor mehr als 500 Jahren tat.

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