30 Jahre versteckt

USA: Kodak besaß geheimen Atomreaktor

Elektronik
14.05.2012 16:05
Die Fotofirma Kodak hatte über 30 Jahre lang ihren eigenen geheimen Atomreaktor in den USA, wie nun bekannt wurde. Darin seien 3,5 Pfund (1,59 Kilogramm) hoch angereichertes Uran verwendet worden - dasselbe Material kommt auch bei atomaren Sprengköpfen zum Einsatz. Kaum jemand habe Bescheid gewusst über den Atomreaktor, heißt es - weder Politiker noch Polizei oder Feuerwehr. Und das, obwohl er mitten in der 200.000-Einwohner-Stadt Rochester im Bundesstaat New York betrieben wurde.

Die Atomaufsichtsbehörde der USA hat die merkwürdigen Geschäftsgebahren nun mithilfe eines ehemaligen Kodak-Mitarbeiters ans Tageslicht gebracht, wie "Democrat and Chronicle" berichtet.

Demnach habe das Unternehmen nur einige wenige Ingenieure und Mitarbeiter von Bundesbehörden über den Atomreaktor in Rochester informiert, sämtliche Informationen aber so vage wie möglich gehalten. Auch einige Forscher wussten offenbar Bescheid, an die Öffentlichkeit gelangte die Tatsache, dass hoch radioaktives Material unter Rochester lagerte, aber nie.

Waffenfähiges Uran für Materialtests
Der Reaktor, den Kodak 1974 gekauft hatte, wurde streng überwacht und lag unter meterdicken Betonwänden in einem Bunker unter dem Hauptquartier des Unternehmens. Mit seiner Hilfe wurden über ein pneumatisches System Materialtests durchgeführt. Durch sogenannte Neutronenradiographie können Schwachstellen bei Zusammensetzung und Struktur eines Materials ermittelt werden, die auf Röntgenbildern unsichtbar sind.

Schweigen auch beim Abbau
Kodak habe sich schließlich entschlossen, den Atomreaktor abzubauen, als günstigere Methoden für Materialtests zur Verfügung standen, so Kodak-Sprecher Christopher Veronda gegenüber "Democrat and Chronicle". 2007 sei das Uran in eine Einrichtung der Bundesbehörden nach South Carolina gebracht worden. Auch der Abbau des radioaktiven Materials ging unter fragwürdigen Umständen vor sich: Zwar informierte Kodak die Bundesbehörden, die strenge Auflagen erteilten, in Rochester selbst aber blieb Kodak offenbar bei der Schweigetaktik.

Warum der Konzern überhaupt über waffenfähiges Uran verfügte, ist vielen ein Rätsel. So sagte Miles Pomper vom Center for Nonproliferation Studies, einer Forschungseinrichtung über Atomwaffensperrverträge, gegenüber "Democrat and Chronicle": "Es ist so eine merkwürdige Situation, denn private Firmen haben so ein Material einfach nicht." Er selbst habe vom Atomreaktor bei Kodak noch nie gehört.

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