Der Friedhof war wegen der Exhumierung offiziell von 6.30 bis 10 Uhr gesperrt worden - wegen "dringlicher Arbeiten", wie es auf einem Schild beim Eingang hieß. Schon ab dem Morgengrauen hatten Kamerateams gewartet, zahlreiche Polizisten bewachten das Areal. Im Beisein von Kriminalisten, dem Gerichtsmediziner und Bestattern begannen die Arbeiten dann gegen 7 Uhr - unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die Kamerateams hatten sich an der Friedhofsmauer positioniert. Nach rund einer Stunde war die Bergung abgeschlossen. Der ausgehobene Sarg wurde zunächst verdeckt, dann in einen metallenen Sarg hineingestellt und schließlich mit einem kleinen Lieferwagen abtransportiert.
Mit Ergebnissen der toxikologischen Untersuchungen ist in beiden Fällen erst in rund vier Wochen zu rechnen, sagte Franz Hütter, Sprecher der Staatsanwaltschaft Krems, am Dienstag. Eine neuerliche Einvernahme der wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Polin Bogumila W. (51) habe noch nicht stattgefunden. Bisher hat die Frau sämtliche Vorwürfe bestritten.
Ermittlungen auch gegen Sohn von Polin
Seitens der Staatsanwaltschaft wird auch gegen ihren Sohn ermittelt, wegen vermögensrechtlicher Verdachtsmomente, so Hütter. Gemeldet habe sich der Mann, der seiner Mutter bei der Verwertung des Vermögens – u.a. hatte Herbert A. ihr seine Wohnung überschrieben – geholfen haben könnte, bisher noch nicht.
Experten-Trio für chemische Analyse
Für die Klärung des komplizierten Falls habe sich Gerichtsmediziner Christian Reiter Unterstützung von zwei weiteren Experten geholt, erklärte Hütter. Neben dem Doping-Prüfer Christian Gmeiner - ein Teil der Untersuchung findet in seinem Labor in Seibersdorf statt - wurde auch der bereits pensionierte Chemiker Walter Vycudilik beigezogen. Er hatte in Zusammenarbeit mit Reiter unter anderem auch schon den Fall Blauensteiner, an den die beiden jetzigen Todesfälle stark erinnern, untersucht.
Die Polin steht im Verdacht, ihre beiden "Schützlinge" nacheinander schleichend mit Arsen bzw. einem noch unbekannten Pflanzengift getötet zu haben, um anschließend deren Verlassenschaft an sich zu bringen. Beide Todesfälle wurden zunächst als natürlich eingestuft.
Anzeige von Tochter von A. brachte Stein ins Rollen
Erst eine Anzeige der Tochter des Wieners, die sich über die seltsamen Umstände des Ablebens ihres Vaters wunderte und sich um die Erbschaft gebracht fühlte, brachte die Ermittlungen rund ein Jahr später ins Rollen. Bei einer chemischen Analyse einer Gewebeprobe über ein Jahr nach seinem Tod wurde schließlich das 50-Fache der normalen Arsen-Konzentration festgestellt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.