Kriminalfall Hypo Bank

Millionen-Schaden durch Kredite an fiktive Kunden

Salzburg
24.10.2023 12:00

Es ist ein außergewöhnlicher Kriminalfall, den die Staatsanwaltschaft nun zur Anklage brachte: Eine Ex-Bankmitarbeiterin soll mit einem Komplizen die Salzburger Hypo Bank um rund acht Millionen Euro geschädigt haben. Einerseits geht es um 151 vergebene Kredite an fiktive Kunden. Andererseits um Geld für Veranlagungen von echten Kunden, die sich die Angeklagten eingesteckt haben sollen. 

Untreue, Veruntreuung, Urkundenfälschung und Fälschung besonders geschützter Dokumente: Das sind die Vorwürfe des Staatsanwaltes an zwei Beschuldigte. Eine bereits pensionierte Ex-Mitarbeiterin einer Flachgauer Filiale der Hypo Salzburg (mittlerweile Teil der Raiffeisenlandesbank OÖ) und ein Privatdetektiv müssen sich in diesem beispiellosen Kriminalfall demnächst im Landesgericht verantworten. In der elfseitigen Anklageschrift beschrieb der Ankläger zwei große Themenkomplexe: Einerseits habe die Ex-Bankmitarbeiterin seit 2006 ihr von 17 echten Kunden anvertrautes und für Veranlagung gedachtes Geld selbst eingesteckt: in Summe mehr als 3,5 Millionen Euro. Andererseits soll die Frau seit Juli 2017 insgesamt 151 Kredite an erfundene Kunden gewährt und die Erlöse ihrem Komplizen überlassen haben: in Summe rund 3,8 Millionen Euro. Und drittens soll die Angeklagte zwischen 2014 und 2018 Wertpapierverkäufe für eine Kundin ohne deren Auftrag durchgeführt und sich die Erlöse eingesackt haben. Für diese kriminellen Machenschaften soll der zweite Angeklagte Gehaltszettel und Personalausweise gefälscht haben.

Aufgekommen ist der Fall im August 2021 durch bankinterne Untersuchungen. Zwei Jahre lang dauerten die Ermittlungen der Behörden bis zur nun erhobenen Anklage. Die Hauptbeschuldigte und Ex-Bankangestellte war damals noch Repräsentantin der Bank: Sie konnte nach freiem Ermessen, jedoch unter Einhaltung der Anlage-Richtlinien, über Kunden-Vermögen verwalten. Erst durch diese Befugnisse konnte die Frau die in der Anklage genannten mutmaßlichen Straftaten unter Umgehung interner Kontrollsysteme setzen.

Dabei zeigten sich die beiden Angeklagten durchaus kreativ: Sie erfanden 151 nicht existierende Kunden, fälschten für die Gewährung von Sofort-Krediten unter anderem deutsche Personalausweise, Gehaltszettel, Einkommensunterlagen, Kontoverträge, steuerliche Selbstauskünfte, Datenschutzerklärungen, Einwilligungserklärungen und weitere Dokumente. All diese versahen sie mit einer gefälschten Unterschrift. Diese Fake-Dokumente soll jedenfalls der bereits vorbestrafte Zweitangeklagte geliefert haben, teils sogar einfach nur über E-Mail. Gefälscht waren laut Anklage auch die Depotaufstellungen und -bestätigungen von 17 tatsächlich existierenden Kunden: Dadurch konnte die Ex-Bankangestellte unbemerkt in die Wertpapierdepots dieser echten Kunden greifen, heißt es weiter von der Staatsanwaltschaft.

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Meine Mandantin ist teilweise geständig. Nur über die in der Anklageschrift angegebenen Summen wird beim Prozess noch zu reden sein.

Verteidiger Kurt Jelinek zur „Krone“

Die Idee mit den Krediten für Fake-Kunden soll das Duo im Jahre 2017 gehabt haben, laut Anklage offenbar aufgrund von finanziellen Problemen. Die Frau hatte das banktechnische Insider-Wissen dafür, der Mann erfand dafür die fiktiven Kunden. Anwalt Kurt Jelinek vertritt die Erstangeklagte und kündigte ein Teilgeständnis an: „Meine Mandantin ist teilweise geständig. Nur über die in der Anklageschrift angegebenen Summen wird noch in der Strafverhandlung zu reden sein.“ Die angegebene Summe dürfte laut dem Verteidiger zu hoch sein. Der Zweitangeklagte wird durch Anwalt Christoph Hirsch verteidigt: "Im Grunde nach ist mein Mandant geständig. Wir werden aber die Schadenssumme hinterfragen, da mein Mandant nicht, wie in der Anklage behauptet, einen Betrag in der Höhe von 3,5 Millionen Euro erhalten hat." Laut Hirsch wurde auch gegen fünf weitere Personen ermittelt, hierbei erfolgte jedoch eine Einstellung der Ermittlungen. Ein Prozess-Termin steht noch aus. 

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