Von Insider verraten

Schlag gegen führende Hacker in USA und Europa

Web
07.03.2012 09:10
Den Behörden in den USA ist offenbar ein Schlag gegen mehrere Hackergruppen im Land sowie in Europa gelungen. Die Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan erhob am Dienstag Anklage gegen fünf mutmaßliche Mitglieder der Gruppierungen Anonymous, LulzSec und AntiSec. Darunter seien führende Köpfe der Hackerbewegung, erklärten die Ermittler. Ein sechster Mann habe sich bereits im vergangenen Sommer schuldig bekannt - er diente den Behörden als Informant. Auch in Großbritannien ist inzwischen die Polizei eingeschritten.

Die in Manhattan Angeklagten, die teils schon festgenommen seien, teils noch gesucht würden, stammen aus den USA, Großbritannien und Irland. Die Polizei in Irland bestätige, dass ein junger Mann in Dublin festgenommen worden sei. Er stehe im Verdacht, Verbindungen zu einer internationalen Hackergruppe zu haben.

Die Polizei in Großbritannien hat gegen vier junge Hacker Schritte eingeleitet, einer davon muss sich auch in den USA wegen mutmaßlicher Hackeraktionen verantworten. Ein 17-Jähriger aus Südlondon im Königreich stehe unter Verdacht, sich illegal Zugang zu Computersystemen verschafft zu haben, hieß es am späten Dienstagabend von der Polizei. Scotland Yard werde unabhängig von den USA gegen die Hacker vor Gericht ziehen.

Hacker soll Kollegen verraten haben
Nach Angaben des US-Fernsehsenders Fox News kamen die entscheidenden Hinweise in den USA von einem 28-jährigen New Yorker namens Hector Xavier M. Der Mann mit dem Hackernamen "Sabu" war laut Gerichtsdokumenten bereits im Juni vergangenen Jahres festgenommen worden. Die Unterlagen blieben jedoch über Monate unter Verschluss und wurden erst jetzt veröffentlicht. In Anonymous-Kreisen war "Sabu" schon länger als Verräter bezeichnet worden.

Wichtigster Informant und Beschützer
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte sich "Sabu" im August schuldig bekannt. Er habe der US-Bundespolizei FBI beim Sammeln von Beweisen geholfen, über den Kurznachrichtendienst Twitter falsche Fährten gelegt und sogar den Geheimdienst CIA und andere US-Behörden sowie Finanzinstitutionen vor Cyberattacken geschützt.

Aus den Unterlagen ging hervor, dass M. ein "einflussreiches Mitglied dreier Hacker-Organisationen - Anonymous, Internet Feds und Lulz Security" (LulzSec) gewesen sei. Der Beschuldigte soll unter anderem als Anonymous-Mitglied an Angriffen auf Visa, MasterCard und PayPal beteiligt gewesen sein, aber auch Regierungscomputer in Tunesien, Algerien, Jemen und Simbabwe angegriffen haben.

Hacker über seine Kinder zur Mithilfe "überredet"
"Das ist verheerend für die Organisation", zitierte Fox einen an den Ermittlungen beteiligten FBI-Beamten. "Wir haben den Kopf von LulzSec abgeschlagen." Es sei jedoch nicht einfach gewesen, "Sabu" zur Mithilfe zu bewegen. "Es war wegen seiner Kinder. Er wollte nicht ins Gefängnis wandern und sie zurücklassen. So haben wir ihn gekriegt", sagte ein Beamter.

Anonymous antwortet mit offenem Brief
Die Hacker von Anonymous haben daraufhin die Website des Sicherheitsanbeiters Panda Security gehackt, um dort einen offenen Brief zu veröffentlichen. Zuvor hatte sich ein Forscher des Unternehmens dort über die Festnahmen erfreut gezeigt und die These aufgestellt, dass Anonymous ohne LulzSec nun nur noch zu (vergleichsweise harmlosen) DDOS-Attacken (Distributed Denial of Service) - dabei wird eine Homepage überlastet und so lahmgelegt - fähig seien.

Im offenen Brief der Hacker heißt es: "Ja, ja, wir wissen, dass Sabu uns verpfiffen hat. Wie üblich hat das FBI ihn damit bedroht, ihm seine Söhne wegzunehmen. Wir verstehen das, aber wir sind auch deine Familie." Es sei "traurig" und schwer vorstellbar wie es sich anfühle, die eigenen Freunde an die Polizei zu verraten, kritisieren die Hacker. Als Reaktion auf den Eintrag des Panda-Security-Forschers hieß es außerdem, Anonymous habe eine Backdoor in das "beschissene" Antivirenprogramm des Unternehmens eingebaut - Panda Security weist diese Behauptung zurück.

Abgespaltene Hackergruppe sorgte für Chaos
LulzSec hatte sich scheinbar mühelos Zugang zu zahlreichen Web-Servern verschafft. Die Spanne reichte von Unterhaltungsfirmen bis hin zum US-Senat und selbst dem US-Geheimdienst CIA. Ende Juni erklärte die vermutlich von Anonymous abgespaltene Gruppe abrupt ihre Auflösung.

27-Jähriger soll an Stratfor-Hack beteiligt gewesen sein
Die Angriffe anderer Gruppen gingen jedoch weiter. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde nun auch ein 27-Jähriger aus Chicago festgenommen und angeklagt, der im Dezember geholfen haben soll, in die Computersysteme des US-Militärberatungsunternehmens Stratfor einzudringen (siehe Infobox).

Laut der Anklageschrift haben der 27-Jährige und seine Mittäter unter anderem 60.000 Kreditkartendaten gestohlen und damit mehr als 700.000 Dollar ergaunert (534.000 Euro). Erst in der vergangenen Woche hatte WikiLeaks Tausende E-Mails von Stratfor veröffentlicht und damit die im Geheimen agierende Branche der Militärberater ins Rampenlicht gezerrt.

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