Sorge um Fresken

Brand in Dom durch Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz

Niederösterreich
07.03.2012 16:33
"Vorsätzlich" oder zumindest "fahrlässig" – so ist der Brand im Wiener Neustädter Dom am Dienstagabend ersten Ermittlungserkenntnissen zufolge herbeigeführt worden. Da weder Brandmittelspürhunde angeschlagen hätten noch eine technische Zündquelle vor Ort als Brandauslöser infrage käme, sei wohl entweder eine brennende Kerze umgefallen oder ein Betstuhl absichtlich in Brand gesetzt worden, sagte Erich Rosenbaum vom Landeskriminalamt NÖ am Mittwoch.

Die durch den Brand stark verunreinigte Kirche sei vorerst unbenützbar, teilte Dompropst Monsignore Karl Pichelbauer mit, die Messfeiern müssten daher vorübergehend in die Vorstadtkirche St. Leopold verlegt werden. Bei dem Feuer sei die Rauchentwicklung sehr groß gewesen, es gebe viel Schmutz und "es stinkt auch noch fürchterlich". Hinzu kämen Wasserschäden. Die Feuerwehr habe durch ihren raschen Einsatz jedenfalls "verhindert, dass der gesamte Dachstuhl des Doms in Brand geriet".

Sorge um mittelalterliches Fresko
Die katholische Nachrichtenseite "Kathpress" berichtete am Mittwoch zudem von Sorge um ein freigelegtes mittelalterliches Fresko, das völlig verschmutzt sei. Harald Gnilsen, Bauamtsdirektor der Erzdiözese Wien, wolle gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt die weitere Vorgehensweise überlegen. Die Seitenkapelle, in der das Feuer ausgebrochen war, wurde laut "Kathpress" samt einem kleinen barocken Chorgestühl völlig zerstört. Die Holzdecke der Kapelle brannte ebenfalls ab. Flammen waren vom Gestühl übergesprungen.

Feuer brach gegen 18 Uhr aus
Das Feuer war am Dienstagabend im nördlichen Bereich des Wiener Neustädter Doms ausgebrochen, laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger in etwa zehn Metern Höhe. Mehrere Augenzeugen hatten kurz nach 18 Uhr die Einsatzkräfte verständigt. Vier Feuerwehren - aus Wiener Neustadt, Felixdorf, Neunkirchen und Mödling - wurden alarmiert und rückten mit rund 100 Mann und 22 Fahrzeugen an.

Das Feuer hatte zwar auf den Dachstuhl übergegriffen, dank der teils unter schwerem Atemschutz agierenden Löschkräfte, die rasch zur Stelle gewesen seien, aber nicht durchgeschlagen. Im Zuge des Einsatzes wurde das Dach des Doms teilweise abgedeckt, um Glutnester besser bekämpfen zu können. Gegen 21 Uhr hatte man den Brand schließlich unter Kontrolle. Ersten Schätzungen zufolge dürfte das Feuer Schäden in Höhe von mehreren Zehntausend Euro verursacht haben. Laut Polizei bestehe ein Versicherungsschutz.

Letzte Renovierung in den 90er-Jahren
Beim Dom von Wiener Neustadt handelt es sich um ein im Kern romanisches Bauwerk, mit dessen Errichtung Anfang des 13. Jahrhunderts wenige Jahre nach Gründung der Stadt begonnen wurde. Geweiht wurde die Kirche 1279 zu Ehren der Jungfrau Maria und des Heiligen Rupert. Im 14 Jahrhundert wurde die Apsis durch ein Querschiff und einen gotischen Chor ersetzt. Von 1469 bis 1785 war Wiener Neustadt Bischofssitz.

Die beiden 64 Meter hohen Westtürme wurden im späten 19. Jahrhundert abgetragen und wieder aufgebaut, nachdem sie nach mehreren Erdbeben baufällig geworden waren. Zuletzt wurde der Dom in den 1990er-Jahren renoviert.

Die Polizei sucht Zeugen, die am Dienstag im Zeitraum von 17 bis etwa 18 Uhr allfällige Beobachtungen gemacht haben. Hinweise sind an den Journaldienst des Landeskriminalamtes unter der Telefonnummer 059133/30-3333 bzw. -3336 oder an jede andere Sicherheitsdienststelle erbeten.

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