Experte berichtet:

“Zigtausende Mehrfachwähler in Moskau”

Ausland
06.03.2012 17:22
Rund 30.000 bis 40.000 Russen seien zum Mehrfachwählen sowie für die anschließende Siegesfeier des russischen Regierungschefs und nächsten Präsidenten Wladimir Putin vom Sonntagabend nach Moskau gebracht worden. Das berichtete ein Experte des renommierten Moskauer Carnegie Zentrums am Dienstag. "Eine riesige staatliche Maschinerie" habe für Putins Wahlsieg gesorgt.

Tausende Putin-Getreue bis hin zu Spitzenpolitikern und -beamten seien an der Organisation des groß angelegten Wahlbetrugs beteiligt gewesen. Die Menschen hätten zunächst in ihren Wohnorten abgestimmt, bevor sie dann mit Bussen oder per Zug in die Hauptstadt gebracht worden seien, erklärte der Historiker des internationalen Foschungsinstituts für überparteiliche Analysen am Dienstag gegenüber der Austria Presse Agentur.

"In Bussen von Lokal zu Lokal"
In der Hauptstadt angekommen, seien die Menschen wiederum in Bussen von Wahllokal zu Wahllokal gebracht worden, um wiederholt zu wählen. Am Abend des Wahltages sei es dann weiter zur Siegesfeier gegangen.

Die Leute aus der Umgebung Moskaus seien noch am späten Abend nach der Kundgebung wieder nach Hause gebracht worden, schilderte der Wissenschaftler weiter. Teilweise seien die Teilnehmer dafür bezahlt worden, teilweise unter Druck gesetzt. Viele Betroffene hätten Angst, ihre Arbeit zu verlieren, darunter fänden sich staatliche Angestellte wie Lehrer, Krankenschwestern oder Militärangehörige. Auch Pensionisten hätten sich aus Abhängigkeit für die "Wahlfahrt" entscheiden. Der Historiker sprach von einem "Russland der Leibeigenen".

"Vielleicht glaubt er, sie unterstützen ihn"
Junge Leute hätten für die Teilnahme etwa 1.000 Rubel (25,7 Euro) bekommen. Die Kreml-Jugend Naschi habe bei der Putin-Feier dagegen nur einen kleinen Teil der Teilnehmer ausgemacht. Diese nach Moskau gebrachten Leute seien "keine nachhaltige Unterstützung" für den künftigen Präsidenten. Sie seien bezahlt oder unter Druck gesetzt, aber nie Freiwillige - "vielleicht glaubt Putin, sie alle unterstützen ihn."

Das Ziel der "Wahlreisen" sei es gewesen, eine Stichwahl auf jeden Fall zu vermeiden. Putin halte die Meinung der Leute für nicht so wichtig, "wichtig ist für ihn die Elite". In einem zweiten Wahlgang hätte diese sich aufspalten können und das wäre für Putin ein Desaster gewesen.

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