Zu Tode gefoltert

London: Bub wegen “Hexerei” ermordet – lebenslange Haft

Ausland
05.03.2012 15:47
Weil er von seiner Schwester und ihrem Lebensgefährten (Bilder) der "Hexerei" verdächtigt wurde, hat Kristy Bamu in Großbritannien einen grausamen Tod sterben müssen. Der 15-Jährige war zu Weihnachten 2010 nach tagelanger Folter bei einem Exorzismus-Ritual ertrunken. Am Montag wurde das Paar in London zu lebenslanger Haft verurteilt.

Kristy Bamu war mit seinen zwei Brüdern und zwei Schwestern von Paris nach London gereist, um bei seiner 29-jährigen Schwester Magalie die Feiertage zu verbringen. Doch statt Weihnachten im Kreise seiner Angehörigen zu feiern, wurde der 15-Jährige "Opfer einer ausgedehnten Attacke von unbeschreiblicher Wildheit und Brutalität", wie Staatsanwalt Brian Altman beim Prozess schilderte.

Eric Bikubi, der 28-jährige Lebensgefährte der Schwester, warf dem Buben und seinen beiden Schwestern "Hexerei" vor und forderte, dass sie gefoltert werden. Kristys Geschwister, die sich bald "geständig" zeigten, wurden laut Staatsanwalt gezwungen, an der viertägigen Tortur des Bruders mitzuwirken.

Bub bettelte um seinen Tod
Nachdem dann auch der 15-Jährige endlich gestanden hatte, kam er während einer "Erlösungszeremonie", bei der er rituell gereinigt werden sollte, ums Leben - er ertrank in der Badewanne. Der Bub habe so sehr gelitten, dass er um seinen Tod gebettelt habe, so der Staatsanwalt. Laut Gerichtsmedizin wies die Leiche des Buben insgesamt 130 verschiedene Verletzungen auf, zugefügt unter anderem mit einem Meißel, einem Hammer und einer Metallstange.

Beim Prozess argumentierten Bikubis Verteidiger, ihr Mandant habe "wegen eines Hirnschadens" in Kristy einen "Hexer" gesehen. Richter David Paget akzeptierte dies in seiner Urteilsbegründung, fügte jedoch hinzu: "Der Glaube an Hexerei, egal wie aufrichtig, kann einen Angriff auf einen anderen Menschen, geschweige denn dessen Tötung, niemals entschuldigen." Der 28-Jährige stammt, ebenso wie die Familie des Opfers, aus dem Kongo, wo der Hexenkult in einigen christlichen Kulturen noch immer verbreitet ist.

Schwester stritt Glaube an Hexerei ab
Magalie Bamus' Verteidigung, sie glaube nicht an Hexerei und sei von ihrem Lebensgefährten zur Beteiligung an der Folter ihres Brudes gezwungen worden, folgte der Richter hingegen nicht. Erschwerend bewertete er bei der 29-Jährigen zudem, dass sie sich zu keinem Zeitpunkt für die schreckliche Tat entschuldigt habe.

30 Jahre Mindesthaft für Mord nach "ausgedehnter Folter mit körperlichem und geistigem Leiden vor dem Tod" lautete nun am Montag das Urteil für Bikubi. Kristys Schwester fasste nach britischem Strafrecht mindestens 25 Jahre Gefängnis aus.

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