Selbstverbrennungen

Verzweifelter Protest in Tibet – wieder zwei Tote

Ausland
05.03.2012 09:34
Aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über die Tibeter haben sich eine tibetische Mutter von vier Kindern sowie eine Mittelschülerin selbst angezündet. Die jüngsten Verzweiflungstaten warfen einen Schatten auf den Auftakt der diesjährigen Jahrestagung des Volkskongresses am Montag in Peking. Innerhalb eines Jahres haben mehr als 20 Tibeter derart Selbstmord begangen, um auf das Schicksal des tibetischen Volkes aufmerksam zu machen.

Die Schülerin habe sich am Samstag auf einem Gemüsemarkt in Maqu in der Provinz Gansu mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt, wie exiltibetische Quellen berichteten. Die tibetische Mittelschule habe mehrfach im Mittelpunkt von Protesten gestanden. Viele Schüler seien in der Vergangenheit festgenommen worden, weil sie sich den chinesischen Behörden widersetzt hätten, so ein US-Radiosender.

"Dalai Lama soll zurückkehren"
Die zweite Selbstverbrennung passierte am Sonntag in der Kreisstadt Aba in der Südwestprovinz Sichuan, wo sich die vierfache Mutter in Brand setzte. Die 32-jährige Witwe Rinchen habe noch "Tibet braucht Freiheit, und der Dalai Lama soll zurückkehren" gerufen, so die in London ansässige Organisation "Free Tibet". Die Tat geschah demnach an der neu eingerichteten Polizeiwache direkt vor dem Kloster Kirti, das eine zentrale Rolle bei den Unruhen in der Gegend spielt.

Hunderte Mönche des Klosters seien in den vergangenen Monaten zur Umerziehung geschickt worden, berichteten Exiltibeter. Als Reaktion auf die Selbstverbrennungen und Proteste der Tibeter hatten die chinesischen Behörden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft und zusätzliche Truppen entsandt.

"Tibet immer tiefer in der Krise"
Tibet-Aktivisten übten nun erneut scharfe Kritik: Die Politik, Tibet in China zu integrieren, sei gescheitert, sagte die Direktorin von "Free Tibet", Stephanie Brigden. "Die Besetzung muss enden." Die Tibeter lebten praktisch unter Militärrecht. "Chinas Antworten auf die Proteste, die sich immer weiter ausbreiten, sind verstärkte Repression und Überwachung, was Tibet nur noch weiter in die Krise stürzt."

Den chinesischen Regierungschef scheint dies wenig zu interessieren. Ohne auf die jüngsten Vorfälle oder die seit seit Monaten andauernden Unruhen einzugehen, sprach sich Wen Jiabao in seinem Rechenschaftsbericht vor 3.000 Delegierten des Volkskongresses lediglich für die "Einigkeit aller Volksgruppen in China" aus. "Nur wenn die ethnischen Gruppen vereint sind und für die Entwicklung aller Chinesen arbeiten, kann China Wohlstand erreichen."

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