Drama auf hoher See

“Costa”-Passagiere schildern Momente der Todesangst

Ausland
01.03.2012 17:24
Nach der Ankunft auf den Seychellen am Donnerstag berichteten die Passagiere der havarierten "Costa Allegra" von den Momenten der Todesangst, die sie durchstehen mussten. Als der Alarm ertönte, waren die meisten Passagiere und Besatzungsmitglieder zu Tisch. "Es war Mittagszeit, also waren alle beim Essen", berichtete Kellner Terry Campbell. Einige Leute seien zur Tür gerannt, andere seien ruhig geblieben. "Die gesamte Crew ist zur Brücke gelaufen, um die Rettungsboote vorzubereiten", sagte der 32-Jährige. "Wir haben alles stehen und liegen gelassen."

Viele Passagiere dachten nach dem Brand am Montag sofort an das Unglück des Schwesterschiffs "Costa Concordia" derselben italienischen Reederei, das im Jänner vor der Küste der Toskana kenterte - damals starben vermutlich 32 Menschen. 25 Leichen wurden bisher entdeckt, sieben Passagiere und Besatzungsmitglieder werden noch vermisst. "Ich konnte es nicht glauben, nach dem, was dem anderen Kreuzfahrtschiff passiert ist", sagte Chris, einer der mehr als 600 Urlauber auf der "Costa Allegra". "Ich habe mir schon vorgestellt, dass ich ins Wasser springen muss."

Auch dem Schiffspfarrer Camillo Testa gingen sofort solche Gedanken durch den Kopf. "Die Sorge war, dass wir mitten im Indischen Ozean mit all den Kindern und Senioren, die an Bord waren, das Schiff verlassen mussten, weit weg von den Seychellen, La Reunion und Mauritius", berichtete der Geistliche nach der Rettung dem Sender Sky TG24. "Der schlimmste Moment war, als ich den codierten Alarm hörte. Ich war in der Kabine. Die Notfallmaßnahmen wurden sofort eingeleitet. Wir gingen zum vorgeschriebenen Deck." Was an Bord "ein wenig Panik" ausgelöst habe, sei der Umstand gewesen, dass keiner zu den Kabinen zurückkehren konnte.

Stunden der Ungewissheit
Durch den Brand im Maschinenraum fiel der Strom auf dem Schiff aus, der Notstromgenerator funktionierte nur für kurze Zeit. Die Kommunikation konnte mithilfe von Batterien allerdings aufrechterhalten werden. Nachdem das Schiff mehrere Stunden in Ungewissheit auf dem Meer getrieben hatte, kam ein französisches Fischereischiff zu Hilfe. Doch erst am Dienstagmorgen nahm es dann das viel größere Kreuzfahrtschiff ins Schlepptau und machte sich auf den mühsamen Weg Richtung Seychellen.

Bis zur Ankunft am Donnerstag mussten die mehr als 1.000 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Deck ausharren. Nachts gab es kein Licht, die Toilettenspülungen funktionierten nicht, es war eng und stank.

"Es war absolut schrecklich"
"Das war eine anstrengende Fahrt", sagte die Belgierin Alena Daem nach ihrer Ankunft an Land. Sie sei "erschöpft, aber vor allem froh, dass das alles vorbei ist", so die 62-Jährige. Essen habe es zwar gegeben. "Aber es konnte nicht gekocht werden, wir haben uns vor allem von Brot ernährt." Henri, ein 82-jähriger Franzose, litt sehr unter den Umständen an Bord, wie er mit zittriger Stimme erzählte. "Es war absolut schrecklich", sagte er im Hafen von Victoria. "Kein Licht, keine Toiletten, ich konnte an Deck kaum schlafen zwischen so vielen dicht gedrängten Menschen."

Der Außenminister der Seychellen, Jean-Paul Adams, begrüßte die Kreuzfahrtpassagiere, die unter normalen Umständen schon am Dienstag dort angekommen wären, persönlich im Hafen. "Sie haben schlimme Erfahrungen an Bord dieses Schiffes gemacht, hoffentlich geht es ihnen bald besser", sagte Adams. "Wir werden uns um sie kümmern."

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