16-Jährige verurteilt

Nach Scherzanruf Grazer Einkaufszentrum geräumt

Steiermark
17.08.2023 13:07

Riesen-Polizeieinsatz, Evakuierungen, Panik: Am 15. März wurde das große Grazer Einkaufszentrum Murpark geräumt. Grund war der Notruf einer erst 16-jährigen Grazerin, die behauptete, Männer mit Pistolen seien unterwegs. Alles nur erfunden! Dafür stand das Mädchen nun vor Gericht.

Schlimme Gerüchte kursierten am Nachmittag des 15. März in Graz. Der Murpark im Stadtteil Liebenau wurde geräumt, sogar von einem Amoklauf war die Rede. Zum Glück konnte nach etwas mehr als einer Stunde Entwarnung gegeben werden. Ein gerichtliches Nachspiel hat die Sache dennoch.

Auslöser des Großeinsatzes war ein Anruf des nun angeklagte Mädchens bei der Polizei. Es gab an, dass sie zwei Bewaffnete im Einkaufszentrum gesehen habe. Die Polizei räumte den Murpark und durchsuchte das Shoppingcenter. 

Scherzanruf statt Terroralarm
Wie sich herausstellte, hatte die Anruferin gelogen. Staatsanwältin Viktoria Schreyer listete in ihrer Anklage nicht nur das Verbrechen der Verleumdung wegen der schon bekannten Szenen im Murpark auf, sondern auch den Vorwurf des Diebstahls sowie einen weiteren Vorfall, bei dem die Angeklagte zusammen mit zwei Freundinnen (14, 18) die Rettung gerufen hatte und einen Überfall von angeblich vier Männern auf ihre 14-jährige Freundin vorgetäuscht hatte. Tatsächlich hatten aber offenbar die 16-Jährige und die andere Freundin auf die Schülerin eingeschlagen, um den Überfall echt aussehen zu lassen. Zudem soll sie ihr zwei Tabletten Benzodiazepin gegeben haben, um sie bewusstlos zu machen.

Freundin bekam schlechtes Gewissen und beichtete
Auch dieser Schwindel flog auf, denn die 18-Jährige beichtete alles der Polizei. Das nahm ihr die Angeklagte übel: Sie schickte der Älteren eine Nachricht, in der sie ihr drohte, ihr Leben zu ruinieren. Außerdem solle sich ihre Aussage zurücknehmen - was ihr  auch eine Anklage wegen Anstiftung zur Falschaussage einbrachte. Aufgrund der Vielzahl an Delikten wurde das Mädchen vor rund zwei Wochen in Untersuchungshaft genommen und bei Gericht aus der Zelle vorgeführt.

Schwierige Kindheit
Vor Gericht rechtfertigte ihr Verteidiger Andreas Zissler die Vorwürfe so: „Im Murpark sah sie den Mann und bekam tatsächlich Angst vor ihm. Dass er keine Waffe bei sich trug, war allerdings völlig klar. Sie hoffte auf Polizeiautos, wollte befragt werden. Sie wollte einfach im Mittelpunkt stehen. Natürlich rechtfertigt das die Tat nicht. Sie ist leider nicht so aufgewachsen, wie die meisten von uns, ihre Erziehung wurde stark vernachlässigt.“

Die Beweggründe für den Anruf im Murpark seien für ihn kaum nachvollziehbar: „Sie hoffte auf viele Polizeiautos und dass sie im Mittelpunkt steht“, meinte er. Heute wisse sie, dass man so etwas nicht macht und sie wisse auch, dass sie es damals auch schon hätte wissen müssen.

„Eine riesengroße Sauerei“
Richter Florian Farmer verurteilt die Grazerin schließlich zu neun Monaten bedingter Haft. „Das, was Sie gemacht haben, ist eine riesengroße Sauerei, normalerweise müssten Sie dafür sitzen gehen. Nur Ihr jugendliches Alter schützt Sie davor.“ Außerdem muss sie Bewährungshilfe und Psychotherapie machen sowie einer 30-stündigen Tätigkeit nachgehen: „Damit Sie nicht auf weitere blöde Ideen kommen.“ Unter Tränen nimmt sie das Urteil an, die Staatsanwältin gibt keine Erklärung ab - somit ist es nicht rechtskräftig.

Porträt von Steirerkrone
Steirerkrone
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