Karl Reiter ist Landwirt, Gastwirt und Pionier aus dem Achental: Mit dem Posthotel Achenkirch hat der Tiroler (Wellness-)Geschichte geschrieben. Im Burgenland startete er noch einmal durch. Die „Krone“ besuchte ihn und sprach mit ihm über den Tourismus.
Gast- und Landwirt - das antwortet Karl J. Reiter bescheiden auf die Frage nach seinem Beruf. Und bescheiden ist der gebürtige Tiroler, der im September 74 Jahre alt wird, geblieben. Bescheidenheit und Demut zählen seit jeher zu seinen wichtigsten Eigenschaften. „Ich habe leider schon zu viele kennengelernt, die den Boden unter den Füßen verloren haben. Nichts ist selbstverständlich auf dieser Welt“, sagt Karl beim „Krone“-Besuch in Bad Tatzmannsdorf. Es war im Jahr 2003, als Karl noch einmal durchstarten wollte.
Wir haben bisher 100 Millionen Euro in die zwei Betriebe in Bad Tatzmannsdorf investiert. Der Kaufpreis ist da aber nicht inkludiert.
Nikki und Karl Reiter
Anfang im Jahr 1975
Mit seiner zweiten Frau Nikki, mit der er mittlerweile drei Kinder hat. Fast wäre der Neustart in Vietnam erfolgt, doch der „ungeschliffene Diamant“ - die beiden Steigenberger-Hotels in Bad Tatzmannsdorf mit 120 Hektar Grund - hat es Karl von Anfang an angetan. Begonnen hat alles 1975 in Achenkirch. Der junge Karl hat damals das elterliche Wirtshaus, die Post, übernommen. Mit fünf Mitarbeitern. Er hat das Posthotel Achenkirch entgegen vieler Unken- und neidischer Zwischenrufe zu einem Tiroler Paradebetrieb aufgebaut.
In Sachen Wellness war Karl Reiter ohnedies ein Pionier. Als für viele ein Spa-Bereich noch eine Zweimann-Sauna samt Dusche und einem kalten Eimer Wasser war, hat er 1982 erstmals aufgezeigt, was ein richtiger Wellnessbereich ist. Mit allem, was heute ganz selbstverständlich ist. Viele sind dann auf seine Ideen aufgesprungen.
„Wir haben in 20 Jahren 100 Millionen Euro investiert“
2003 startete er im Burgenland noch einmal durch. Den Stammbetrieb am Achensee führt längst sein ältester Sohn Karl junior, im Burgenland beschäftigen Nikki und Karl heute mehr als 500 Mitarbeiter an drei Standorten. „Wir haben bisher 100 Millionen Euro in die zwei Betriebe in Bad Tatzmannsdorf investiert. Der Kaufpreis ist da aber nicht inkludiert“, erzählen Nikki und Karl.
Zuletzt 10 Millionen in das Kinderhotel. Neu sind eine eigene Nudel- und Eismanufaktur sowie eine Bäckerei. Auch der Erwachsenen-Wellness-Bereich sowie das Restaurant wurden erweitert, alle 124 Zimmer erneuert. Zum Einsatz kamen ausschließlich Materialien und Handwerker aus der Region.
Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Sie gehören quasi zur Familie dazu.
Nikki und Karl Reiter
Seine Erfindung, das Yin-Yang-Becken, darf da natürlich nicht fehlen. Ans Aufhören denken die Reiters noch lange nicht: Weitere 10 Millionen Euro fließen nun in die Erneuerung des Supreme-Erwachsenen-Hotels. In allen Häusern haben Nachhaltigkeit und Regionalität oberste Priorität.
Karl Reiter ist nach wie vor auch stolzer Landwirt
Ein Teil der Produkte wird am Bauernhof im steirischen Pöllauer Tal erzeugt. „Wir haben dort 100 Rinder, die Tiere werden mindestens 36 Monate alt, wachsen in Mutter-Kuh-Haltung auf und kommen dreimal auf die Alm“, ist Landwirt Reiter stolz. In Summe haben die Reiters übrigens 400 Tiere - darunter viele vom Aussterben bedrohte Rassen wie weiße Esel oder Wasserbüffel und natürlich seine geliebten Lipizzaner. Das ist auch ein Mitgrund, warum alle Reiter-Betriebe zusammen einen positiven ökologischen Fußabdruck haben.
Was das Wichtigste für ihn ist? „Gesundheit - und danach kommt gleich die Harmonie“, sagt Reiter. Und diese Harmonie ist auch in Bezug auf seine Mitarbeiter wichtig - in Summe sind es aktuell mehr als 500. „Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Sie gehören quasi zur Familie dazu.“ Sie genießen auch viele Privilegien. Karl kennt sie natürlich alle persönlich. Beim „Krone“-Besuch hatte gerade Abwäscherin Christa Geburtstag - für Karl Reiter ganz selbstverständlich, dass er ihr persönlich gratuliert.
„Behördenauflagen sind zum Teil schon Schikanen“
Wie sieht er die Zukunft? „Das heurige Jahr wird für die Branche hart“, befürchtet Reiter. Warum? Die hohen Energiepreise, die hohen Preissteigerungen und der hohe Wareneinsatz. „Hinzu kommt die hohe Inflation. Man kann die Mehrausgaben nicht auf den Preis draufschlagen, weil dann bleiben die Gäste aus. Wir mussten mit unseren Preisen bereits wieder nach unten gehen“, sagt Reiter.
Hinzu kommen Dumpingpreise von allen möglichen Konkurrenten in der Branche – von den Kollegen im eigenen Land bis hin zu Kreuzfahrten und Flugreisen. „Und von den Behördenauflagen, die teilweise schon richtige Schikanen sind, rede ich noch gar nicht“, führt Reiter aus. „Der Tourismus ist ein fragiles, zartes Pflänzchen, das uns viel Wohlstand gebracht hat. Wir müssen gerade in Zeiten wie diesen aufpassen, dass wir es nicht kaputt machen“, warnt der Tiroler Gast- und Landwirt, den es nur mehr selten nach Tirol zieht. Zuletzt zu Fronleichnam, wo er mit den Schützen ausrückte.
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