Tickt die Uhr?

Experten sicher: Prigoschin bald „liquidiert“

Ausland
27.06.2023 16:14

Die Wochenend-Revolte von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin gegen den Kreml war gewissermaßen staatsfinanziert. Russlands Machthaber Wladimir Putin erklärte, beinahe eine Milliarde Euro in die Söldnertruppe gepumpt zu haben. Für Experten ist Prigoschin ein „Dead Man Walking“.

Nach dem bewaffneten Aufstand der Wagner-Söldner in Russland muss deren Chef Jewgeni Prigoschin aus Sicht des Politikwissenschaftlers Herfried Münkler um sein Leben bangen. „Ich gehe davon aus, dass die Russen Prigoschin über kurz oder lang liquidieren werden“, sagte er dem „Spiegel“.

Der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko, der ihm nun offenbar Unterschlupf gewähre, werde dem russischen Geheimdienst dabei kaum im Weg stehen.

Experten: „Putins Koch“ hat sich verzockt
Nach der Meinung mehrerer Geopolitik-Experten, darunter Jessica Berlin und Ian Bremmer, sei Prigoschin ein „Dead Man Walking“. Grob übersetzt: mehr tot als lebendig. Ähnlich äußerte sich kürzlich Russland-Experte Gerhard Mangott in der „ZiB 2“. Der Wagner-Chef sei tot für Moskau nun mehr wert als lebendig. Obwohl die Anklagen gegen „Putins Koch“ - wie der Wagner-Chef oft genannt wird - offiziell eingestellt wurden. Noch am Samstag hatte Putin angekündigt, die Drahtzieher würden ihrer „unausweichlichen Bestrafung“ zugeführt werden.

Am Dienstag räumte der Kremlchef zudem erstmals ein, dass die Wagner-Armee komplett vom Staat finanziert wurde. „Wir haben diese Gruppe komplett finanziert“, sagte Putin bei einem Pressetermin im Kreml. Nach seiner Schilderung erhielt die Gruppe von Mai 2022 bis Mai 2023 insgesamt 86,26 Milliarden Rubel (rund 930 Millionen Euro) aus dem Staatshaushalt. Offiziell nennt sich die Wagner-Armee ein privates Militärunternehmen.

Putin bringt Prigoschin mit Korruption in Verbindung
Zugleich kündigte Putin eine Untersuchung der Geldströme bei der Muttergesellschaft der Wagner-Armee, der Concord-Holding, an. Denn während die Wagner-Truppe vollständig vom Staat finanziert worden sei, habe Concord zugleich 80 Milliarden Rubel verdient. „Ich hoffe, dass niemand etwas gestohlen hat oder, sagen wir, ein bisschen gestohlen hat“, drohte Putin.

Die Wagner-Einheiten waren eine der schlagkräftigsten und brutalsten Truppen im seit 16 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg. Neben vielen Ex-Häftlingen sind in der „Privatarmee“ hochprofessionelle Söldner mit langer Kampferfahrung im Einsatz.

Muss Schoigu gehen?
Putin kündigte „in nächster Zukunft“ Veränderungen in der Führungsetage der russischen Streitkräfte an. Das „Rückgrat“ der Streitkräfte-Führung werde künftig aus Personen zusammengesetzt sein, die sich im Kampfeinsatz bewährt hätten. Dazu gehöre auch der Bereich der Luftwaffe. Der Kremlchef äußerte sich nicht dazu, ob er an seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu festhält.

Schoigu steht seit Monaten wegen der Misserfolge beim Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Kritik und hatte auch dem Aufstand Prigoschins - eines seiner größten Widersachers - nichts entgegenzusetzen. Beim Wochenendausflug des Wagner-Chefs wurden dem Vernehmen nach mindestens 13 russische Soldaten getötet. Wie man jetzt weiß: staatsfinanziert.

Prigoschin in Belarus eingetroffen
Mittlerweile ist bekannt, dass Prigoschin in Belarus eingetroffen ist. „Ja, wirklich, er ist heute in Belarus“, sagte Machthaber Alexander Lukaschenko am Dienstag in Minsk der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Prigoschin war im Fall einer Ausreise nach Belarus vom Kreml Straffreiheit zugesichert worden.

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