Saudischer Experte:
“Autofahrerinnen verlieren ihre Jungfräulichkeit”
"Frauen das Autofahren zu erlauben würde einen Anstieg von Prostitution, Pornografie, Homosexualität und Scheidungsraten provozieren", meint Kamal Subhi, ehemaliger Professor an der King Fahd University in Dhahrans, laut "Spiegel Online". In einem Gutachten, das er kürzlich dem gesetzgebenden Shura-Rat vorlegte, warnt er, es würde in zehn Jahren keine Jungfrauen mehr geben, wenn man das weibliche Geschlecht auf den Straßenverkehr loslasse.
Der in Saudi-Arabien anerkannte Fachmann führte ein persönliches Erlebnis als Beweis für die angeblich schwindende Moral an: Als Subhi einmal in einem anderen arabischen Staat - dessen Namen er nicht nennt - ein Café besucht habe, hätte ihm eine Frau mit einer Geste zu verstehen gegeben, dass sie "verfügbar" wäre. "Das passiert, wenn Frauen Auto fahren dürfen", schlussfolgerte der Gelehrte aus dieser Situation. Eine saudi-arabische Aktivistin sagte der britischen BBC, Kamal Subhis aktuelles Gutachten sei "total geisteskrank".
Debatte erhitzt seit Monaten die Gemüter
Seit Monaten wird über das Frauenfahrverbot in Saudi-Arabien international debattiert. Im September war die 34-jährige Shaima Ghassaniya zu zehn Peitschenhieben verurteilt worden, nachdem man sie in Jeddah am Steuer erwischt hatte. Das Urteil hatte großen Protest entfacht - bei Frauenrechtlern im Land sowie bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. König Abdullah hatte die Strafe schließlich ausgesetzt (siehe Infobox).
"Es ist ja gut und schön, dass Frauen in Saudi-Arabien ab 2015 wählen dürfen", sagte Philip Luther von Amnesty International kürzlich dem britischen "Telegraph". "Aber was sind die Reformen von König Abdullah wert, wenn Frauen ausgepeitscht werden, wenn sie von ihrem Recht auf freie Bewegung Gebrauch machen?" Frauen benötigen außerdem die Erlaubnis ihres Ehemannes, wenn sie arbeiten oder verreisen wollen - und sogar vor einer Operation.
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