Sonst droht Zerfall

Wagner-Chef schwadroniert von möglichem Kriegsende

Ausland
16.04.2023 12:30

Jewgeni Prigoschin, der auch als „Putins Koch“ bekannte Chef der skrupellosen Söldnertruppe „Wagner“, sorgt derzeit mit einem selbstverfassten Text für Aufsehen: Er fordert darin ein baldiges Ende des Ukraine-Krieges. Unter anderem begründet er diesen Schritt damit, dass Russland keinen langen Krieg mehr durchstehen würde - das Land würde zerfallen. Und selbst die russischen Eliten wünschen sich laut ihm ein schnelles Ende herbei.

„Für die Staatsmacht und für die Gesellschaft ist es heute notwendig, irgendeinen dicken Punkt hinter die militärische Spezial-Operation zu setzen“, holt Prigoschin dabei aus. Denn ein langer Krieg, so glaubt er, würde zum Zerfall Russlands führen. Auch die russischen Eliten würden in Wahrheit keinen langen bewaffneten Konflikt unterstützen und viel lieber zu ihrem normalen Leben, ihren alten Gewohnheiten und ihrem Komfort zurückkehren.

Auch nach mehr als einem Jahr bezeichnen Russlands kremltreue Kreise den Krieg in der Regel noch immer nur als „militärische Spezial-Operation“. Bei der „falschen“ (also eigentlich richtigen) Wortwahl - wenn man den Krieg Krieg nennt - riskiert man in Russland hohe Haftstrafen.

Meister des Selbstbetrugs
Weiter schrieb Prigoschin in dem am Freitag veröffentlichten Text: „Die ideale Variante wäre, das Ende der militärischen Spezial-Operation zu verkünden und zu erklären, dass Russland alle seine geplanten Ziele erreicht hat - und in gewisser Hinsicht haben wir sie ja auch wirklich erreicht.“ Und: „Für Russland besteht immer das Risiko, dass die Situation an der Front sich nach dem Beginn der (ukrainischen) Gegenoffensive verschlechtern kann.“ Experten rechnen in den kommenden Wochen mit einer ukrainischen Offensive.

„In besetzten Gebieten festbeißen“
Die einzige Möglichkeit sei es derzeit, sich in den besetzten Gebieten „festzubeißen“, meinte Prigoschin. Das würde allerdings einen Rückzug von den eigentlichen Kriegszielen des Kremls bedeuten. Diese sehen nämlich unter anderem die vollständige Eroberung der vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson vor, die Russland im vergangenen Jahr völkerrechtswidrig annektiert hat.

Keine Verhandlungen
Zugleich aber sprach sich Prigoschin, dessen Söldner derzeit vor allem um die ostukrainische Stadt Bachmut (russische Bezeichnung: Artjomowsk) kämpfen, gegen jegliche Verhandlungen aus, die ein Abtreten von Russland besetzter Gebiete an die Ukraine vorsehen würden. Entgegen seiner vorherigen Worte schrieb er außerdem, dass die Kämpfe weitergehen müssten - und drohte der ukrainischen Armee: „Wir sehen uns in Bachmut.“

Später ließ er über seinen Pressedienst erste Medienberichte kommentieren, die seine angebliche Forderung nach einem Kriegsende thematisierten. Die Hauptaussage seines Artikels sei gewesen, dass es einen „ehrlichen Kampf“ geben müsse, stellte er klar.

Russland hat die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen. Das angegriffene Land hat als Bedingung für ein Kriegsende unter anderem den Rückzug aller russischen Truppen von seinem Staatsgebiet sowie die Rückeroberung aller besetzten Gebiete genannt.

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