Treffen in Berlin

Papst: Muslime ein deutsches Merkmal geworden

Ausland
23.09.2011 19:32
Papst Benedikt XVI. hat am Freitag Vertreter der muslimischen Gemeinde in Deutschland getroffen. Zu Beginn seines zweiten Besuchstages kam er in Berlin mit 15 Mitgliedern von Verbänden, Islam-Lehrern und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen zusammen. Dabei sagte das Kirchenoberhaupt: "Die Anwesenheit zahlreicher muslimischer Familien ist seit den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend ein Merkmal dieses Landes geworden."

Zu dem Treffen in der Vatikanischen Botschaft waren unter anderem der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sowie Mitglieder der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion eingeladen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand das Verhältnis zwischen Christentum und Islam.

"Große Bedeutung der religiösen Dimension"
"Viele Muslime messen der religiösen Dimension des Lebens große Bedeutung bei", was "zuweilen als Provokation aufgefasst" werde, sagte der Papst. In einer pluralistischen Gesellschaft sei die Religionszugehörigkeit aber von Bedeutung. "Die katholische Kirche setzt sich entschieden dafür ein, dass der öffentlichen Dimension der Religionszughörigkeit eine angemessene Anerkennung zuteilwird."

Zusätzlich rief der Pontifex zur Achtung des Grundgesetzes als "Grundlage des menschlichen Zusammenlebens" auf. Der gegenseitige Respekt sei nur mit der Beachtung einiger unveräußerlicher Rechte möglich. Es müsse beständig daran gearbeitet werden, sich gegenseitig besser kennenzulernen und zu verstehen, so Benedikt XVI.

Treffen mit Protestanten in Erfurt
Freitagmittag reiste der Papst dann nach Erfurt weiter und traf sich in einem Augustinerkloster mit den führenden Repräsentanten der Evangelischen Kirche. Den Forderungen nach schnellen Fortschritten in der Ökumene erteilte er dabei eine Absage. "Das Notwendigste für die Ökumene ist zunächst einmal, dass wir nicht unter dem Säkularisierungsdruck die großen Gemeinsamkeiten fast unvermerkt verlieren, die uns überhaupt zu Christen machen und die uns als Gabe und Auftrag geblieben sind."

Benedikt XVI. beklagte außerdem den weltweiten Vormarsch von Pfingstkirchen und unabhängigen charismatischen Gruppen. "Vor einer neuen Form von Christentum, die mit einer ungeheuren und in ihren Formen manchmal beängstigenden missionarischen Dynamik sich ausbreitet, stehen die klassischen Konfessionskirchen oft ratlos da." Die Pfingstkirchen, die evangelikalen und charismatischen Gemeinschaften sowie die sogenannten Unabhängigen Kirchen sind in den vergangenen Jahren besonders in der südlichen Hemisphäre stark gewachsen.

Pfingstkirchen: "Ein Christentum mit geringer Dichte"
Kennzeichnend für sie sind Wunderprediger, emotional aufgeheizte Massengottesdienste und der Glaube, dass Reichtum den Segen Gottes anzeigt. Katholiken und Protestanten seien gemeinsam herausgefordert durch diese neuen kirchlichen Gruppierungen, betonte der Papst: "Es ist ein Christentum mit geringer institutioneller Dichte, mit wenig rationalem und mit noch weniger dogmatischem Gepäck, auch mit geringer Stabilität."

Am Rande des Papstbesuchs in Erfurt haben Missbrauchsopfer eine mit einer Mahnwache die weitere Aufarbeitung von sexuellen Vergehen katholischer Priester gefordert. Seit dem Skandal im vergangenen Jahr habe sich nichts geändert, sagte Teilnehmer Wilfried Fesselmann.

90.000 Gläubige bei Vesper in Etzelsbach
Am Freitagabend feierte Benedikt XVI. dann in der Wallfahrtskapelle Etzelsbach im Eichsfeld eine Mariannische Vesper, an der sich 90.000 Gläubige beteiligten. Der Papst erinnerte dabei an die schwierige Lage der Christen in der früheren DDR, auf dessen ehemaligen Gebiet der Ort liegt.

In seiner Ansprache zeigte sich der aus Bayern stammende Papst erfreut, dass sein Wunsch, in Etzelsbach der Muttergottes zu danken, in Erfüllung gegangen sei. Schon während zwei "gottlosen Diktaturen" hätten Menschen an dem altehrwürdigen Gnadenort "eine offene Tür und eine Stätte inneren Friedens" gefunden. Maria schenke Vertrauen und neue Kraft. Die Menschen könnten auf die Fürsprache der Gottesmutter vertrauen.

Dritter Deutschlandbesuch seit 2005
Benedikt XVI. war am Donnerstag zu einer viertägigen Deutschland-Reise in Berlin eingetroffen. Unter anderem hielt er eine Rede vor dem Bundestag und feierte einen Gottesdienst mit Zehntausenden Besuchern im Berliner Olympiastadion (siehe auch Infobox). Für den Papst ist die Reise der dritte Deutschland-Besuch seit seiner Wahl im Jahr 2005.

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