Verbot gefordert

Viel mehr Privatjet-Flüge in Europa als vor Corona

Ausland
30.03.2023 08:26

572.806 Flüge mit Privatjets sind 2022 in Europa durchgeführt worden. Das waren 64 Prozent mehr als im Jahr davor (350.078 Flüge), als bereits wieder das Niveau von 2019 übertroffen wurde. Diese Privatjet-Flüge verursachten 3,4 Millionen Tonnen CO₂. Das entspricht den jährlichen CO₂-Emissionen von 555.000 EU-Einwohnern, also der Bevölkerung großer Städte wie Lissabon.

Die Corona-Flaute mit 118.756 Privatjet-Flügen in Europa (EU27, Vereinigtes Königreich, Norwegen und Schweiz) im Jahr 2020 hielt also nicht lange an. Ganz im Gegenteil, so sind die Zahlen in den vergangenen drei Jahren „um atemberaubende 382 Prozent gestiegen“, zeigt die am Donnerstag veröffentlichte Analyse des Forschungsinstituts CE Delft im Auftrag von Greenpeace.

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Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sehen sich mit den Auswirkungen der Klimakrise und Wetterextremen konfrontiert, während eine winzige Minderheit nur zu ihrem eigenen Vergnügen Kerosin verbrennt, als gäbe es kein Morgen.

Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich

„Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sehen sich mit den Auswirkungen der Klimakrise und Wetterextremen konfrontiert, während eine winzige Minderheit nur zu ihrem eigenen Vergnügen Kerosin verbrennt, als gäbe es kein Morgen. Privatjets sind eine ungerechte Belastung für die Gesellschaft und müssen EU-weit verboten werden“, forderte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich.

Österreich bei Flügen auf Platz sieben
Die Länder mit den meisten Privatjet-Flügen in Europa im Jahr 2022 waren Großbritannien, Frankreich und Deutschland, gefolgt von Italien, Spanien, der Schweiz und Österreich auf Platz sieben. Die von Österreich ausgehenden Privatjetflüge stiegen zum Jahr davor um 89 Prozent und verursachten dabei 54.400 Tonnen CO₂ - das entspricht dem durchschnittlichen CO₂-Ausstoß von 36.251 Pkw pro Jahr. Die meistgenutzten Routen für den Privatflugverkehr ab Österreich waren im Vorjahr Wien-Nizza, Wien-London und Wien-Zürich.

Zu den kürzesten geflogenen Strecken aus Österreich zählt Wien-Bratislava mit einer Entfernung von 48 Kilometern Luftlinie und 82 Flügen im Vorjahr. „Hier ist der Gipfel der Absurdität erreicht: Bratislava kann innerhalb kürzester Zeit per Zug erreicht werden. Diese Strecke zu fliegen, tritt jegliche Klimaschutzbemühungen mit Füßen“, betonte Duregger.

Nizza am häufigsten angeflogen
2022 waren 55 Prozent aller Privatjet-Flüge in Europa kurze und sehr kurze Flüge von weniger als 750 Kilometern. 15 Prozent aller Privatjet-Flüge waren kürzer als 250 Kilometer, und 24 Prozent lagen zwischen 250 und 500 Kilometer. Die meisten dieser Entfernungen hätten leicht durch Zugreisen oder Fähren ersetzt werden können, erläuterte Greenpeace. Die drei beliebtesten europäischen Flughäfen für Privatjets waren im Vorjahr Nizza/Côte d‘Azur, Paris und Genf mit 34.710, 33.496 bzw. 28.630 Flügen.

Verbot für Privatjetflüge?
„Klimafreundliche Verkehrsmittel und -netze müssen umfassend und sicher ausgebaut und gefördert werden“, forderte Greenpeace. Klimaschädliche Verkehrsformen, wie der Flugverkehr, müssen fair besteuert werden. Besonders bei klimaschädlichen, überflüssigen Flugstrecken, wie Privatjetflügen seien „auch Verbote erforderlich“. Privatjets verursachen demnach Emissionen von durchschnittlich 1,3 Kilogramm CO₂ pro Person und Kilometer - das Zehnfache eines normalen Fluges und 50 Mal mehr als eine durchschnittliche Zugfahrt in Europa.

CO₂ ist mit Abstand das wichtigste vom Menschen erzeugte Treibhausgas und so Hauptursache der Klimakrise. Noch nie in der Geschichte war die Konzentration von CO₂ in der Atmosphäre so hoch. Im Mittelpunkt des 2015 beschlossenen historischen UNO-Klimaschutz-Vertrags von Paris steht das Ziel, die durch Treibhausgase verursachte Erderhitzung auf klar unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Bemühungen sollten zudem dahin gehend verstärkt werden, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Experten und Klimaschützer sehen das Erreichen der Pariser Klimaziele aber selbst bei optimistischen Szenarien als kaum mehr erreichbar.

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