Viele arbeitslos

Nur 59 Prozent der Migrantinnen sind erwerbstätig

Österreich
31.08.2011 10:43
52 Prozent aller Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich sind Frauen. Vielen von ihnen bleibt der Zugang zum Arbeitsmarkt aus den unterschiedlichsten Gründen verwehrt, weshalb gerade einmal 59 Prozent erwerbstätig sind, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Publikation des Österreichischen Integrationsfonds und der Statistik Austria hervorgeht. Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz fordert daher mehr Recht auf Selbstbestimmung für Frauen mit Migrationshintergrund.

"Eigenverantwortung und Selbstbestimmung sind für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund unerlässliche Freiheiten. Wir müssen sicherstellen, dass Frauen dieselben Chancen erhalten wie Männer, sich durch eigene Leistung einen Platz in der österreichischen Gesellschaft zu sichern", zitiert der Integrationsfonds ÖIF Kurz am Mittwoch in einer Aussendung.

Zu Jahresbeginn 2011 haben der Erhebung zufolge in Österreich insgesamt 753.200 Frauen ausländischer Herkunft gelebt. 43 Prozent der Frauen ausländischer Herkunft stammen demnach aus EU-/EWR-Staaten oder der Schweiz, 57 Prozent waren Drittstaatsangehörige. Die meisten - 118.100 - kommen aus Deutschland.

Hohe Arbeitslosenquote besonders bei Türkinnen
2010 waren Frauen mit Migrationshintergrund laut der Studie seltener erwerbstätig als Österreicherinnen, besonders Türkinnen standen seltener im Erwerbsleben. Während die Erwerbstätigkeit bei Inländerinnen bei 68 Prozent lag, betrug sie bei Frauen mit Migrationshintergrund 59 Prozent.

Unterschiede zeigen sich auch beim Herkunftsland: Bei Frauen aus dem EU-/EWR-Raum und der Schweiz lag die Erwerbstätigenquote mit 65 Prozent in etwa bei jener der Österreicherinnen. Bei türkischen Migrantinnen betrug dieser Wert 41 Prozent.

Die Arbeitslosenquote unter Frauen ausländischer Staatsangehörigkeit war 2010 mit 9,2 Prozent deutlich höher als jene unter Österreicherinnen (5,9 Prozent). Unter den Türkinnen betrug sie 13,9 Prozent.

Frauen arbeiten oft unter ihrem Niveau
Die Branche mit dem höchsten Anteil an Arbeitnehmerinnen mit Migrationshintergrund stellte die Unternehmensdienstleistung dar, wozu etwa Gebäudereinigung oder Leiharbeit zählen. Viele Migrantinnen arbeiten allerdings unter ihrem Qualifikationsniveau. Die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse stelle eine besondere Hürde für qualifizierte Beschäftigung dar, heißt es in der Publikation. Als problematisch erweisen sich die teils hohe Kosten und die formalen Schwierigkeiten in der Vergleichbarkeit.

Frauen ausländischer Staatsangehörigkeit sind aber nicht nur in den niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten, sondern auch in den höchsten, während Österreicherinnen häufig über einen Abschluss auf der mittleren Bildungsebene verfügen. So stieg etwa der Anteil der Frauen mit Uni-Abschluss bei den Österreicherinnen von 1,3 Prozent (1971) auf knapp 15 Prozent (2010), bei den Ausländerinnen stieg der Anteil der Akademikerinnen von 3,4 Prozent auf rund 20 Prozent. Andererseits ist auch der Anteil nicht-deutschsprachiger Schülerinnen an Sonderschulen mit knapp 30 Prozent sehr hoch.

Andere Lebensrealität zwischen Männern und Frauen
Unterschiede sind auch im Bereich Familie festzustellen. Während Österreicherinnen 2010 bei der Eheschließung im Schnitt 30 Jahre alt waren, heirateten Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien mit 24 Jahren, Türkinnen mit 22 Jahren. Inländerinnen bekamen durchschnittlich 1,3 Kinder, Ausländerinnen brachten 2,0 Kinder zur Welt.

"Die Lebensrealität von Migrantinnen unterscheidet sich in vielen Bereichen - von Bildung über Beruf bis Familie - stark von jener männlicher Zuwanderer. Wir müssen die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse von Migrantinnen bewusster wahrnehmen", betont Beatrix Lewandowski, stellvertretende Geschäftsführerin des Integrationsfonds.

AMS-Migrantenindex soll Abhilfe schaffen
Hinsichtlich der niedrigen Erwerbstätigkeit von Frauen mit Migrationshintergrund erwartet sich Staatssekretär Kurz einen Impuls durch den AMS-Migrantenindex. Bis dato sind im AMS nur Personen nach Staatsbürgershaft, Geschlecht und Alter erfasst. Von den 1,5 Millionen Migranten hat aber bereits fast die Hälfte einen österreichischen Reisepass, weshalb gezielte Projekte im AMS, wie es diese etwa für Wiedereinsteiger oder Jugendliche gibt, für Migranten bis jetzt nur schwer möglich waren.

Mit dem Index soll auch zwischen Staatsbürgern mit und ohne Migrationshintergrund unterschieden werden. "Es geht darum, die Leistung der Menschen möglich zu machen", betont Kurz, der sich zuversichtlich zeigte, dass zwischen den Regierungsparteien bis Ende des Jahres 2011 ein neues Gesetz für den AMS-Migrantenindex auf den Weg gebracht werden kann.

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