Verdacht in Brasilien

Genozid-Ermittlung nach Tod von indigenen Kindern

Ausland
25.01.2023 13:57

In Brasilien hat die Polizei nach dem Tod von etwa hundert Kindern im Indigenen-Schutzgebiet der Yanomami Untersuchungen eingeleitet. Es besteht der Verdacht auf Völkermord. Laut Justizminister Flavio Dino gibt es „klare Hinweise“, dass der indigenen Bevölkerung Nahrungs- und Sanitärhilfe verweigert wurde.

Die Ermittlungen richteten sich unter anderem gegen für das Gebiet zuständige Beamte. Dabei geht es auch um Vorwürfe, Umweltverbrechen begangen und öffentliche Mittel veruntreut zu haben. Die Regierung des neuen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva entließ zudem 43 Militärangehörige aus der für Ureinwohner zuständigen Behörde Funai. Sie waren unter der Regierung des früheren rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro ernannt worden und werden beschuldigt, die Rechte der Indigenen nicht geschützt zu haben.

Kinder starben an Unterernährung oder Infektionen
Zuvor hatte eine offizielle Untersuchung ergeben, dass in dem Indigenen-Schutzgebiet der Yanomami im vergangenen Jahr 99 Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung, Lungenentzündung, Malaria oder anderen Infektionskrankheiten gestorben sind. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren darunter 67 Kinder unter einem Jahr.

Präsident Lula besuchte am Samstag das Yanomami-Territorium in Boa Vista. (Bild: APA/AFP/Brazilian Presidency/Ricardo STUCKERT)
Präsident Lula besuchte am Samstag das Yanomami-Territorium in Boa Vista.

Auf dem Yanomami-Territorium leben rund 30.400 Menschen. Das Gebiet erstreckt sich über die Bundesstaaten Roraima und Amazonas sowie Teile des benachbarten Venezuela. Aufgrund der Zerstörung des Regenwaldes haben sie zunehmend Schwierigkeiten, sich zu ernähren.

Gefahr durch Goldgräber 
Zudem werden sie von illegalen Goldgräbern in der Region bedrängt und angegriffen. Die Goldgräber sollen nach Angaben der Yanomami Einheimische getötet, Frauen und Jugendliche sexuell missbraucht und Flüsse mit Quecksilber verseucht haben.

Präsident Lula hatte am Samstag Boa Vista im nördlichen Bundesstaat Roraima besucht, wo sich ein Teil des Yanomami-Territoriums befindet. „Was ich gesehen habe, hat mich erschüttert“, sagte er und sprach von „unmenschlichen“ Szenen.

Lula will Abholzung stoppen
Unter Ex-Präsident Bolsonaro hatten Brände und Abholzungen im brasilianischen Regenwald stark zugenommen. Der neue Staatschef Lula versprach bei seinem Amtsantritt zu Beginn dieses Jahres, die Abholzung zu stoppen und Schutzprogramme zu reaktivieren.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt