Autos in Flammen
Berlin: Serie von Brandanschlägen wütet weiter
Dass in Berlin des Nächtens das eine oder andere Auto in Flammen aufgeht, ist erfahrenen Städtern eigentlich nicht mehr neu. Dennoch scheinen die Anschläge nun immer heftiger zu werden. Die Brandstifter zündeten seit Wochenbeginn 35 Autos in der Hauptstadt an. Seit Jahresbeginn waren es 157 Wagen, rund 90 Fahrzeuge, die neben diesen standen, wurden ebenfalls beschädigt oder brannten vollständig aus.
Im Vorjahr waren insgesamt "nur" 54 Wagen in Brand gesteckt und 17 benachbarte Autos beschädigt worden. Innensenator Ehrhart Körting verurteilte die aktuelle "schreckliche Serie" nun scharf und sicherte zusätzliche Polizeistreifen zu. Auch die Polizei sprach von einer "neuen Situation", der für politische Taten zuständige Staatsschutz ermittelt.
Meist Markenautos als Ziel
Den Brandstiftern fallen zumeist teure Autos zum Opfer, allerdings auch Last- oder Wohnwagen sowie Motorroller. Die meisten Brände gab es im westlichen Bezirk Charlottenburg, der als gutbürgerlich gilt. Es brannte auch in anderen Bezirken wie Spandau und Friedrichshain im Osten. Auch in der vergangenen Woche waren allein in einer Nacht sieben Wagen angezündet worden. Viele Bewohner zeigen sich - wohl auch wegen der Bilder aus Großbritannien - verunsichert.
Etwa die Hälfte der Fälle werden von den Behörden als Brandstiftungen von Linksextremisten eingestuft, da bestimmte Indikatoren auf einen solchen Täterkreis hinwiesen, sagte ein Polizeisprecher.
"Können nicht überall Polizisten hinstellen"
Senator Körting sagte, mittlerweile gebe es wieder mehr Brandstreifen der Polizei. "Wir werden die Maßnahmen verstärken, aber bei den vielen Tausend Kilometern Straße ist es nicht möglich, überall Polizisten hinzustellen." Daher hoffe die Polizei auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Einrichtung einer polizeilichen Sonderkommission lehnte er ab. Körting erklärte, das Landeskriminalamt habe eine eigene Abteilung, die sich mit Brandanschlägen befasse. Das sei ausreichend.
Körting habe "als Bürger eine ungeheure Wut auf das, was da passiert". Man wisse nichts über den oder die Täter. Es gebe teilweise extremistischen Hintergrund. Inzwischen spiele aber auch Nachahmung eine große Rolle. Bei den Brandstiftern handle es sich wohl um Einzeltäter und Nachahmungstäter. Nicht alle handelten aus politischen Motiven, aber die linksextreme Szene habe in den vergangenen Jahren das Fundament für Nachahmer und Pyromanen gelegt.
Bisher nur drei Prozesse
Die Polizei tut sich schwer damit, Täter zu finden. In den vergangenen zwölf Monaten gab es nach Informationen der Justizpressestelle lediglich drei Prozesse, von denen einer mit einem Freispruch, die anderen mit Verurteilungen endeten. Mittlerweile ist eine Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise auf Täter ausgesetzt.
Der deutsche Polizeigewerkschafter Rainer Wendt forderte strengeres Durchgreifen gegen die Brandstifter: "Wir brauchen harte und abschreckende Urteile." Die Täter seien "kranke Geister, die das Hab und Gut unbescholtener Bürger abfackeln". Die Gewerkschaft sprach sich zudem dafür aus, Beamte aus anderen Bundesländern hinzuzuziehen.
SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz warnte vor einer Eskalation der Gewalt: "Das ist eine Vorstufe zum Terrorismus." Auch die RAF habe mit Brandanschlägen angefangen.
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