„Krone“-Kolumne

Wie man trotz Krankheit Sexualität leben kann

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller darüber, wie man trotz Krankheit und Schmerz seine Sexualität leben kann.

Sexualität fördert die Gesundheit, sagt man. Aber was, wenn die Gesundheit für Sex nicht ausreicht? Bei Emre war es ein Reizdarmsyndrom, das nicht nur chronische Schmerzen, sondern auch Scham hervorrief: „Die Symptome haben mich sehr belastet. Ich wollte gar nicht mehr berührt werden, von niemanden.“

Schwere Krankheiten, Unfälle, Operationen, Narben und Schmerzen können nachhaltige Lustkiller sein. Auch Ängste und Trauer verhindern, dass man seinen Körper lustvoll spürt. Denn mit dem Spüren schöner Gefühle werden auch Schmerz und Leid stärker wahrgenommen. Als Schutz schaltet der Körper die Sensibilität herunter. Der Panzer, der zu Beginn praktisch war, wird allerdings auf Dauer zum Problem. Kommt es zu einer Schmerzverstärkung beim Sex, können Betroffene Angst vor Sexualität entwickeln.

Körperliche Veränderungen zu akzeptieren, erfordert Geduld. Es ist möglich, sich mit Körper und Sexualität wieder wohlzufühlen. Aber vielleicht wird es sich anders anfühlen als vor der Erkrankung. Sanfte Berührungen, Wärme und Kälte auf der Haut bewusst spüren, aber auch eine alternative Sexualität mit dem Partner ausprobieren und die Körper neu entdecken: Schöne Erfahrungen können nach einer Krankheit langsam die unangenehmen verdrängen. Und Menschen wieder Selbstbewusstsein mit einem veränderten Körperbild verleihen.

Die Gesellschaft kann es den Betroffenen leichter machen. Nicht nur Menschen mit gesunden Körpern sind liebens- und begehrenswert. Schließlich gehören Krankheit und psychische Belastungen zum Leben dazu. Sie können bewältigt werden - wenn man Betroffene in dieser Lebensphase nicht allein lässt und sie bestmöglich unterstützt, ihre Sinnlichkeit trotz körperlichen Einschränkungen zu leben.

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