„16 Tage gegen Gewalt“

Wegziehen ist für Frauen häufig nicht leistbar

Nachrichten
26.11.2022 07:00

„16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ - auch in Tirol betriff die Aktion leider jedes Dorf. Ein Problem: Wegziehen vom Mann fällt schwer. Dies identifzierten Landesrätin Eva Pawlata und Vertreterinnen von Gewaltschutzeinrichtungen als gewichtiges Problem. Es ist nicht das einzige.

Frauen-Landesrätin Eva Pawlata ist neu im Amt, doch das Gewalt-Thema (siehe auch Seiten 16/17) begleitete sie schon als Leiterin des Gewaltschutzzentrums. „Mir es wichtig, auf strukturelle Gewalt hinzuweisen, es geht um die ungleiche Einkommensverteilung und Rollenbilder, in die Frauen nach wie vor gepresst werden“, sagte sie anlässlich der 16-tägigen Aktionen. Das sichtbarste internationale Symbol ist die Bestrahlung von Gebäuden (in Innsbruck das Landhaus) mit orangem Licht.

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Für betroffene Frauen ist es oft schwer, sich aus den Beziehungen zu befreien. Sie sind in der Rolle der Erhalterin der Familie gefangen.

Landesrätin Eva Pawlata (SPÖ)

Einer der Knackpunkt des Problems: „Frauen können sich nur schwer aus Beziehungen befreien. Warum ist es ihnen nicht gestattet einfach zu gehen?“, fragt Pawlata. Auch Andrea Laske, ihre Nachfolgerin im Gewaltschutzzentrum, macht ähnliche Erfahrungen: „Die Frauen haben kein Erspartes, Wohnen in Tirol ist teuer.“ Im Nachhinein zu fragen, warum die Betreffende nicht ausgezogen sei, berücksichtige diese Hindernisse oft nicht. Zudem werde das Scheitern einer Beziehung vor der Dorfgemeinschaft nach wie vor als eine Art Schande empfunden.

In den Bezirken ist Beratung oft fern
In Randbezirken kommen geografische Hürden hinzu: „Wenn eine Frau im hinteren Lechtal ein solches Problem hat, muss sie 60 Kilometer nach Reutte zur Beratung fahren. Und es gibt Männer, die den Kilometerstand des Autos kontrollieren“, schildert Gabriele Schick (Frauenservice und Familienberatung Außerfern). Zuletzt kam es vor, dass eine Frau an einem Freitagnachmittag dringend eine Wohnung gebraucht hätte. „Das bringt uns an die Grenzen“, sagt Schick. Das einzige Tiroler Frauenhaus (16 Plätze) existiert in Innsbruck. Im Oberland verzögert sich eine solche Einrichtung seit Jahren, zuletzt durch Corona. „Nicht immer ist allerdings ein Frauenhaus nötig“, verwies Pawlata auf andere Unterbringungsarten. Generell will die Landesrätin vermehrt auf Prävention setzen – „das könnte uns Millionen an Folgekosten ersparen“. Gabriele Schick setzt im Außerfern auf Aufklärung schon in Volksschulen.

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Andrea Laske, Gewaltschutzzentrum Tirol

Die Zahlen zeigen eine gleichbleibende Tendenz im Gewaltschutzzentrum: 1226 Frauen suchten heuer Hilfe. 930 Betretungsverbote wurden verhängt. 75 mal wurde beharrliche Verfolgung („Stalking“) durch „Verehrer“ oder Ex-Partner angezeigt.

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