Wie die Österreichische Nationalbank (OeNB) am Donnerstag mitteilte, ist das private Geldvermögen - insgesamt gesehen - in Österreich erstmals seit der Finanzkrise 2008 gesunken. Die Erholung der globalen Wirtschaft nach der Pandemie wurde abrupt durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine unterbrochen", sagte Vize-Gouverneur Gottfried Haber am Donnerstag. Die hohe Inflation und Verwerfungen am Finanzmarkt hätten außerdem die Struktur der Investitionen verändert.
„Insbesondere die ungünstigen Kursentwicklungen von Aktien und Investmentzertifikaten führten im ersten Halbjahr 2022 zu deutlichen Vermögensverlusten, dennoch floss weiterhin ein erheblicher Teil der Finanzmittel in diese Anlageformen“, so die obersten österreichischen Währungshüter.
Sparen und Investieren deutlich reduziert
Einlagen seien hingegen nur in geringem Ausmaß aufgebaut worden. „Haushalte haben ihren Anlagefokus seit Beginn der Pandemie deutlich zugunsten von Aktien und Investmentzertifikaten verschoben“, erklärte die Nationalbank. Die hohen Energiepreise, die die Inflation befeuern und das Auslaufen der Pandemieeffekte würden heuer zu einer deutlich niedrigeren Sparquote führen als in den vergangenen zwei Jahren.
Die OeNB rechnet vor:
Geldvermögen der Haushalte schrumpfte erstmals seit 2008
Verwerfungen am Finanzmarkt, vor allem die ungünstigen Kursentwicklungen von Aktien und Investmentzertifikaten, hätten im ersten Halbjahr 2022 aber zu deutlichen Vermögensverlusten geführt. Das Geldvermögen des heimischen Haushaltssektors lag Ende des ersten Halbjahres 2022 mit 799 Mrd. Euro um 3,4 Prozent unter jenem am Jahresende 2021. Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist somit erstmals seit der Finanzkrise 2008 geschrumpft.
Einkommen dürfte wieder sinken
Das nettoverfügbare Einkommen der Haushalte sei 2021 um 4,3 Prozent gestiegen, real habe sich ein Zuwachs von 1,9 Prozent ergeben. „Unter Berücksichtigung der momentanen Unsicherheiten und dem Auslaufen der Pandemieeffekte“ erwartet die Nationalbank für 2022 nun ein Sinken des realen Einkommens um 1,5 Prozent.
Die Sparquote sei 2021 mit 12 Prozent unter jener des ersten Pandemiejahres 2021 gelegen (13,3 Prozent), im Vergleich zu den 2010er-Jahren aber dennoch auf einem sehr hohen Niveau. Mit dem Auslaufen der Pandemieeffekte dürfte die Quote im heurigen Jahr mit rund 7,2 Prozent deutlich unter den vergangenen zwei Jahren liegen (laut WIFO-Schätzung vom Oktober 2022). Der Konsum, der 2020 aufgrund der gesundheitspolitischen Maßnahmen, etwa Corona-Lockdowns, „in historischem Ausmaß“ eingebrochen war, habe sich 2021 wieder erholt, konnte das vorangegangene Jahr aber nur teilweise kompensieren.
Wohnen verschlingt das meiste Geld
Seit Beginn der Pandemie habe sich auch die Struktur des Konsums hinsichtlich Verwendungszweck deutlich verändert. Wohnen (ohne Wohnungskauf) sei weiterhin die wichtigste Komponente und habe im Verlauf der Pandemie an Bedeutung gewonnen. 2021 hätten Haushalte rund 26 Prozent ihrer Ausgaben in diesen Bereich gesteckt. Vor der Pandemie, 2019, seien es noch 23 Prozent gewesen. Gleichzeitig seien die Ausgaben in der Gastronomie, auch aufgrund von Lockdowns, deutlich gesunken, während die Aufwendungen für Nahrungsmittel und Getränke gestiegen seien.
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