krone.at-Kolumne

Wie sollen Friedensverhandlungen aussehen?

Kolumnen
05.10.2022 12:25

Weil gerade die Forderung nach Friedensverhandlungen in aller Munde sind: Wie sollen die bitte aussehen? Und glaubt wirklich jemand, dass Wladimir Putin ein seriöser Verhandlungspartner ist? Wer also nach Gesprächen mit dem russischen Diktator ruft und diese Fragen nicht beantworten kann, muss sich den Vorwurf des Populismus gefallen lassen.

Denn auch wenn es wohlfeil klingt, „neutrale Gespräche mit beiden Seiten“ zu fordern: So einfach ist es nicht. Der Glaube, dass jemand zu Putin fährt, der ihm den Kopf wäscht und der russische Präsident dann ernsthaft Frieden zustimmt, ist eher der Kategorie „Wunschtraum“ zuzuordnen - vielleicht sogar der Kategorie „Naivität“. In jedem Fall zeugt das von einem sehr einfachen Weltenverständnis. So funktioniert das nicht!

Bundespräsidenten-Kandidaten bieten sich als Vermittler an - skurril!
Umso lustiger mutet es an, dass der ein oder andere unbedeutende Kandidat zur Bundespräsidentenwahl das Versprechen macht, dass er nach der Wahl für Frieden sorgen kann. Wenn einer, der gerade für den kommenden Sonntag um ein paar Almosenstimmen in der Urne rittert, ernsthaft behauptet, dass die Welt auf einen Kriegserlöser aus Österreich gewartet hat, ist das schon etwas skurril. Von Anwärtern auf das höchste Amt im Staat darf man sich nämlich schon etwas mehr Realismus erwarten.

Putin würde uns nur auslachen!
Immerhin haben wir es bei Putin mit einem waschechten Autokraten zu tun, der gerade die Welt mit seinen nationalistischen und größenwahnsinnigen Fantasien in Geiselhaft hält. Die letzten Monate zeigen, wie wenig er sich von westlichen Politikern sagen lässt. Da kann daherkommen, wer will. Noch weniger erfolgsversprechend ist es, wenn jemand aus einem Land, das die EU-Sanktionen mitträgt, sich als Vermittler aufspielen will. Putin würde uns nur auslachen!

Auch Elon Musk macht sich nur wichtig
Genauso irre ist es, wenn US-Milliardär und Tesla-Bauer Elon Musk nun einen auf Weltdiplomat macht. Sein Friedensplan bestehend aus vier plakativen Punkten und einer Ja-Nein-Abstimmungsmöglichkeit auf Twitter suggeriert, dass Frieden ja so einfach sein kann. Wenig überraschend fanden weder der Kreml noch die Ukraine den Musk’schen Friedensplan gut und reagierten erbost. Auch da wollte sich also einmal mehr nur jemand wichtigmachen!

Was es für Frieden braucht
Frieden braucht nämlich Sensibilität, Diplomatie, Stärke und den richtigen Zeitpunkt und keine Gschaftlhuber, die sich inmitten eines Krieges aufpudeln. Der richtige Zeitpunkt für Friedensverhandlungen wird kommen. Er ist aber noch nicht da.

Immerhin gibt es schon einen Friedensvermittler, der schon etwas länger sein Glück probiert und zumindest von beiden Seiten als solcher akzeptiert wird. Der sonstige Unruhestifter Recep Tayyip Erdogan hat sich die letzten Monate um Ruhe bemüht. Auch wenn er sonst eher für eine fragwürdige Politik bekannt ist: Erdogan ist jener Mann, der sich als Diplomat in diesem Krieg positioniert hat.

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