"Uwe geh in Häfn"

Mann wegen Anti-Scheuch-Shirt auf Kirchtag verhaftet?

Österreich
08.08.2011 13:39
Für weitere Aufregung rund um die Causa Uwe Scheuch sorgt derzeit eine "Spaßaktion" beim Villacher Kirchtag. Mit einem selbst gemachten T-Shirt mit der Aufschrift "Uwe geh in Häfn! That's part of the game" zog ein 44-Jähriger am Samstagabend den Unmut einer FPK-Abordnung auf sich. Nun erhebt der Mann schwere Vorwürfe: Er sei von Parteigängern attackiert und anschließend von einem einschreitenden Polizisten misshandelt worden, bevor er in Handschellen abgeführt wurde.

Der gebürtiger Kärntner hatte sich mit seinem T-Shirt in die FPK-Abordnung eingereiht und "winkte, wie man es am Kirchtag beim Umzug tut, dem Publikum zu". Als die Parteigänger nach rund 20 Metern bemerkt hätten, was auf seinem T-Shirt stand, sei er "von hinten gegen die Waden getreten und gerempelt" worden. "Sie versuchten, mir auch ein Bein zu stellen. Schließlich wollte mir einer der Leute mein Leibchen vom Körper reißen, was aber nicht gelang." Man habe ihm gedroht herauszufinden, wo er wohne, und Sätze wie "Wir kriegen dich!" seien gefallen.

Von Polizisten wie Randalierer behandelt
Schließlich sei er von einem Polizisten aufgefordert worden wegzugehen. Als er sich weigerte, sei ihm "von hinten gegen die Gurgel gedrückt" worden. Als er sich auch nicht ausweisen wollte, "weil mir der Polizist die Bekanntgabe seiner Dienstnummer verweigerte", wurde er festgenommen und mit Handschellen abgeführt. Erst als seine Bekannte und Kirchtagsbegleiterin - die ORF-Journalistin Christine Grabner - seine Identität am Polizeiposten bezeugte, wurde er entlassen.

Laut Polizei stellte der Amtsarzt oberflächliche Hautabschürfungen am rechten Bizeps und am rechten Handgelenk fest. Grabner sagte, sie sei über die Vorgänge geschockt gewesen. Der Beamte habe ihren Bekannten wie einen Randalierer behandelt und ihn prinzipiell geduzt.

Staatsanwaltschaft will Polizeieinsatz prüfen
Villachs Stadtpolizeikommandant Erich Londer sagte, der Mann sei wegen der Verweigerung der Identitätsfeststellung und da er sein Verhalten nicht einstellte, festgenommen und angezeigt worden. Der Umzug sei noch "gelockert" im Gange gewesen. Laut Polizeisprecher Rainer Dionisio habe die Festnahme "natürlich überhaupt nichts mit dem T-Shirt zu tun, das der Mann trug". Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt wird nun prüfen, ob die Intensität des Polizeieinsatzes gerechtfertigt war.

"Ich wollte als politischer Mensch ein Zeichen setzen", sagte indessen der Betroffene am Montagvormittag. "Es kann nicht sein, was in Kärnten derzeit politisch abläuft", so der in Wien beruflich als Programmierer tätige gebürtige Villacher in Anspielung auf den in erster Instanz zu 18 Monaten teilbedingter Haft verurteilten FPK-Chef Uwe Scheuch.

Bürgermeister: Parteipropaganda unerwünscht
Er habe gedacht, der Umzug sei zu Ende, als die "zehn- bis 20-köpfige" FPK-Abordnung blaue Herzen verteilend über den Villacher Hauptplatz gezogen sei, so der 44-Jährige - "da es sich um eine politische Abordnung handelte, die meines Wissens nicht mehr zum Trachtenumzug gehören konnte."

Seine Vermutung bestätigte am Montag Bürgermeister Helmuth Manzenreiter (SPÖ): "Was die FPK da machte, war ein Missbrauch der Brauchtumsveranstaltung. Parteipolitische Propaganda ist unerwünscht. Keine andere Partei macht das", so Manzenreiter. Die FPK sei bereits in den vergangen Jahren mit ähnlichen Aktionen aufgefallen und auch aufgefordert worden, diese zu unterlassen.

"Jemand, der den Umzug stört, ist unerwünscht. Aber auch die Propaganda der FPK ist unerwünscht. Insofern hätten auch sie in Handschellen abgeführt werden müssen." Wenn einzelne Politiker mit einer Brauchtumsgruppe mitmarschierten, sei das allerdings kein Problem, so der Bürgermeister.

Strache: "Völlig falsche Darstellung"
Kritik an den Vorwürfen des 44-Jährigen kam am Montag von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Er habe den Vorfall als Augenzeuge mitbekommen und sei "traurig" über die "völlig falsche Darstellung", sagte er bei einer Pressekonferenz in Wien.

Der Mann habe dieses T-Shirt getragen und sich - um seinen Protest zum Ausdruck zu bringen - in den Festzug gestellt, womit niemand ein Problem gehabt habe. Als ihn aber ein Polizist aufgefordert habe, zur Seite zu gehen, habe der Mann sich geweigert und sei "mit Fäusten gegen den Exekutivbeamten losgegangen". Daraufhin sei "dieser Herr" festgenommen worden. Für Strache hat all das nichts mit der FPÖ zu tun.

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