Album „AfterLife“

Five Finger Death Punch: Resilient durch die Welt

Musik
23.08.2022 06:01

Mit ihrem neunten Album „AfterLife“ greifen die US-Metaller Five Finger Death Punch nach einer Headliner-Show am Nova Rock nun nach dem Chartsthron. Gitarrist und Bandboss Zoltan Bathory verrät uns im Interview, warum es um Nahtoderfahrungen geht, weshalb man in dieser Welt widerstandsfähig sein muss und wieso er die Welt kurz vor einem großen Paradigmenwechsel sieht.

(Bild: kmm)

Die einen halten sie für überflüssig, trendanbiedernd und kompositorisch unnötig, für andere wiederum sind Songs der amerikanischen Metal-Schmiede Five Finger Death Punch eine Art Heiliger Gral des modernen „American Metal“. Kurz vor Corona tourte man als Headliner durch Europa und hatte niemand Geringeren als die US-Thrash-Metal-Institution Megadeth im Vorprogramm, beim diesjährigen Nova Rock Festival hat das Quintett erstmals einen Headliner-Posten zur Verfügung gestellt bekommen. Auch wenn diverse Alkohol-Eskapaden, Schlägereien und die immer wieder offen nach außen getragene Liebe zur republikanischen Politik in Amerika für Aufsehen sorgen, die nackten Zahlen sprechen Bände. Mehr als acht Milliarden Mal wurden Songs von Five Finger Death Punch bislang gestreamt, mit jedem Album heimste man unterschiedliche Metal-Awards ein und in den Mainstream-Charts sind Top-Ten-Platzierungen quer über den Globus längst Standard.

Keine Zeit verstreichen lassen
Mit „AfterLife“ veröffentlicht das US-Gespann sein bereits neuntes Studioalbum innerhalb von nur 15 Jahren. Der Vorgänger „F8“, von der Band nach zahlreichen internen und externen Querelen als „Wiedergeburtsalbum“ bezeichnet, erschien nur zwei Wochen vor dem globalen Corona-Lockdown. Die Workaholics aus Las Vegas in Nevada haben aber auch die Zeit während der Pandemie nicht unnütz verstreichen lassen, wie uns Bandchef und Gitarrist Zoltan Bathory im „Krone“-Interview erzählt. „Eigentlich wollten wir kein ganzes Album schreiben, aber nach einem Jahr herumsitzen sind wir einfach ins Studio gegangen und haben uns voll in die Sache geworfen. Der Zweijahresrhythmus bei neuen Alben ist perfekt, denn wir sind jedes Mal andere Typen als zuvor, können andere Lebensereignisse in die Musik einfließen lassen. Mit jedem Album bemerkt man bei uns eine Evolution.“

Five Finger Death Punch überlegten sich in den Lockdowns, wo man hinwill und was man eigentlich darstellt. Ist es Thrash- oder American-Metal? Wird man härter oder traut man sich mehr Balladen zu? „Nischen funktionieren für uns nicht. Wir haben eine riesengroße Fanbase, spielen momentan weltweit in den größten Hallen, haben uns all das aber selbst aufgebaut.“ Diese Eigenständigkeit hört man auch „AfterLife“ an. Doch die harte Bande braucht ein bisschen, um in Fahrt zu kommen. Speziell die ersten Songs „Welcome To The Circus“ und „Times Like These“ wabern extrem medioker aus den Boxen, erst rund um die Halbzeigt nimmt das Werk bei „Judgment Day“, dem groovigen „IOU“ und der Ohrwurm-Ballade „Thanks For Asking“ mehr an Fahrt auf. Bei einem derart hohen Arbeitspensum kann natürlich nicht jeder Song sitzen, doch „AfterLife“ zeigt mit vielen unausgegorenen Ideen deutlich, dass Pausen zum Ausruhen und zur Reflektion per se keine schlechte Idee sind.

Großer Paradigmenwechsel
Dass es 5FDPs vielseitigstes Album ist, wie Bathory euphorisch betont, könnte man aber so durchgehen lassen. „Wir erreichen mit unseren Songs die Masse und das geht nur, wenn man divers musiziert. Der Metal steht natürlich immer über allem, aber auf ,AfterLife‘ haben wir eine neue Art der Vielseitigkeit erreicht.“ Das titelgebende Jenseits lässt sich natürlich vielseitig interpretieren. Einerseits haben Bathory als auch Sänger Ivan Moody bereits mehrfache Nahtoderlebnisse durchgemacht und ihrem eigenen Bekunden nach, Kontakte ins Jenseits gehabt. Andererseits kann man dafür auch die prekäre Lage der Welt heranziehen, denn wer weiß schon so genau, wie lange wir noch selig auf unserer aktuellen wandeln werden? „Wir befinden uns in einem großen Paradigmenwechsel“, so Bathory, „früher gab es die sexuelle Revolution, Disco, Rock, Heavy Metal. Aber die letzten 20 Jahre ist kaum noch was passiert. Jetzt aber schon wieder.“

Die Corona-Pandemie sei dafür verantwortlich, dass sich die Dinge wieder schneller entwickeln würden, ist er überzeugt. „Die Pandemie war das einzige Ereignis der jüngeren Vergangenheit, das die ganze Welt befiel und nicht nur einzelne Teile davon. Nach den letzten zwei Jahren fragen sich die Menschen, ob ihr Job noch einen Sinn macht. Man befindet sich sein ganzes Leben lang in einem Hamsterrad und tut, wie einem geheißen. Aber dieses Rad hat gestoppt. Es dreht sich zwar wieder, aber nicht mehr mit derselben Intensität. Der Hamster folgt nicht mehr blind dem System, sondern hinterfragt und überlegt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Pandemie dafür sorgt, dass es eine nachhaltig philosophische und spirituelle Veränderung in den Köpfen der Menschen geben wird.“

Auf alle Situationen vorbereitet
Bathory selbst findet sein Seelenheil in seiner großen Leidenschaft Jiu-Jitsu. Beim Martial Arts hat der Träger des schwarzen Gürtels während der Pandemie sogar prestigeträchtige Titel eingefahren. Ähnlich pathetisch und großspurig wie in der Musik von „AfterLife“, verkündet er auch im Gespräch: „Man muss in dieser Welt widerstandsfähig sein. Der Kampfsport stützt mich und bereitet mich auf alle Situationen des Lebens vor. Wenn mir ein 150 Kilogramm schwerer Brocken auf der Matte den Kopf abreißen will, dann muss ich Lösungen für dieses Problem finden. Wegrennen hilft nichts. Genau das kann man auch auf Schule, Uni und den Job umlegen. Man muss sich immer so gut wie möglich physisch und psychisch auf alle Situationen vorbereiten.“ Der Erfolgszug von Five Finger Death Punch wird mit „AfterLife“ unermüdlich weiterfahren - künstlerisch ist die Band aber trotzdem in einer Sackgasse gefangen. Das wird freilich egal sein, solange der Rubel weiterhin gut rollt…

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