Im Dienst der Isel

Aus „vorübergehend“ wurden bereits über 55 Jahre

Tirol
07.08.2022 16:00

Waltraud Stremitzer übernahm vor mehr als einem halben Jahrhundert die Messung an der Pegelstelle der Isel in Lienz. Was als eine vorübergehende Aufgabe begann, währt aufgrund ihrer Verlässlichkeit bereits seit 55 Jahren. Weitere Aufgaben kamen im Laufe der Zeit hinzu.

„Ab 6. April 1967 habe ich die vorübergehende Pegelbetreuung der Station Lienz/Isel übernommen“ - so lautete ein Schreiben an den Hydrographischen Dienst des Landes, das Waltraud Stremitzer kurz nach Antritt ihrer ehrenamtlichen Arbeit verfasste. Die Betonung liegt auf „vorübergehend“, denn „inzwischen sind es 55 Jahre“, schmunzelt die heute 82-Jährige. Wie genau sie zu dieser Aufgabe gekommen ist, weiß sie nicht mehr. „Bestimmt hat mich damals jemand gefragt, dann habe ich es eben gemacht - vorübergehend.“

In ganz Österreich gibt es 2500 Privatpersonen, die ehrenamtlich an den Messstellen täglich Wasserstand oder die Temperatur messen. Die Osttirolerin gehört bundesweit zu einer der längst dienenden, wie der Hydrografische Dienst in Innsbruck bestätigt.

Täglich kontrolliert sie die Temperatur, misst die Pegellatte ab oder begutachtet die Farbe des Wassers. Das alles hält sie punktgenau und präzise in einem Protokoll fest. Am Ende jeden Monats ergeht ihr Report dann nach Innsbruck. Die Schwebstoffproben kommen in kleine Behälter und werden, je nach Bedarf, an Ort und Stelle abgeholt.

Zusätzliche Aufgabe kam vor wenigen Jahren dazu
Seit dem Unwetter im Jahr 2018 vertraute man ihr auch die Schwebstoffmessungen an der Drau an. „Nachdem ich das verlässlich mache, bin ich sofort eingesprungen. Wenn so ein Ereignis ist und der Grenzwert überschritten wird, sind es oft ein paar Stunden, bis die Milligramm pro Kubikmeter zurückgehen.“ Auf die Frage, ob ihr auch diese Messstelle „nur vorübergehend“ obliegt, antwortet sie mit einem herzlichen Lachen.

Dass sich Stremitzer für das Wasser und die Gerätschaft interessiert, kommt nicht von ungefähr. Mit 16 Jahren kam sie zur damaligen Studiengesellschaft Osttirol, der Vorgängerin der Kraftwerksgesellschaft. Dort verbrachte sie ihre gesamte Berufslaufbahn und machte ihr Hobby, das Wasser, zum Beruf. „Es war eine perfekte Mischung aus Büro und Natur“, schwärmt sie heute noch davon. Vom Pegelhäuschen am Iselkai kann sie heute auf das Gebäude ihres alten Arbeitgebers blicken. Vor ihrer Pensionierung führte sie die Messungen täglich am Morgen vor der Arbeit durch.

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Ich sage immer, die Messstelle ist wie ein Hund, mit dem ich einmal am Tag rausgehen muss. Es macht mir auch Spaß und ist ein Hobby.

Waltraud Stremitzer

Jahrelange Tätigkeit auch von Hochwassern geprägt
In diesen 55 Jahren erlebte sie auch viele Hochwasser. Das wohl bedeutendste war jedoch kurz vor ihrem Tätigkeitsbeginn: „1965 gab es ein Hochwasser in Lienz. Das ist am Sockel des Pegelhäuschens mit sechs Metern vermerkt. Die Löcher, die man heute noch im Bachbereich sieht, haben alle Hochwasser überstanden.“

Tägliche Kontrollen sicherer als Maschinen
Vertretung, im Falle eines Ausfalles, gibt es keine. Maschinen sind zwar vorhanden, jedoch auch nicht fehlerfrei. Das machte sich vor einigen Monaten bemerkbar, als sich Stremitzer einen Fußbruch zuzog. „Es kam zwar wer vom Baubezirksamt, aber wer geht schon täglich her. Die Technik ist fortgeschritten, aber gegen Ablesungen, die täglich erfolgen, gibt es kein Mittel.“ Als sie wieder laufen konnte, war sie sofort täglich an der Isel zu finden.

Ein Ende ihrer einst vorübergehenden Aufgabe ist für Stremitzer derweil nicht in Sicht. „Ich sage immer, die Messstelle ist wie ein Hund, mit dem ich einmal am Tag rausgehen muss. Es macht mir auch Spaß und ist ein Hobby.“

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