Eltern oft schockiert

Hilfe, mein Kind postet Hasskommentare im Netz!

Web
07.08.2022 09:03

Der Fall der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die nach Drohungen aus der Impfgegner-Szene Suizid begangen hat, wirft ein Schlaglicht auf Hassrede in sozialen Medien. Mit ihrer Verbreitung in Verbindung gebracht werden in der Regel Erwachsene, doch auch Kinder und Jugendliche können Hassbotschaften verbreiten - unbewusst oder auch bewusst.

Für Eltern ist es meist ein Schock, wenn sie herausfinden, dass ihr eigenes Kind herabsetzende Inhalte verbreitet. „Heranwachsende trifft ein besonderes Risiko bei Hate Speech. Häufig können sie die Inhalte nicht auf den ersten Blick als solche erkennen, noch nicht richtig einordnen oder auch nicht die Konsequenzen abschätzen“, erklärt Mediencoach Iren Schulz von SCHAU HIN!, einer gemeinsamen Initiative des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sowie der Krankenkasse AOK zur Unterstützung von Eltern im Umgang ihrer Kinder mit Medien.

Besonders schwierig ist es demnach, wenn menschenverachtende Botschaften mit einem Witz oder Meme getarnt werden. Solche Beiträge seien bewusst auf Heranwachsende zugeschnitten. Dabei könne es vorkommen, dass diese Hassrede nicht nur als Beobachter oder Betroffene erfahren, sondern diese vermeintlich witzigen Posts auch selbst weitersenden, ohne die Inhalte wirklich zu verstehen, so die Initiative in einer Mitteilung.

Heranwachsende verbreiten Hass-Inhalte aber auch ganz bewusst - vor allem dann, wenn sie in Gruppen eingebunden sind. Äußere sich zum Beispiel ein angesagter Influencer abwertend zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder Person, würden sich die Follower oftmals mit hetzerischen Kommentaren anschließen. „In solchen Fällen steht der Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung an erster Stelle“, erläutert Schulz.

Begleiten und gesprächsbereit bleiben
Damit Hass und Hetze im Netz keinen dauerhaft negativen Einfluss auf Einstellungen und Verhalten von Heranwachsenden haben, ist es der Expertin nach wichtig, dass Eltern ihre Kinder auf ihren Wegen durch die Medienwelt begleiten und gesprächsbereit bleiben. Dann falle es auch leichter, herabwürdigende Ansichten zu erkennen und zu thematisieren. „‚Wo hat mein Kind plötzlich diesen Begriff aufgeschnappt?´, fragen sich Eltern und können dies zum Anlass für ein Gespräch nutzen“, so Schulz. Eltern bräuchten dann keine Scheu zu haben, ihrem Kind hetzerische Äußerungen und deren Zusammenhänge zu erklären.

Zudem sei es wichtig, Kinder und Jugendliche für Hate Speech im Netz und die möglichen Folgen zu sensibilisieren. Schulz: „Eltern verdeutlichen ihrem Kind, welches menschenfeindliche Weltbild hinter Hate Speech steht: ‚Was wäre, wenn du flüchten müsstest und dich niemand willkommen heißt?‘, oder: ‚Was wäre, wenn du nur wegen deines Glaubens beschimpft wirst?‘“

Verhaltensregeln festlegen
Um Kinder gegen Hassrede im Netz zu stärken, sollten Eltern mit ihren Kindern zudem Verallgemeinerungen und Vorurteile in Bezug auf soziale Gruppen hinterfragen. „Von klein auf können Eltern mit ihrem Kind über Toleranz und respektvolle Kommunikation sprechen. Was im Alltag gilt, gilt auch für das Internet“, betont Schulz. Wichtig sei auch, das Selbstvertrauen des Kindes zu stützen: Beleidigungen seien kein Ausdruck von Stärke, betont Schulz.

Um die Verbreitung von Hasspostings zu verhindern, könnten Eltern mit ihren Kindern zudem Verhaltensregeln für die Online-Kommunikation festlegen: So sollten zum Beispiel Beiträge und Nachrichten nicht vorschnell weitergeschickt oder kommentiert werden, auch wenn die Kinder dazu aufgefordert werden.

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