Festwochen Gmunden

Theaterpremiere: „Was geht mich deine Seele an?“

Oberösterreich
24.07.2022 20:00
Einst riesiger Theaterskandal: Arthur Schnitzlers „Reigen“, 1920 uraufgeführt, zeigt Menschen, die sich treffen, Sex haben und auseinandergehen. Mehr als 100 Jahre später lässt Franz-Xaver Mayr 13 Schauspieler in einem White Cube aufeinandertreffen. Wieder entfaltet sich ein skandalöser, nun moderner „Reigen“.

Anders als bei Schnitzler ist in der ersten Szene ein Mann zu sehen, verrenkt, verstrickt in prä-koitale Posen, er wird von einer Menschengruppe verschlungen. So beginnt der „Reigen“ von Regisseur Franz-Xaver Mayr.

Anmachen, antörnen
Es geht nicht so sehr um Mann und Frau, sondern es ist mehr das Männliche und Weibliche, das sich in verschiedenen Konstellationen trifft und anmacht, antörnt – eine Rolle wird meist von mehreren Schauspielern gesprochen. Diese Zerteilung löst Zuschreibungen auf, auch gesellschaftliche Grenzen und die Grenzen der Geschlechter. Zugleich wird der Text ausgestellt und aufgebrochen, Heutiges darf sich einschreiben.

Maschine oder Sehnsucht?
So kann eine Szene zweimal und doch immer anders gespielt werden, der Seitensprung mit dem „süßen Mädel“ wird fragwürdiger als bei Schnitzler, in einer anderen Szene werden Sexpartner gar gecastet. Und anders als im Urstück wird der Koitus nicht ausgeblendet, sondern teils überzeichnet, aber stets leise, intim, höchst ästhetisch und tief egoistisch angedeutet. Berührung gibt es keine, so wird gefragt: „Was geht mich deine Seele an?“ Ja, Narzissmus ist der Motor dieser Liebesmaschine und doch schimmert die tiefe Sehnsucht nach der wahren Liebe durch.

Doppelte Premiere
Die sehenswerte Inszenierung ist ab 17. September am Landestheater Niederösterreich in St. Pölten zu sehen. Es ist die erste Theaterproduktion für Gmunden, die Karin Bergmann, ehemalige Burgtheater-Chefin, in die Wege leitete. Es brillieren u. a. Sebastian Wendelin, Tim Breyvogel, Dorothee Hartinger. Grandios!

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