NS-Autor und Antisemit

„Braune Flecken“ bei Straßen in Wels und Braunau

Oberösterreich
06.05.2022 08:59

Bei der Sichtung der in der NS-Zeit veröffentlichten Ausgaben des „Heimatblatts“ stieß Historiker Wolfgang Quatember vom Zeitgeschichtemuseum Ebensee auf antisemitische Kolumnen übelster Sorte. Nach deren Verfasser, Franz Resl, sind in Wels und Braunau Straßen benannt. „Die müssen unbedingt weg“, fordert die Antifa.

Warum der Linzer Schriftsteller und Humorist Franz Resl (1883 bis 1954) ausgerechnet in Wels und Braunau mit Straßen geehrt wurde, ist unklar. Gemeinsam mit seiner Gattin war er schon 1932 der NSDAP beigetreten und hatte bis 1938 Sendungen und Beiträge für deutsche NS-Radiostationen gestaltet. Ab 1939 war Resl „Ratsherr“ der Stadt Linz. Nach Kriegsende wurde er wegen seiner NS-Belastung von der US-Armee in Glasenbach interniert. „Er hat auch im Heimatblatt bösartigsten Judenhass verbreitet“, bestätigt der Ebenseer Historiker Wolfgang Quatember. Nach dem Novemberpogrom 1938 schrieb Resl unter anderem: „Wir wolln unser Haus rein habn. D’Mäus und d’Ratzen und d’Laus und d’Flöh müassen ausi. Und d’Juden a.“

Zitat Icon

In seiner Fix-Kolumne im Heimatblatt hat der Linzer Schriftsteller Franz Resl ganz fürchterliche antisemitische Witze veröffentlicht und die Bevölkerung damit aufgehetzt.

Wolfgang Quatember, Zeitgeschichtemuseum Ebensee

Würdigung ist eine Schande
Nach seiner Entlassung konnte Resl - laut der Grazer Literaturwissenschaftlerin Karin Gradwohl-Schlacher - aber nahtlos an alte Erfolge anschließen. Er trat weiter im Rundfunk auf und galt als beliebtester Humorist Oberösterreichs. Sein Name ist auch im Dichterstein Offenhausen verzeichnet. „Jede Würdigung dieses aggressiven Antisemiten ist eine Schande“, sagt Werner Retzl, Vorsitzender der Antifa-Wels. Er schlägt vor, die 1954 im Stadtteil Pernau benannte Franz-Resl-Straße auf Elfriede Grünberg (mit 13 Jahren im Holocaust ermordete Welser Jüdin) umzubenennen.

Der Welser FPÖ-Stadtchef Andreas Rabl verweist auf ein Projekt des Stadtarchivs, bei dem - nach Grazer Vorbild - alle Straßennamen auf historische Problematiken geprüft werden: „Das Ergebnis liegt bis Jahresende vor, dann fällt auch die Entscheidung, wie wir reagieren.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele