Angriffe verhindern

Backbone-Betreiber nimmt russische Firmen vom Netz

Web
06.03.2022 12:47

Cogent Communications, ein sogenannter Backbone-Betreiber, der etwa 25 Prozent des gesamten weltweiten Internetverkehrs überträgt, hat als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine damit begonnen, die Verbindungen zu russischen Unternehmen zu kappen. Man wolle damit verhindern, dass der Kreml sein Netzwerk für Cyberangriffe und die Verbreitung von Fehlinformationen über den laufenden Konflikt nutze, begründete Cogent den in der Geschichte des Internets von Experten als „beispiellos“ bezeichneten Schritt.

„In Anbetracht der ungerechtfertigten und grundlosen Invasion in der Ukraine stellt Cogent alle Dienste mit Wirkung vom 4. März 2022 um 17 Uhr ein“, zitierte der US-Netzwerkbeobachtungsdienst Kentik aus dem Schreiben, mit dem Cogent betroffene Provider über die fristlose Kündigung informierte. „Unser Ziel ist es nicht, jemandem zu schaden. Wir wollen nur verhindern, dass die russische Regierung ein weiteres Werkzeug in ihrer Kriegskasse hat“, sagte Cogent-CEO Dave Schaeffer der „Washington Post“ und fügte hinzu: „Es war eine schwierige Entscheidung“.

Laut heise.de zählt Cogent zu den größten Betreibern des auf leistungsstarken Glasfaserleitungen bestehenden Internet-Backbones, die das Rückgrat des Netzes bildeten und im Hintergrund die Hauptverbindungen für Datenströme bereitstellten, die dann von Telekommunikationsfirmen an Endkunden weitergeleitet würden. Das in Washington beheimatete Unternehmen verfüge über eine physische Netzwerklänge von über 100.000 Kilometern, über die rund ein Viertel des weltweiten Internetverkehrs abgewickelt würden, hieß es.

Dem Bericht nach hat Cogent in Russland mehrere Dutzend Kunden, von denen viele der Regierung nahestehen, darunter etwa die staatlichen Telekommunikationsanbieter Rostelecom und Transtelecom sowie zwei der größten russischen Mobilfunkanbieter, Megafon und Veon, oder der Suchmaschinenbetreiber Yandex, der oftmals als „Google Russlands“ bezeichnet wird.

„Beispielloser Schritt“
Kentik-Analyst Doug Mandory bezeichnete den Schritt als „beispiellos in der Geschichte des Internets“. Cogent-Chef Schaeffer betonte gegenüber der „Washington Post“ zugleich, dass man mit den Maßnahmen nicht die russischen Bürger vom Internet fernhalten wolle. Es gehe darum, die Regierung des Landes zu hindern, die Netze der Provider für Cyberangriffe oder die Verbreitung von Propaganda zu missbrauchen.

Experte sieht freien Informationsfluss bedroht
Einige Experten befürchten dennoch, dass der Schritt die Russen auch daran hindern könnte, auf Informationen zuzugreifen, die nicht vom Kreml stammen. „Ich möchte den Menschen auf der ganzen Welt vermitteln, dass, wenn man das Internet in Russland abschaltet, dies bedeutet, dass 140 Millionen Menschen zumindest von einigen wahrheitsgemäßen Informationen abgeschnitten werden“, sagte Mikhail Klimarev, Geschäftsführer der Russischen Gesellschaft zum Schutz des Internets, der „Washington Post“. „Solange es das Internet gibt, können die Menschen die Wahrheit herausfinden. Ohne Internet werden alle Menschen in Russland nur noch Propaganda hören.“

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