Alltag mit Darmkrebs

„Manchmal denke ich gar nicht an die Krankheit“

Patientenberichte
05.03.2022 05:00

Und den Krebs zu vergessen, ist Teil jener guten Lebensqualität, die chronisch kranke Krebspatienten wie Ing. Michael Luger und seine Ärzte anstreben. Der Niederösterreicher beschreibt seinen Alltag.

„Bereits über fünf Jahre bin ich mit meinem Krebs beschäftigt“, erzählt Ing. Michael Luger. Mit 50, knapp vor der ersten Vorsorge-Darmspiegelung, trieben ihn starke Schmerzen und Durchfälle zum Arzt. Dann die schockierende Diagnose: Ein acht Zentimeter großer Tumor hatte sich im Darm gebildet. Der Anlagen-Techniker wurde sehr schnell und erfolgreich operiert. „Niederschmetternder war jedoch die Nachricht, dass meine Leber voller Metastasen war. Später kamen auch noch gestreute Tumore in der Lunge dazu“, erinnert sich der Niederösterreicher.

„Als der Kampf losging, gab man mir eine Überlebenschance von drei, vier Jahren. Das war eine schlimme Zeit, in der mir meine Frau sehr viel Kraft gegeben hat. Heute nach etlichen Chemotherapien und Operationen kann ich sagen: Es geht mir gut. Aber das Ergebnis der nächsten Kontrolluntersuchung vermag natürlich zu bedeuten, dass wieder eine Therapie ansteht. Allerdings lebt natürlich immer die Hoffnung, dass man im Körper nichts Bösartiges mehr findet.“

Metastasen immer besser in den Griff bekommen
Noch vor 20 Jahren war so einer ausufernden Metastasierung überhaupt nicht beizukommen, heute hat sich das geändert. „Es geht bei der Behandlung aber in vielen Fällen gar nicht unbedingt darum, den Patienten komplett zu heilen. Ziel ist es, daraus eine chronische Erkrankung zu machen“, erläutert Prim. Univ.-Prof. Dr. Leopold Öhler, Vorstand der Onkologischen Abteilung am Krankenhaus der barmherzigen Schwestern in Wien. Der Onkologe führt weiter aus: „Es braucht Teamwork von Patienten und Ärzten, um den Krebs in den Griff zu bekommen. Wichtig ist eine offene Kommunikation und ein Behandlungskonzept, das gemeinsam erstellt wird.“

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Die Betreuung der Krebspatienten ist eine komplexe Teamleistung. Sie kann nur durch eine enge Zusammenarbeit von Experten unterschiedlichster Disziplinen gelingen.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Präsident der Österr. Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie

„Der sichtbare Primärtumor wurde mit Sicherheitsabständen im gesunden Gewebe operativ entfernt“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Alexander Klaus, Vorstand der chirurgischen Abteilung, die Behandlung seines Patienten. „Danach erfolgte Chemotherapie, um alle übrigen Krebszellen zu vernichten. Das ist leider nicht vollständig gelungen, die Zellen suchten sich gleichsam eine neue Heimat. Bei Dickdarmkrebs häufig in Leber und Lunge.“ Trotz aller Widrigkeiten bleibt Herr Luger positiv. „Der Krebs ist immer da und wirkt sich auf das ganze Leben aus. An das ungute Gefühl vor den Kontrolluntersuchungen alle drei Monate gewöhnt man sich nie.

Aber es gibt schon Momente, da denke ich gar nicht mehr an die Krankheit“, so der 55-Jährige. Vor allem, wenn der zweifache Vater erwachsener Kinder und Opa von bald vier Enkerln Zeit mit seiner Familie verbringt. „Wir machen viele Ausflüge oder spielen im Garten“, lächelt der Weinviertler. Außerdem zieht er Kraft aus seinen Hobbys wie Motorradfahren oder Gartenarbeit. Ebenso geht er erfolgreich seinem Beruf nach. Auch hegt und pflegt er einen kleinen Weingarten, wo er Traubensaft produziert. Auftakt des Darmkrebsmonat März fordern die Experten dazu auf, die Koloskopie in Anspruch zu nehmen, um etwaige Tumore früh zu erkennen.

Online Symposium
Für Interessierte und Betroffene veranstaltet die Selbsthilfe Darmkrebs am 8. März um 18.00 Uhr ein Webinar mit Expertenvorträgen. Anmeldung erbeten. Fragen können vorab gestellt werden an.

Interview auf krone.tv

7. 3. „Krebs in Österreich“ - 17.00 und 19.25 Uhr sowie am 8. 3. um 7.15 und 12.15 Uhr. Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Klinik Ottakring, und Prim. Dr. Alexander Klaus, Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien, beantworten im Interview interessante Fragen zum Thema.

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