Nach AKW-Unfall

Tepco-Chef Masataka Shimizu tritt zurück

Ausland
20.05.2011 14:56
Mehr als zwei Monate nach dem Atomunglück im japanischen Kraftwerk Fukushima tritt der Chef des Betreibers Tepco zurück. Als Topmanager habe er die volle Verantwortung zu übernehmen, sagte der 66-jährige am Freitag in Tokio. Präsident Masataka Shimizu werde im Juni durch den derzeitigen Geschäftsführenden Direktor Toshio Nishizawa ersetzt, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Tepco-Führung war bereits des Öfteren für ihr mangelhaftes Krisenmanagement gerügt worden.

Ein schweres Erdbeben gefolgt von einem Tsunami hatte zur größten Reaktorkatastrophe seit der in Tschernobyl vor 25 Jahren geführt. Bislang ist es nicht gelungen, die havarierten Reaktoren wieder unter Kontrolle zu bringen, immer noch tritt Radioaktivität aus. Konsequenzen waren also längst überfällig.

Leitung muss Verantwortung übernehmen
"Wir haben beschlossen, dass die Leitung die volle Verantwortung übernehmen sollte", begründete der schon lange umstrittene Shimizu seinen Rücktritt. Er hatte sich zwei Tage nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März für die Havarie des AKW Fukushima entschuldigt. Danach war er krank geworden und wochenlang nicht zu sehen, während ein Tepco-Sprecher Tag für Tag neue Schreckensmeldungen über die Vorgänge in den Reaktoren verkünden musste. Erst am 11. April trat Shimizu wieder öffentlich auf. "Die Öffentlichkeit hat das Vertrauen in die Atomenergie verloren", stellte er am Freitag fest. Deshalb muss jetzt auch der Leiter von Tepcos Atomabteilung, Sakae Muto, seinen Hut nehmen.

Laut Tepco soll Shimizu nach der Hauptversammlung Ende Juni durch den geschäftsführenden Direktor Toshio Nishizawa ersetzt werden. Es sei sein "Schicksal, in diesen schweren Zeiten unsere Bemühungen zu leiten", sagte der künftige Tepco-Chef. Auch er entschuldigte sich für die größte Atomkatastrophe seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl.

Unglück beschert Tepco Rekordverlust
Tepco teilte weiter mit, wegen des Unglücks einen Rekordverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr in Höhe von umgerechnet 10,7 Milliarden Euro (1,25 Billionen Yen) verzeichnet zu haben. Es ist der höchste Verlust, der jemals von einem japanischen Unternehmen außerhalb der Finanzbranche verzeichnet wurde. Eingerechnet sind die Kosten für die Stilllegung von vier der sechs Reaktoren von Fukushima sowie für die Reparatur von Wärmekraftwerken, deren Inbetriebnahme einen Engpass bei der Stromversorgung verhindern soll. Auch die Kosten für die Kühlung der Reaktoren und der Abklingbecken sowie für die Entsorgung von tausenden Kubikmetern kontaminierten Wassers wiegen schwer.

Reaktoren sollen verschrottet werden
Tepco werde die vier Reaktoren des AKW Fukushima verschrotten, hieß es am Freitag. Der Plan, zwei weitere zu bauen, sei hinfällig, teilte das Unternehmen mit.

Einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wagte Tepco nicht. Die Aktionäre werden keine Dividende erhalten. Dies war zuletzt 1951 der Fall, in dem Jahr, in dem Tokyo Electric Power gegründet worden war. Der Wert der Tepco-Aktie an der Börse in Tokio sank auch am Freitag weiter. Seit der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe Mitte März brach der Wert der Aktie bereits um mehr als 80 Prozent ein.

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